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Kokoschanskys Freitag

Kokoschanskys Freitag

Titel: Kokoschanskys Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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läuft, „Kapier’s doch endlich! Ich kann es jetzt auch nicht ändern.“
    Als er seinerzeit das Sparbuch eröffnete, fand er dieses ausgefallene Losungswort ziemlich originell. Inzwischen hat Kokoschansky seine Meinung gründlich revidiert.
    „Auf den Boden mir dir, Arschloch“, schnauzt der Räuber Kokoschansk y an und hat sich zum Glück wieder im Griff. „Zu dir komm ich noch. Darauf kannst du dich verlassen. Und das verdammte Sparbuch legst du vor dich hin. Gnade dir Gott, wenn dieses Losungswort falsch ist.“
    Kokoschansky bleibt keine andere Wahl, also folgt er den Befehlen, legt sich hin und vor sich in Griffweite das Sparbuch. So leicht wie sich der Typ vorstellt, wird er sich Kokos sauer verdientes Geld nicht unter den Nagel reißen können. Durch sein, zugegeben, dümmliches Losungswort ist die Atmosphäre endgültig hochexplosiv geworden. Nun reicht ein falsches Wort oder ein falsche Bewegung und der durchgeknallte Typ drückt sofort wieder ab. Einige der um Kokoschansky liegenden Kunden blicken ihn aus einer Mischung aus Wut, Hass und Angst an und ihre Blicke scheinen den Jour­ nalisten zu durchbohren. Noch immer steht der Ganove vor Kokoschanskys Kopf. Trotz der Sturmhaube spürt und hört er dessen hektisches Atmen. Ein paar Schweißtropfen sickern durch die Maskierung und tropfen Kokoschansky ins Genick. Er wagt nicht den Kopf zu heben, sieht nur auf die verdreckten Sportlatschen und ist sich sicher, dass eine der beiden Waffen auf seinen Kopf zielt. Ein strenger Geruch steigt in seine Nase. Der Anzugsträger liegt kaum einen Meter neben ihm und hat sich nicht nur voll gepisst.
    Bisher ist kaum eine Minute vergangen. Mein Gott, der Kerl in dem piek­feinen Anzug neben ihm stinkt ärger wie eine Kläranlage! Dagegen ist auch sein penetrantes Aftershave machtlos.
    Endlich kommt der Bankräuber zum eigentlichen Zweck seines ungeb etenen Besuches. Kokoschansky hört ein Rascheln. Im Zeitlupentempo hebt er seinen Kopf und sieht, dass sich der Bankräuber eine der Waffen zwischen die Beine geklemmt hat. Jetzt müsste man Bruce Willis sein. Der würde sich sofort die Pistole krallen und kurzen Prozess machen. Leider passiert der Überfall in einer Wiener Bankfiliale mit einem Haufen Menschen in Todesangst und nicht auf einer Kinoleinwand.
    Das Rascheln stammt von einem Beutel, den der Gangster aus seiner Jacke fischt und der jungen Kassiererin zuwirft. Dann nimmt er die zweite Pistole wieder in die Hand und fuchtelt mit beiden wild herum.
    „Mach voll! Nur große Scheine!“, brüllt er los und die Frau, die kaum zu einer Bewegung fähig ist, greift zitternd nach dem Beutel.
    „Und keinen Alarm! Ich merke das! Das würdest du nicht überleben!“ Vor Aufregung überschlägt sich seine Stimme mehrmals.
    Obwohl die Bankangestellte wie Espenlaub bibbert und einem Nerven­zusammenbruch nahe ist, besinnt sie sich der Verhaltensregeln, die ihr und den Kollegen in internen Seminaren für den Fall eines Überfalls in unter­schiedlichen Rol­len­spielen beigebracht wurden. Keine Hektik, langsame Bewe­gungen, jegliche Provokation vermeiden, so wenig wie möglich auf­ fallen, niemals versuchen den Helden zu spielen und sich vom Bankräuber so viele Details wie möglich einprägen. Sie öffnet das Geldfach, packt die ersten Scheine hinein, schielt dabei auf den Alarmknopf unter der Theke.
    „Scheiße! Schneller, du Trampel!“, flucht der kurz vor dem endgültigen Durchdrehen stehende Bankräuber.
    Eine beinah unnatürliche Stille ist eingetreten. Auch das Stöhnen und Jammern der alten Frau ist verstummt. Der niedergeschlagene Sicherheits­mann hat das Bewusstsein immer noch nicht erlangt. Von draußen dringt kaum hörbar Straßenlärm herein.
    Hoffentlich taucht jetzt niemand auf, spukt es in Kokoschanskys Kopf. Dann wäre es endgültig vorbei. Der Typ ist komplett überfordert, der ist der Situation nicht gewachsen und die endgültige Eskalation wäre nur noch eine Frage von Sekunden. Doch das Unvermeidliche lässt sich nicht auf­halten. Plötzlich macht sich die automatisch öffnende Eingangstür bemerk­ bar und die beiden Flügel schieben sich auseinander. Kokoschansky fühlt die Kälte der Steinfliesen auf seinem Gesicht und presst sich auf den Boden. Gleich wird die Schießerei losbrechen und er rechnet fest damit, nicht ungeschoren davonzukommen.
    „Mach’s gut, Lena“, flüstert er in die Fliese, „und sorg für meinen Sohn.“
    Der Bankräuber wirbelt um die eigene Achse, zielt mit beiden

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