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Kokoschanskys Freitag

Kokoschanskys Freitag

Titel: Kokoschanskys Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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stellen das gesamte Anwesen auf den Kopf, das Unterste wird zuoberst gekehrt. Suchhunde schnüffeln in allen Ecken und Winkeln. Noch ist niemand von anderen Dienststellen der Poli zei oder des Innenministeriums am Tatort erschienen, was Kokoschansky überhaupt nicht in den Kopf will.
    „War knapp“, sagt der Drogenfahnder, „verdammt knapp, aber es ist aufgegangen. Ich hoffe, du legst für mich ein gutes Wort ein, wenn sie mir ein Disziplinarverfahren anhängen. Denn Drogen werden hier wohl kaum gefunden.“
    „Dann war eben dein Informant eine miese Ratte und hat dich gelinkt.“
    „Das werden sie mir natürlich sofort abkaufen“, zweifelt Geronimo schmunzelnd. „Aber scheiß drauf, es hat sich mehr als gelohnt. Das ist es mir wert.“
    „Wart’s ab, Geronimo. Jetzt fliegt noch einiges mehr auf. Wir haben nur die Spitze eines Eisberges gekappt ... Was soll das denn?“ Kokoschansky springt vom Brunnenrand, sieht zwei Kamerateams mit eingeschalteten Kamerascheinwerfern herumschwirren. „He, Erwin! Hast du mal Zeit! Komm doch mal her!“
    Weiland kommt gemächlichen Schrittes herangetrabt. Auf den Kameras ist deutlich das Logo von CNN zu lesen.
    „Und?“, will Kokoschansky wissen, „Was tun die hier? Haben die etwas spitz gekriegt?“
    „Alter, kein Grund zur Beunruhigung“, lacht Weiland verschmitzt. „Ich reiße mir doch nicht die ganze Zeit über mit dieser Story den Arsch auf, um sie uns vielleicht von anderen wegschnappen zu lassen. Der gute Erwin ha t auch so seine Beziehungen. Daher habe ich einen Kumpel bei den Amis im Wiener Korrespondentenbüro angerufen, ihm ein bisschen etwas erzählt und jetzt steht draußen ein hübscher CNN -Ü-Wagen mit allen technischen Schi­ kanen, die man heute braucht, um per Satellit blitzartig Fernsehbilder in alle Welt ausstrahlen zu können. In knapp zwanzig Minuten sind wir bereits in d en Breaking News mit ersten Berichten vertreten. Den anderen Kram könn en wir immer noch Al Jazeera verscherbeln. Die Amis haben ihren Korres­pondenten gleich mitgebracht, der wird demnächst auch bei dir antanzen. Na, da werden heute einige eine schlaflose Nacht haben oder das was dav on noch übrig ist. Nur zu gerne würde ich auch einige blöde Gesichter im Ministerium und von unserer Regierung vor die Linse bekommen, aber alles kann man nicht haben. Ich muss wieder weiter malochen.“ Der Kameramann ist schon im Gehen, als er sich nochmals umdreht. „Ach ja, Koko, fast hätte ich es vergessen. Sorry, bei einigen brisanten Szenen in dieser Stube hat leider diese verfluchte Kamera einige fatale Aussetzer gehabt.“
    Kokoschansky kapiert einen Augenblick nicht, was er damit gemeint hat. Doch dann macht es Klick, denn vor Geronimo wollte Weiland es nicht deutlicher sagen. Mit anderen Worten also, die Aufnahmen als Kokoschansky Ritzler brutal zusammenschlug und Sonja ihn erschießen wollte wurden offiziell nie gedreht.
    „Es ist immer beruhigend zu wissen, dass Profis am Werk sind“, meldet s ich eine Stimme aus der Dunkelheit. „Die Herren verzeihen, wenn ich ein bisschen gelauscht habe.“ Bernhard Schuberth kommt auf Kokoschansky und Geronimo zu. „Sie gestatten?“ Er setzt sich zu den beiden auf den Brun­nen­rand. Der Drogenfahnder springt sofort auf und nimmt irgendwie Haltung an.
    „Keine unnötigen Förmlichkeiten, ich bitte darum. Ich weiß, wer Sie sind, Herr Kollege“, wendet sich Schuberth kurz Geronimo zu. „Oder darf ich Major Daniel Volzer sagen, einer unserer besten Drogenfahnder. Das hier ist nicht ganz Ihr Metier, aber bravourös gelöst. Meine herzlichste Anerkennung und Gratulation Ihnen beiden und allen anderen, die daran beteiligt waren. Ob nun von uns oder Zivilpersonen. Sie alle haben unserem Land einen unglaublich großen Dienst erwiesen und die Bevölkerung vor einem nicht auszudenkenden Unheil bewahrt. Manchmal muss man die Gesetze ein wenig umgehen, damit Ordnung und Recht funktionieren. Leider mahlen unsere Bürokratiemühlen oft viel zu langsam. Zum Glück haben Sie beide und einige andere einen Pflock in das Räderwerk getrieben und die Sache selbst in die Hand genommen. Ich war nur ein paar Minuten zu spät dran. Ich nehme an, Herr Kokoschansky, Sie haben mein kleines Präsent erhalten?“
    „Habe ich. Vielen Dank.“
    „Keine Ursache. Nun können wir dieses Material beide ungestraft ver werten. Sie auf Ihre, ich auf meine Weise. Aber ich will mich nicht verzetteln. Ich habe ein bisschen nachgedacht und bin schließlich zu der

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