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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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rief Patrick, als er zurückkam. Die falschen Nummernschilder flogen in eine Ecke, und die Fahrt ging weiter.
    Sie fuhren und fuhren. Die einzigen Pausen fanden statt, wenn sie tanken mussten, ansonsten lösten sich Russel, Matthew und Kyle am Steuer ab, ohne anzuhalten.
    Es begann zu dämmern, was den angenehmen Effekt hatte, dass es endlich kühler wurde. Ein normales amerikanisches Auto hätte eine Klimaanlage gehabt, aber für die Fahrzeuge, die die Gruppe um Jeremiah Jones verwendete, traf das nicht zu. Es hätte sich schlecht damit vertragen, dass Jones weitestgehende technische Enthaltsamkeit predigte – er duldete Technik nur, wenn sie unbedingt nötig war. Was man unter »unbedingt« zu verstehen hatte, darüber konnten er und seine Freunde ganze Abende diskutieren, ohne dass es ihnen langweilig wurde.
    Jones und seine Freunde hatten früher friedlich auf einer Farm in Maine gelebt und biologischen Landbau betrieben. Doch dann hatte man ihnen Bombenanschläge auf Rechenzentren zur Last gelegt, die in Wirklichkeit das Werk der Kohärenz gewesen waren, und sie hatten fliehen müssen: zuerst in die Wälder von Montana und Idaho, wo Christopher, Kyle und Serenity zu ihnen gestoßen waren, schließlich nach Arizona, in ein Versteck namens Hide-Out.
    Hide-Out war eine Art Bunker, den eine Gruppe von Leuten sich in einem ehemaligen Silberbergwerk eingerichtet hatte, um einen Atomkrieg zu überleben. Der Atomkrieg hatte nicht stattgefunden, aber weil es ihnen gefiel, ihre eigenen Herren zu sein, lebten sie immer noch dort, von aller Welt vergessen.
    Dass genau dieser Welt eine viel heimtückischere Gefahr in Form eines Mikrochips drohte, den man den Menschen nur zu implantieren brauchte, um sie ihrer Individualität zu berauben – das beunruhigte diese Männer und Frauen so sehr, dass sie sich bereitwillig an den Aktionen beteiligten, die sich Jeremiah Jones ausdachte.
    Jones hoffte immer noch, der Kohärenz beizukommen. Er wollte sie besiegen, sie ausschalten, und Christopher hatte es aufgegeben, ihm begreiflich zu machen, wie aussichtslos das war. Die Kohärenz umfasste inzwischen weit über hunderttausend Mitglieder, von denen viele einflussreiche Stellen in Banken, bei der Polizei und den Geheimdiensten innehatten. Zwar gehörten selten die Spitzen dieser Organisationen dazu – es war schwierig, Vorstandsvorsitzende, Staatschefs und dergleichen gegen ihren Willen in Upgrader zu verwandeln, ohne Aufsehen zu erregen –, aber das schwächte die Kohärenz nicht. Dadurch, dass alle Upgrader in völliger Übereinstimmung handelten, aus einem geeinten und durch die Vereinigung superintelligent gewordenen Geist heraus, waren sie, war die Kohärenz als Ganzes weitaus effektiver als jede Verschwörung. Denn eine Verschwörung musste sich vor Verrätern in Acht nehmen oder vor Spitzeln in den eigenen Reihen, während so etwas bei der Kohärenz gar nicht möglich war. Die Kohärenz war ein einziger Geist in vielen Körpern. Dass ein Teil von ihr gegen den Willen des Ganzen handelte, wäre gewesen, als widersetze sich einem der kleine Finger der eigenen Hand, wenn man nach irgendetwas griff.
    Es wurde dunkel. Die Fahrbahn begann, vor Christophers Augen zu verschwimmen, zerfloss zu einem dahinfließenden Strom aus Lichtern und bleichem Asphalt. Ein paar Mal nickte er ein. Irgendwann klopfte ihm jemand auf die Schulter und sagte: »Komm, Junge. Leg dich hinten hin.«
    Das war eine gute Idee, fand Christopher und kletterte auf das obere der beiden Stockbetten. Es schaukelte ziemlich, einen Moment lang befürchtete er, seekrank zu werden ... aber dann war er auch schon weg.
    Bis ihn ein jäher Schrei aus dem Schlaf schreckte.
    »Was ist los? Was ist los?«, hörte er. Und: »Wer sind Sie?«
    Christopher brauchte einen Moment, ehe er begriff, dass die Stimme zu Albert Burns gehörte, der im Bett unter ihm zu sich gekommen war.
    »Beruhigen Sie sich«, erklang Russells tiefer Bass. »Wer wir sind, erklären wir Ihnen später. Sie sind in Sicherheit und Sie haben nichts zu befürchten. Wir bringen Sie an einen Ort, an dem man Ihnen den Chip entfernen wird.«
    »Oh«, stieß der alte Mann hervor. Er atmete eine Weile heftig, dann sagte er: »Das ist gut. Ja, das ist gut.«
    Im nächsten Moment begann er zu schnarchen.
    »Hmm«, machte Russell verwundert. »War's das schon? Er wollte nicht mal wissen, wieso er in Drahtgeflecht eingewickelt und gefesselt ist.«
    »Das ist ein gutes Zeichen«, sagte Christopher. »Bei meinem Vater

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