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Koks und Karneval

Koks und Karneval

Titel: Koks und Karneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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ein Kilo, soviel du willst.«
    »Aber nur gegen bar«, fügte das grinsende Gespenst hinzu. »Und versuch ja nicht, uns zu linken. Sonst steht Aschermittwoch ein neuer Grabstein mit deinem Namen auf dem Südfriedhof, klar?«
    »He, was soll das?« sagte Petrus gekränkt. »Ich euch linken? Ich hab’ noch nie jemanden gelinkt. Jeder kann euch bestätigen, daß ich meine Geschäfte immer korrekt abwickle.« Er dachte an die .38er in seiner Tasche. Mit einer .38er war es überhaupt kein Problem, ein Kokaingeschäft korrekt abzuwickeln. »Aber ich schlage vor, wir besprechen die ganze Sache in einem netten Café. Okay?«
    Nina nickte. Das Gespenst grinste.
    Und in der Südstadt steuerte der erste Karnevalstag unaufhaltsam seinem Höhepunkt entgegen.

 
5
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    Auf der Schäl Sick, dem rechtsrheinischen Ufer der Domstadt, das allen linksrheinischen Kölnern schon aus Prinzip suspekt ist, wurde der Straßenkarneval mit dem traditionellen »Spill vum Düxer Bock« eröffnet. In Deutz war der Lorenzplatz das Zentrum des närrischen Treibens. Das Kölsch floß in Strömen, die Jecken tanzten, und die Wiever vun Düx erprobten ihre Macht, indem sie den Männern das Bützchen verwehrten. Erst ein 100-Liter-Faß, eiligst vom Präsidenten der K.G. Schäl Sick herangekarrt, erweichte die harten Wieverherzen. Und als dann das Musikkorps von Köln-Holweide Wir sind alle kleine Sünderlein anstimmte und die Musik laut durch die anliegenden Straßen schallte, da schunkelten sogar die Karnevalsmuffel heimlich mit, die, in ihren Wohnungen verbunkert, auf das Ende der tollen Tage warteten.
    Nur Kriminalkommissar Röhrich schunkelte nicht.
    Er hockte seit dem Morgengrauen unweit vom Lorenzplatz in einem schmutzigen, zugigen Bauwagen, observierte das Haus auf der anderen Straßenseite und fragte sich mit wachsender Verbitterung, warum ausgerechnet er immer die undankbarsten Jobs aufgebrummt bekam.
    »Eine schöne Scheiße«, sagte er zu Heppekausen, der ihn vor ein paar Minuten am Fenster abgelöst hatte und mit einem fast schon obszönen Diensteifer zu Charly Hoballas Wohnung im dritten Stock hinaufspähte. »Immer die gleiche Scheiße. Die anderen feiern, und der Röhrich darf sich irgendwo die Beine in den Bauch stehen oder den Arsch wundsitzen oder die Eier abfrieren. Beschatten, beschatten, beschatten! Ich kann’s schon nicht mehr hören.«
    »Prinzipiell fingen ich et jo jot«, meinte Heppekausen, ohne den Blick vom Fenster zu wenden.
    »Wenn es Ihnen so viel Spaß macht, in dieser zugigen Bude zu sitzen, dann ziehen Sie doch ganz ein«, knurrte Röhrich. »Im Präsidium ist jetzt die große Sause im Gang, und ich bin wieder nicht dabei. Letztes Jahr durfte ich diesen beschissenen Junkie beschatten, der ausgerechnet am Rosenmontag seine Mutter abmurksen mußte. Toller Karneval. Und diesmal ist ein kolumbianischer Killer dran. Ich möchte nur wissen, was ich verbrochen …«
    »Do!« rief Heppekausen. »Do dät sech wat rühre!«
    Röhrich schob Heppekausen beiseite und sah aus dem Fenster. Es rührte sich tatsächlich etwas, aber nicht hinter Hoballas Fenster, sondern auf der Straße – drei junge Frauen, eine als Katze, die beiden anderen als Mäuse verkleidet, und ein Mann im Bärenkostüm verschwanden soeben in Hoballas Haus.
    »Scharfe Weiber«, grunzte Röhrich. »Wenn die tatsächlich zu Hoballa gehen, gebe ich meinen Job auf und werde auch Koksdealer.«
    Zum Glück blieb es ihm erspart, in den organisierten Rauschgifthandel einzusteigen – in der Wohnung im zweiten Stock wurde kurz darauf ein Fenster geöffnet, und die Katzenfrau steckte den Kopf nach draußen. Offenbar fand bei Hoballas Nachbar eine Weiberfastnachtsparty statt.
    Röhrich wandte sich mürrisch ab. Die Warterei ging also weiter. Eine schöne Scheiße, dachte er. Was treibt Hoballa eigentlich die ganze Zeit in seiner Wohnung? Pennt der etwa? An Weiberfastnacht, wo die ganze Stadt voller scharfer Frauen ist? Und warum ruft Lorcaz nicht an?
    »Do!« rief Heppekausen erneut. »Do dät sech widder wat rühre!«
    Diesmal waren es ein Teufel und ein wunderschöner blonder Engel, die mit einer Weinflasche unter dem Arm das Haus betraten.
    »Das hat uns gerade noch gefehlt«, sagte Röhrich. »Vielleicht geht Hoballa auch auf diese Party und säuft sich die Hucke voll. Da sitzen wir morgen früh noch hier.«
    Minuten später trudelten neue Gäste ein. Zwei Clowns, ein Batman, eine Geisha. Der Teufel verließ das Haus wieder, verschwand um die Ecke und kam mit

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