Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kohl des Zorns

Kohl des Zorns

Titel: Kohl des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
Vom Netzwerk:
in Brentford hat eine gekriegt.«
    Pooley hob die Augenbrauen und sein Glas. »Jeder in ganz Brentford?«
    »Ganz genau. Am Ende ist doch noch etwas Gutes bei der Sache herausgekommen.«
    »Ich würde nicht hingehen, wenn ich du wäre«, riet Jim dem Alten. »Ehrlich gesagt, ich würde sogar einen weiten Bogen um das gesamte Stadion schlagen.«
    »Schon wieder ganz genau mein Gedanke, ehrlich«, erwiderte der Alte. »Ich habe meine Karte in der Times annonciert. Mit dem Geld, das ich damit verdiene, kann ich mir in Eastbourne einen kleinen Bungalow leisten. Ich biete dir einen Fünfer für deine Karte, wenn du willst. Komm, schlag ein.«
    Pooley saß tief über sein Pintglas gebeugt, zu dem sich inzwischen Normans Freibier gesellt hatte. »Meine Karte scheint Verspätung zu haben. Wenn du willst, kannst du mir den Fünfer jetzt schon geben, ich laß’ dir die Karte dann zukommen, wenn es soweit ist.«
    »Sehe ich vielleicht aus wie ein Volltrottel?« erkundigte sich der Alte Pete. »Mach dich auf dein Fahrrad, Pooley. Viel Glück, Norman.« Er hob sein Glas in Richtung des betrunkenen Eckladenbesitzers. »Auf dein ganz spezielles Wohl.«
    »So, Jim«, sagte Neville, als er mit dem Zapfen fertig war, »was willst du nun unternehmen?«
    Pooley schüttelte den Kopf. Wie sollte er Neville erklären, was in Brentford vor sich ging? Im kalten Licht des Tages schien alles so unsinnig. Und er war sich selbst nicht einmal sicher, daß er tatsächlich gesehen hatte, was er gesehen zu haben meinte. Je länger er darüber nachdachte, desto stärker wuchs in ihm die Überzeugung, daß er in einem Drogenrausch gefangen gewesen war, ausgelöst durch Weihrauch und Whisky. Was allerdings überhaupt nichts an der Tatsache änderte, daß John tot war.
    »Mir geht es nicht gut«, verriet er Neville. »Vielleicht habe ich etwas Schlechtes gegessen oder so. Was John betrifft, ich weiß es nicht. Wirklich nicht.«
    »Tut mir leid, wenn du dich nicht auf der Höhe fühlst, Jim. Du hast irgend etwas vom Professor erzählt, bevor wir unterbrochen wurden.«
    »Ach, nichts.« Ohne Omally fühlte sich Pooley erbärmlich alleine, irgendwie unvollständig. »Überhaupt nichts. Es spielt keine Rolle.«
    »Wie du meinst«, erwiderte der Barmann. »Aber hör mal, wenn du John zufällig treffen solltest, dann sag ihm, daß er seinen Job hier jederzeit wieder haben kann. Er war ein guter Mann und hat mich nicht übers Ohr gehauen. Ich bin ihm eine Menge schuldig.«
    »Das sind wir alle.« Pooley hob das Glas. »Du bist ein guter Bursche, Neville. Solange es Menschen wie dich gibt, ist nicht alles verloren.«
    »Nun, äh … danke, Jim. Ich weiß es zu schätzen.«
    »Du bist aber wirklich in einer verdammt miesen Stimmung«, sagte der Alte Pete. »Dir sind die Augen übergelaufen, oder was?«
    »Irgend etwas in der Art, ja. Halt die Klappe, du alter Bastard.«
    »Wenn du meinst.«
    Plötzlich gab es mitten im Schankraum einen Tumult. »Seht her!« rief der angetrunkene Norman und schuf einen freien Raum in der Menge. »Seht genau her!«
    Die Neugierigen und falschen Freunde, die seine Runden ohne zu zögern angenommen hatten, zogen sich augenblicklich in eine respektvolle Distanz zurück und beobachteten den Eckladenbesitzer mißtrauisch. »Was soll das geben?« fragten sie.
    »Eine Demonstration der fliegenden Norman-Hartnell-Mark-Eins-Jacke. Voilà.« Norman öffnete seinen Mantel. Um den Leib hatte er einen breiten Gürtel mit Bleigewichten und anderen schweren Gegenständen geschlungen. »Das Wunder namens Normanit.« Norman öffnete die Gürtelschnalle, und die Gewichte polterten unter lautem Getöse zu Boden. »Auf und davon!«
    Und zum Erstaunen der gaffenden Massen schwebte er vom Boden auf und zur Decke. »Er überspringt gewaltige Bauwerke mit einem einzigen Satz!« rief der Ladenbesitzer zu seiner sprachlosen Zuschauerschaft hinab.
    »So ein verdammter Idiot«, brummte der Alte Pete leise. »Mein Glas ist schon wieder leer.«
    »Nun laß Norman mal in Ruhe!« sagte Neville der Teilzeitbarmann. »Schließlich kriegt man so eine Schau nicht alle Tage zu sehen.«
    Norman schwebte unter der Decke entlang und kicherte albern. Hinter Pooley rollte der Bursche in der abgerissenen braunen Kleidung mit dem Klapprandhut seine Zeitung zu einem engen Rohr zusammen, schob etwas Eigenartiges in das eine Ende und setzte es an seinen Mund.
    »Hoch soll er leben!« grölte die Menge. »Und wehe, jemand sagt etwas anderes.«
    »Wenn er mir auf den

Weitere Kostenlose Bücher