Kohl des Zorns
Fliegenden Schwan zu folgen.
Die Salonbar war bereits gut gefüllt. Presseleute unterhielten sich laut und füllten die Luft mit billigem Zigarrenqualm, und der Alte Pete war gezwungen, seinen Stock einzusetzen, um sich einen Weg zum Tresen zu bahnen. »Tut mir schrecklich leid, Mister«, entschuldigte er sich bei einem der getroffenen Reporter, während er sich vorbeischob. »Ich hab’ Sie hoffentlich nicht verletzt?« Der Pressefritze starrte dem alten Halunken mit mordlüsternen Augen hinterher, während er sich die blessierte Kniescheibe hielt.
»‘n Abend, Pete.« Die Stimme gehörte John Vincent Omally, dem sauber rasierten und frisch gekleideten Barmann mit dem angeklipsten Schlips. »Was darf’s denn sein?«
»Das ist sehr freundlich von dir, John.«
Omally schüttelte den Kopf und versah ein funkelndes Pint mit einer vollendeten Schaumkrone. »Tut mir leid«, sagte er. »Aber das würde mich den Job kosten.«
Pete brummelte vor sich hin. »Ich werde mich nie daran gewöhnen, daß du jetzt auf der anderen Seite des Tresens stehst«, sagte er. »Ein Helles bitte, aber nicht zu warm, ja?«
»Sehr wohl, Sir.«
Neville beobachtete seinen keltischen Barmann aus den Augenwinkeln. Omallys Verhalten war — bisher jedenfalls — vorbildlich. Sein Benehmen war höflich, sein Geschick am Zapfhahn war eine Freude für das Auge. Neville mußte kaum ein Wort sagen. Omally war stets einen Schritt voraus, füllte ein Whiskymaß nach oder ersetzte ein leergewordenes Faß. Seine Hingabe ging sogar soweit, daß er junge Damen nach Hause begleitete, die zu tief ins Glas geschaut hatten. Omally war fast zu gut, um wahr zu sein, und das bereitete Neville einiges Kopfzerbrechen, denn er war ein Mann, der das Vertrauen in seine Mitmenschen bereits vor langer Zeit verloren hatte.
Doch Omally hatte seine prägenden Lebensjahre als Page im Clancys verbracht, und so bereitete ihm die Arbeit nicht wenig Vergnügen. Darüber hinaus hatte er beschlossen, daß er mit seinem Anteil an Pooleys Wettschein ein eigenes Lokal eröffnen würde.
In diesem Augenblick betrat Jim Pooley die Salonbar und schob sich unter Ellbogeneinsatz durch das Gedränge zur Theke.
»Hast du dir die Füße abgeputzt?« begrüßte ihn Omally. Neville kicherte albern und wandte sich seinem Teil der Arbeit zu.
»‘n Abend, John, ‘n Abend, Pete«, sagte Pooley, indem er dem älteren zunickte und Omallys Bemerkung ignorierte. »Ein Pint Large, bitte.«
»‘n harter Tag an der Unkrautvernichtungsfront, eh?« erkundigte sich der Alte Pete, während Omally ein Pint von Jims bevorzugtem Bier zapfte.
»Ich fürchte, der Professor macht sich insgeheim über mich lustig.« Jim zog seinen Tabaksbeutel hervor und drehte sich eine Zigarette. »Jedesmal, wenn ich ein Loch gegraben habe und auch nur einen Augenblick wegsehe, finde ich den Boden unberührt. Jede Gabel Blätter scheint Tonnen zu wiegen.«
Der Alte Pete kicherte. »Seine Hochwürden der Professor will wahrscheinlich einen Mann aus dir machen«, schlug er vor. »Aber er zahlt gut, wie ich wetten möchte. Und im voraus, oder?«
Pooley, der inzwischen gelernt hatte, wenigstens zwei Sätze weiterzudenken, bevor er mit dem Alten redete, überhörte die letzte Bemerkung angelegentlich. »Kaum genug, um meine laufenden Kosten zu decken, und sicher nicht genug, um anderen ein Pint zu spendieren.« Er nahm sein Glas entgegen und schob Omally den exakten Betrag in Pennies und Halfpennies über den Tresen in die hingestreckte Hand. »Großartige Sache, dieses Stadion, eh, Pete?« Er deutete nach draußen und oben. »Brentford wird sicherlich berühmt werden.«
Der Alte Pete setzte ein verdrießliches Gesicht auf. »Schnickschnack«, brummte er. »Versteht mich nicht falsch, ich würde mich ja gerne eurer Meinung anschließen. Aber dieser Blödsinn? Ein Märchenschloß im Himmel, das nicht einmal sein Wasser festhalten kann!«
»Es wird den Regen von Brentford abhalten!«
»Ja, und das Gemüse im Schrebergarten verdorrt.«
»Freier Eintritt für uns alle! Stell dir das vor!«
»Mich bringen keine zehn Pferde da hoch.« Pete fuchtelte mit seinem Stock in der Luft und versetzte die Pressefritzen ringsum in Angst und Schrecken. »Ich werde meine Eintrittskarte verkaufen und ein paar Wochen in Eastburne Urlaub machen, bis die ganze Geschichte vorbei ist.«
Pooley setzte ein nachdenkliches Gesicht auf. »Ich frage mich, was aus dem Stadion wird, wenn die Spiele vorüber sind.«
»Meinetwegen können sie es
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