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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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solche Dinge anbelangte, verfügten die Leute von Hide-Out über eindrucksvolle Beziehungen. Und die Spur hatte hierhergeführt. Zu einem Immobilienmakler namens Albert Burns.
    Inzwischen war Christopher davon überzeugt, dass die Kohärenz das Ganze damals inszeniert hatte, um ihn dazu zu bringen, ins Feld zu gehen. Das Feld war erstaunlich stark hier in Nevada. Zumindest fand man es erstaunlich, bis man sich klarmachte, dass in Kalifornien, vor allem im berühmten Silicon Valley, mehr Upgrader lebten als sonst irgendwo in den USA. Und da die Upgrader viel reisen mussten, war das Mobilfunknetz auch in den umliegenden menschenleeren Wüstenstaaten stark ausgebaut worden.
    »Da kommt er.« Kyles Stimme klang angespannt.
    Es war ein Schiff von einem Auto, mit einer fetten Stoßstange, viel zu vielen Scheinwerfern und getönten Scheiben. Es rauschte an ihnen vorbei, bog in einer schwungvollen Kurve in den Carport ein und kam schaukelnd zum Stehen. Ein Mann stieg aus.
    »Okay.« Russell, der das Kommando hatte, reichte Kyle das Fernglas. »Euer Job.«
    Kyle hob das Glas vor die Augen. »Das ist er«, erklärte er ohne Zögern und reichte es an Christopher weiter.
    Auch Christopher erkannte das Gesicht wieder. Der Mann trug statt der Lederjacke ein dünnes weißes Leinenjackett, aber Christopher erinnerte sich nur zu gut an die stechenden Augen und die wie gegerbt wirkende Haut. »Ja«, bestätigte er. »Das ist der Mann.«
    »Okay«, sagte Russell. »Dann los.«

2

    Matthew und Patrick stiegen aus. Christopher duckte sich, obwohl er wusste, dass die Folie an der Innenseite der Frontscheibe keinen Blick ins Wageninnere zuließ. Der Mann durfte auf keinen Fall jemanden zu Gesicht bekommen, den die Kohärenz kannte, und ihn schon gar nicht.
    Niemand sprach. Alle schauten sie gebannt zu, wie die beiden Männer die Straße überquerten und auf den Immobilienmakler zutraten, die Hände zu einem harmlos wirkenden Gruß erhoben.
    »Mr Burns?«, hörten sie Matthew sagen. Ein winziges Mikrofon in seinem Kragen übertrug seine Stimme.
    Was der Mann daraufhin erwiderte, hörte man nicht, dazu war er wohl noch zu weit weg oder sprach zu leise. Aber er sah nicht aus, als schöpfe er Verdacht.
    »Freut mich, Sie zu treffen. Mein Name ist Tom Miller junior und das ist mein Cousin Peter Hecker.« Sie schüttelten Burns die Hand.
    »Wir haben auf Ihrer Website gesehen, dass Sie auch Farmen im Angebot haben«, fuhr Patrick alias Peter fort. »Und da wir gerade in der Gegend waren, haben wir gedacht, schauen wir doch einfach vorbei.«
    » ...dachten Sie denn?« Das war, ganz leise, die Stimme des hageren alten Mannes. Christopher erkannte sie wieder. Dieselbe Stimme hatte damals »Keiner bewegt sich« gesagt. Und dann: »Wir brauchen nur den Jungen, Christopher Kidd.«
    Christopher lief immer noch ein Schauer über den Rücken, wenn er an diesen Augenblick zurückdachte.
    »Irgendwas, das sich für Hühnerzucht eignet. Nicht zu klein. Think big, sag ich immer.«
    Burns, der eine Aktentasche in der Hand trug, musterte die hemdsärmelig dastehenden Männer. Christopher hielt den Atem an. Die beiden wirkten harmlos, aber Patrick hatte eine sperrige, ziemlich geräumige Tasche über der Schulter hängen. Das musste sein, war aber ziemlich auffallend.
    Sie hörten Burns etwas von »engem Zeitplan« und »Termin machen« sagen. Schöpfte er Verdacht?
    »Ja, klar. Können wir machen«, sagte Patrick. Christopher fand ihn beneidenswert cool. »Aber ich würde gern wissen, dass Sie auch gerade was im Angebot haben, was annähernd hinkommt. Sonst lohnt sich der Weg ehrlich gesagt nicht.«
    » ... kommen Sie her?«
    »Aus Richmond, Utah. Aber Sie wären der Erste, der das kennt, der nicht von dort ist.« Patrick lachte.
    Sie hatten sich die Einzelheiten dieser Geschichte sorgfältig zurechtgelegt. Es gab eine Ortschaft namens Richmond in Utah: Es kostete die Kohärenz nur den Bruchteil einer Sekunde, das nachzuprüfen.
    Christopher hörte Kyle neben sich aufatmen. »Es klappt«, murmelte er, als sie sahen, wie Burns eine einladende Handbewegung machte.
    »Gefällt mir nicht, dass sie nur zu zweit sind«, brummte Russell. »Drei wären besser gewesen.«
    »Drei Männer wären verdächtig gewesen«, widersprach Kyle. »Da hat mein Vater schon recht.«
    Russell sagte nichts. Er war einst beim Marine Corps gewesen, hatte in Kriegen in Übersee gekämpft, bis er nicht mehr daran hatte glauben können, dass er auf diese Weise die Welt besser machte.

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