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Kohl des Zorns

Kohl des Zorns

Titel: Kohl des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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Schein des Feuers ihre Kreise zogen. Es war fast, als wäre er durch die Zeit zurückgereist und beobachtete nun einen uralten Fruchtbarkeitstanz.
    Omally jedoch war aus anderem Stoff gemacht. »Vielleicht sollten wir lieber verschwinden«, krächzte er in Pooleys Ohr.
    »Pssst!« entgegnete Jim. »Das ist doch nichts weiter als ein Tanz. Ausgelassene Lebensfreude!«
    »Hexerei ist das!« widersprach John. »Die reinste Hexerei!«
    »Wirklich?« Jim betrachtete die Szenerie mit neu erwecktem Interesse. »Du meinst vielleicht Orgien?«
    »Wir müssen sie aufhalten!«
    »Bist du verrückt geworden? So etwas sieht man schließlich nicht alle Tage!«
    »Wir müssen sie aufhalten, Jim!« Omally erhob sich und machte Anstalten zu brüllen, doch was immer er hatte sagen wollen, die Worte drangen niemals über seine Lippen.
    Mit einem plötzlichen Rauschen stürzte etwas von oben herab. Es war groß, dunkel und furchterregend, und es fiel mit lautem Kreischen direkt in das Feuer, während die Tänzer in alle Richtungen auseinanderstoben.
    Die beiden Männer starrten in schreckgebannter Faszination auf das Ding in den Flammen, wie es das Feuer auslöschte.
    Mit einem Mal herrschte beinahe völlige Dunkelheit. Pooley und Omally konnten nur noch ahnen, was sich ein Stück weit vor ihnen abspielte. Schreie und Kreischen erfüllten die Luft, und vom Himmel drang ein Brüllen herab wie von einer Dschungelkreatur.
    Mächtige Flügel flatterten durch die Luft, und Omally erspähte einen riesigen Kopf, der wie der eines Adlers aussah. Er hackte mit dem gewaltigen Schnabel nach den fünf zuckenden, zurückweichenden Körpern, die sich zu wilder Flucht wandten. Und doch war es kein richtiger Vogel: Das Ding bewegte sich auf vier Füßen und besaß einen langen, schwarzen Stachelschwanz, der unruhig und gefährlich durch die Luft peitschte.
    Pooley und Omally waren wie betäubt. Eine nackte junge Frau rannte schreiend an ihnen vorbei in die Dunkelheit, und sie wichen zurück.
    Sie sahen, wie ein Mann von den Füßen gerissen wurde und wandten sich ab, um ihr Heil in der Flucht zu suchen.
    Das kleine Wäldchen leuchtete im Mondlicht silberweiß, die nackte Frau war nirgendwo zu sehen. In blinder Panik, betäubt von Furcht und Entsetzen, lösten sie die Leine des kleinen Fischerboots, stießen es in die Themse und ruderten davon.

Kapitel 24
     
    Die großen Verandafenster von Professor Slocombes Arbeitszimmer standen wie immer weit offen. John und Jim stolperten ächzend und schnaufend hindurch. Der alte Gelehrte saß an seinem Schreibtisch, vor sich auf einem silbernen Tablett drei Gläser und die unvermeidliche Whiskykaraffe.
    Der Professor blickte von seinen Büchern auf und musterte die beiden blassen Gestalten, die ihn aus der Arbeit gerissen hatten, mit eisig blauen Augen. Er legte ein elfenbeingriffenes Vergrößerungsglas beiseite, und sein Blick schweifte von den unangemeldeten Besuchern ab und blieb an der Karaffe hängen.
    John benötigte keine verbale Einladung. Er packte die Karaffe am Hals und schüttete hastig Whisky in die bereitstehenden Gläser. »Das war kein Affe, Professor!« ächzte er. »Das war mit Sicherheit kein Affe!«
    »Nein«, sagte der Weise. »Offensichtlich nicht. Beruhigt euch ein wenig, und dann berichtet mir bitte, was ihr gesehen habt.«
    Mit den Gläsern in den weißen Knöcheln setzten die beiden sich an das Kaminfeuer und sprudelten ihre Horrorgeschichte heraus.
    Schließlich hob der Professor einen schlanken Zeigefinger. »Diesmal muß ich wirklich die Polizei informieren«, sagte er. »Ihr habt euch nichts zuschulden kommen lassen und nichts zu verbergen, deswegen müßt ihr keine Furcht hegen. Wenn dort auf der Insel Menschen ihr Leben verloren haben, dann ist das eine Sache für die Behörden. Ich werde augenblicklich die Polizei benachrichtigen.«
    Pooley und Omally wechselten mißtrauische Blicke, beugten sich über ihre Drinks und schweigen. Der Professor erledigte seinen Anruf. »Gibt es sonst noch etwas, das ihr mir erzählen wollt?« fragte er, nachdem er den Hörer wieder aufgelegt hatte.
    »Nichts«, antwortete Jim. »Wir haben nichts Falsches getan, Professor. Wir haben uns an unsere Abmachung mit Ihnen gehalten, ganz ehrlich.«
    »Ich kann keinen Makel in eurem Verhalten entdecken, Jim.«
    »Aber was war das für ein Wesen?« erkundigte sich Omally. »Und sagen Sie nicht wieder, ein dressierter Affe.«
    Der Professor legte beide Daumen und Zeigefinger zusammen und dachte nach. »Nach

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