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Kohl des Zorns

Kohl des Zorns

Titel: Kohl des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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noch Schrott sind, ein Dutzend Konstabler im Krankenhaus, und mein Ruf, als wäre er nicht schon geschädigt genug, liegt in Scherben. Und jetzt steht sogar mein Job auf dem Spiel!«
    »Sie haben Ihre Gelegenheit ungenutzt verstreichen lassen«, sagte Rune. »Mein Mitleid oder mein Verständnis anzubieten wäre genauso vergeblich wie falsch.« Rune wischte sich Cornflakes von den Schultern. »Ihr Mann war nicht bei der Sache, das habe ich deutlich gespürt. Beim nächsten Mal wird es noch schwieriger.«
    »Wagen Sie nicht, Ihre Belohnung zu verlangen«, entgegnete Hovis.
    »Sie müssen es schon auf meine Weise machen, Inspektor. Es wird ein paar Tage dauern. Lassen Sie den Gasometer rund um die Uhr beobachten und verhaften Sie jeden, der versucht, ihn zu verlassen. Ansonsten vertreiben Sie sich irgendwie die Zeit und warten Sie, bis ich Ihnen das Stichwort gebe.«
    Hovis schob seine Cornflakesschale beiseite und machte sich über den Inhalt seines Spazierstockgriffes her, indem er eine gute Prise vom marokkanischen Schwarzen, verschnitten mit Kokain, im linken Nasenloch applizierte. »Wenn Sie mich aufs Kreuz legen, Rune«, sagte er, »dann mache ich Manschetten aus Ihren Eiern.«
    »Ich bin Hugo Rune«, sagte selbiger. »Lord der Sieben Sphären, Meister des kosmischen Bewußtseins, Laird von Cockpen und rechtmäßiger Erbe der Großmeisterschaft von der Goldenen Dämmerung! Ich denke, also habe ich recht.«
    »Das sollten Sie auch besser!« Hovis blickte auf, doch der Stuhl ihm gegenüber war leer. Hugo Rune war verschwunden.
     
    Professor Slocombe stieß den Schläfer auf seiner Chaiselongue mit einem hausschuhbewehrten Zeh an. »Aufwachen, Jim. Ich möchte, daß du dir etwas ansiehst.«
    Pooley rieb sich die Augen und setzte sich mühsam auf. »Ich erinnere mich gar nicht, eingeschlafen zu sein«, brummte er, streckte die Arme und gähnte herzhaft. Plötzlich war er hellwach. »Verdammt!« ächzte er. »Gestern nacht! Diese Geschichte!« Er sah sich im Arbeitszimmer des Professors um. Alles sah aus wie immer: ein wenig verwirrend, aber im großen und ganzen aufgeräumt. »Habe ich geträumt, oder ist das alles passiert?«
    »Du hast uns das Leben gerettet, Jim.«
    »Tatsächlich? Aber ich war doch gar nicht da! Irgend etwas ist geschehen. Ich war woanders.«
    »Ich weiß, Jim. Und jetzt beginne ich auch endlich zu verstehen.«
    »Ist er verschwunden?« Jim blickte sich furchtsam um. »Ist er … ist er tot?«
    »Noch nicht. Bedauerlicherweise.«
    »O Gott!« stöhnte Pooley. »Dann müssen wir also noch mal durch die Prozedur?«
    »Oder Schlimmeres, wie ich fürchte. Doch jetzt komm, ich möchte dir etwas zeigen.«
    Der Professor führte Jim zu seinem Schreibtisch, wo ein wunderschön gearbeitetes Messingmikroskop aus viktorianischer Zeit aufgebaut stand.
    »Wirf doch bitte einmal einen Blick dort hinein«, sagte Professor Slocombe und deutete auf das Okular.
    Jim riskierte einen Blick. »Meine Güte!« fluchte er und zuckte heftig zurück. »Das ist ja alles lebendig da drin!«
    »In der Tat, ganz recht beobachtet. Und was hast du gesehen?«
    »Kleine Dinger, die wie verrückt umherflitzen. Sie sahen …«
    »Ja?«
    »Wütend«, sagte Jim. »Sie sahen sehr wütend aus.«
    »Und genau das sind sie auch. Sie sind der Stoff, aus dem unser Freund Kaleton gemacht ist.«
    »Freund?«
    »Verzeihung. Das Wort ist wirklich äußerst unpassend. Diese kleinen Dinger sind tatsächlich ein Teil von Kaleton. Der silberne Flakon hat einen Teil seiner Substanz eingesogen. Kaleton flüchtete Hals über Kopf, bevor der Flakon noch mehr aufsaugen konnte, doch das, was wir jetzt haben, reicht mehr als aus.«
    »Und was hat das nun zu bedeuten?«
    »Es bedeutet, daß der Nicht-Mensch Kaleton ein ›Grex‹ ist. Ein Wesen aus vielen kleinen Organismen, die sich gruppieren und zu etwas organisieren können, das anders aussieht, entweder zur Tarnung oder zur Verteidigung. Bestimmte Bakterien besitzen diese Fähigkeit, wenn sie zu verhungern drohen. Sie schicken eine Art Botschaft durch eine Reihe einzelner Zellen und verschmelzen dann zu einer größeren Form, die anders funktioniert. Sie verlieren ihre Individualität, weil es ums Überleben aller geht.«
    »Ich glaube, ich bin noch nicht ganz wach«, sagte Jim.
    »Betrachte es als eine Art Mikrokosmos der menschlichen Gesellschaft. Ein einzelnes, nacktes Individuum kann nicht überleben, aber gemeinsam mit den anderen, ernährt und geschützt durch das Ganze, ist es befähigt zu

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