Kokoschanskys Freitag
Überzeugung gelangt, ich kann nicht warten und die Zügel schleifen lassen, nur weil sie mich suspendiert haben. Lange Rede, kurzer Sinn. Ich habe kurzfristig einen Termin beim Bundespräsidenten bekommen. Jetzt ist er auf dem gleichen Wissensstand wie Sie, Herr Kokoschansky, und wie ich annehme auch Sie, Major Volzer. Der Präsident war schwer schockiert, als ich ihn mit den Tatsachen konfrontierte, und zitierte sofort Bundeskanzler, Vizekanzler und Innenministerin in die Hofburg. Dort musste ich nochmals referieren. Danach legte der Bundespräsident der Innenministerin nahe, umgehend Greter abzuberufen und mich wieder in meiner alten Funktion einzusetzen. Sofort war sie damit einverstanden. Es war ihr anzusehen, dass sie am liebsten ins nächste Mauseloch schlüpfen und nur ihre eigene Haut retten wollte. Doch der Präsident ging noch einen Schritt weiter und ich muss ehrlich gestehen, ich hätte ihm niemals diese Konsequenz zugetraut. Denn nachdem ich wieder in meinem alten Amt bestätigt war, legte er der Ministerin ihre Demissionier ung nahe. Der Bundeskanzler ergriff sofort die Chance, daraus politisches Kapital zu schlagen, und enthob seine unbeliebte Ministerin kurzerhand ihres Posten. Schließlich ist sie nicht in seiner Partei. Mit diesem Akt hofft der Kanzler natürlich in seiner auch nicht sonderlich überragenden Beliebtheitsskala bei der Bevölkerung zu steigen und gleichzeitig seinem Vize kanzler, der ja bekanntlich im gleichen politischen Lager wie die Ministerin beheimatet ist, zu zeigen, wer Herr im Hause ist. Der Bundespräsident übert rug mir nun auch die Agenden des Innenministers. Wegen der Brisanz der Lage habe ich zwar angenommen, jedoch sofort eingeräumt, nur interimistisch dieses sensible Amt ausüben zu wollen, bis ein geeigneter Mann dafü r gefunden ist. Mir reicht der Generaldirektor für Öffentliche Sicherheit vollends. Offiziell wird diese geheime Sitzung mit sämtlichen Konseque n zen und den neuen Konstellationen erst morgen früh.“ Schuberth schaut auf seine Armbanduhr und wiegt den Kopf hin und her „Ich korrigiere mich, heute früh bekannt gegeben. Meine Herren, ich wollte, dass Sie es zuerst erfahren. Sie haben es sich redlich verdient. Das ist eben Österreich.“
„Das ist ja der Hammer!“ Geronimo schlägt voller Freude spontan sei nem obersten Chef kräftig auf die Schulter. Kaum das seine Hand dessen Schulter berührt hat, wird ihm sein Fauxpas bewusst. „Entschuldigung, dass ist mir so ... Entschuldigung!“
„Keine Angst, Sie müssen jetzt nicht sofort wieder den Verkehr regeln“, lacht Schuberth. „Es ist immer gut, zu wissen, dass man nicht ganz unbelieb t ist. Meine Herren, es war mir wirklich ein Vergnügen mit Ihnen.“
Kokoschansky, noch völlig unter dem Eindruck des Gehörten stehend, meint: „Herr Minister, ich bin ein nachtragender Mensch. Hier und mit schönem Gruß von mir an Greter.“ Er fischt den Keylogger aus seiner Jacke und übergibt den kleinen Spion Schuberth.
„Auch das ist mir bekannt, Herr Kokoschansky, wie Sie wissen. Es wa ren Leute der Sondereinheit Observation des Innenministeriums, auf Greter s Anweisung hin, in Ihrer Wohnung. Auch Ihr Handy wurde abgehört. Doch Sie waren so klug, es nicht mehr zu benutzen. Die Anzeigen gegen Greter und einige seiner Leute wegen Amtsmissbrauchs liegen bereits bei der zuständigen Staatsanwaltschaft. Es werden bestimmt noch weitere Köpfe rollen. Auch Herr Schrenk muss wegen seines letzten Artikel mit erheblichen Schwierigkeiten rechnen. Genug geredet, meine Herren. An die Arbeit, es gibt noch genug Scheiße aus dem Weg zu räumen.“
***
Kokoschansky behielt recht. Es war nur die Spitze des Eisberges. Nach und nach kommt die Wahrheit ans Tageslicht. Nach den ersten CNN -Nachrich ten steht die Medienwelt Kopf. Sämtliche Sender und Zeitungen rund um den Erdball wollen Kokoschansky. Irgendein deutscher Journalist erfindet den Begriff „Koko-Gang“, bestehend aus Kokoschansky, Geronimo, Frei tag, Rocco und Lansky. Der Begriff wird bald zu einem geflügelten Beg riff und von allen anderen übernommen.
Nach Lenas und Kokoschanskys Besuch in Lanskys Haus in Breitenweida kam dieser nicht mehr zur Ruhe. Daher recherchierte er auf eigene Faust, fuhr nach Suttenbrunn, kundschaftete den Gutshof aus, lag stundenlang auf der Lauer, fertigte Lagepläne an, machte sich Notizen. Schließlich trommel te er ein paar Freunde zusammen, einige aus Wien, andere aus der näheren Umgebung seines neuen
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