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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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das Bergwerk gegraben worden war.
    Was sie einem eben immer so erzählten. Jahrmillionen – das konnte sich Serenity nicht wirklich vorstellen. Jedenfalls diente die Höhle nun als Abstellplatz für alle Fahrzeuge, über die sie verfügten. Entsprechend roch es nach Abgasen, Benzin und Steinstaub.
    Da – der graue Lastwagen, der Brian Dombrow, einem alten Freund ihres Vaters, gehörte, stand wieder an seinem Platz! Also waren sie zurück. Erleichtert rannte Serenity die Wendeltreppe hinauf, die in den Hauptstollen führte, wo sich die Gemeinschaftsräume befanden.
    Die Küche war nicht nur der eigentliche Mittelpunkt von Hide-Out, sondern auch der am freundlichsten eingerichtete Raum des ganzen Bunkersystems. Wenn man sie betrat, konnte man im ersten Moment glauben, auf eine Terrasse zu gelangen. Das war ein Trick; der Eindruck wurde durch die versteckt angebrachte Beleuchtung erzielt, deren Licht auf wuchernde Kräuterbeete entlang der Wände fiel. Außerdem umgab eine Balustrade aus dunklem Holz die Sitzgruppen, als läge jenseits davon ein weitläufiger Garten.
    Ein paar Männer und Frauen waren an den Herden beschäftigt, vermutlich schon mit Vorbereitungen für das Mittagessen. Ihre Mom stand an der Kaffeemaschine. Serenity begrüßte sie mit einem raschen Kuss, schnappte sich eine Tasse und erkundigte sich, während sie sich einen Kaffee einschenkte, wie es der Gruppe ergangen und wann sie zurückgekommen war.
    »Hat das was zu bedeuten?« Ihre Mutter musterte Serenity skeptisch. »Wieso fragst du nicht, wann dein Bruder und die anderen zurückgekommen sind?«
    Serenity stutzte. »Wieso? Hab ich doch gefragt?«
    »Nein. Du hast gefragt, wann Christopher und die anderen zurückgekommen sind.«
    Ups. Serenity hatte das Gefühl, rot anzulaufen. Hastig nahm sie einen Schluck Kaffee, hustete dann übertrieben und stöhnte: »Brr! Ist der bitter ohne Milch.«
    Ihre Mutter ließ sich nicht ablenken. Serenity kannte diesen Blick.
    Sie räusperte sich. »Meinte ich ja. Also, wann sind sie angekommen?«
    »Heute Morgen um halb sechs. Hat dein Vater jedenfalls erzählt; ich war um die Zeit noch nicht auf«, sagte Mom. Sie wirkte auf einmal müde. »Es hat wohl alles geklappt. Sie haben diesen Mann mitgebracht und Dr. Connery und Barbara operieren ihn gerade.«
    Serenity musste einen Moment überlegen, ehe ihr wieder einfiel, von welcher Frau ihre Mutter sprach. Barbara Fowler hatte all die Jahre als Ärztin der Hide-Out-Leute fungiert – bloß war sie gar keine Medizinerin; sie hatte sich alles, was sie wusste, selber beigebracht.
    Serenity nippte weiter an ihrem Kaffee. »Gibt es immer noch keine Milch?«, fragte sie.
    Ihre Mutter zuckte mit den Schultern. »Gestern gab es den ganzen Tag über keine blinde Zeit. Ich glaube aber, heute fährt jemand raus.«
    Die Tür ging auf. Es war Christopher, noch ziemlich verschlafen.
    »Morgen«, nuschelte er und schnitt seltsame Grimassen, als müsse er verhindern, dass seine Augenlider von selber wieder zufielen. Als er Serenity erblickte, meinte sie, einen Moment lang so etwas wie ein Leuchten über sein Gesicht huschen zu sehen.
    Sie hob ihren Kaffeebecher an den Mund, wie um sich dahinter zu verstecken. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Vielleicht am besten gar nichts.
    »Morgen, Christopher«, dröhnte einer der Hide-Out-Leute vom Herd herüber. »Ich hätte gedacht, ihr schlaft alle noch, nach dieser Mammutfahrt!«
    »Ich hab unterwegs geschlafen, hab's nicht mehr ausgehalten im Bett.« Er rieb sich den Nacken, warf einen Blick an die Decke. »Ich schlaf überhaupt schlecht hier.«
    »Das ist das Silber«, platzte Serenity heraus. »Man muss sich erst daran gewöhnen.«
    Er sah sie mit großen Augen an und schien über ihre Worte nachzudenken, auf seine eigenartige Weise, die sie nie verstehen würde. Wahrscheinlich würde er zu dem Schluss kommen, dass das alles Blödsinn war. Dass die weitverbreitete Schlaflosigkeit ganz andere, viel einfachere Ursachen hatte – die Belüftung oder so etwas. Serenity ärgerte sich, dass sie nicht die Klappe halten konnte.
    »Willst du einen Kaffee?« Ihre Mom hielt Christopher eine leere Tasse hin.
    Der schüttelte sich. »Nein, danke. Ich steh nicht so auf Kaffee.«
    »Du siehst aber aus, als könntest du einen vertragen.«
    Christopher sah zu Boden. »Ehrlich gesagt weckt allein der Geruch ungute Erinnerungen.«
    Serenity wusste, was er meinte. Während der Flucht aus dem letzten Waldcamp hatte Christopher eines Abends, um wach

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