Kollaps
dann zwei, die man groß oder sogar riesig nennen kann: eine Drittweltkatastrophe (Ruanda), eine Drittweltgesellschaft, die bisher überlebt hat (die Dominikanische Republik), einen Riesen der Dritten Welt, der alles daransetzt, zu den Industrieländern aufzuschließen (China) und ein modernes Industrieland (Australien). In Ruanda (Kapitel 10) hat sich vor unseren Augen eine malthusianische Katastrophe abgespielt: Das übervölkerte Land ist mit einem gewaltigen Blutvergießen zusammengebrochen wie in früheren Zeiten die Mayakultur. Ruanda und das benachbarte Burundi sind wegen der ethnischen Gewalt zwischen Hutu und Tutsi berüchtigt, aber wie wir noch genauer erfahren werden, bildeten Umweltschäden und Klimaveränderung den Sprengstoff, der durch die ethnische Gewalt gezündet wurde.
Die Dominikanische Republik und Haiti (Kapitel 11) teilen sich die Insel Hispaniola und bieten einen ganz ähnlichen grausigen Kontrast wie Norweger und Inuit in Grönland. Haiti wurde durch Jahrzehnte wechselnder, aber gleichermaßen bösartiger Diktaturen zum traurigsten Pflegefall der Neuen Welt, in der Dominikanischen Republik dagegen gibt es Anlass zur Hoffnung. Damit nicht der Eindruck entsteht, ich würde in diesem Buch einen Umweltdeterminismus predigen, möchte ich am Beispiel der Dominikanischen Republik deutlich machen, wie wichtig manchmal eine einzige Person ist, insbesondere wenn es sich dabei um den Regierungschef eines Staates handelt.
China (Kapitel 12) leidet in starkem Maße an allen zwölf Arten heutiger Umweltprobleme. Da Wirtschaft, Bevölkerung und Fläche dieses Landes so riesig sind, sind die ökologischen und ökonomischen Auswirkungen seiner Probleme nicht nur für die eigene Bevölkerung von Bedeutung, sondern für die ganze Welt.
Australien (Kapitel 13) ist im Vergleich zu Montana das andere Extrem: Eine Industriegesellschaft besetzt eine empfindliche Umwelt und erlebt schwerste ökologische Probleme. Deshalb gehört Australien auch zu den Ländern, die am radikalsten über einen Umbau der Gesellschaft nachdenken, um diese Probleme zu lösen.
Der abschließende Teil des Buches (Teil 4) zieht praktische Lehren für unsere Gegenwart. In Kapitel 14 stelle ich die quälende Frage, die sich in der Vergangenheit jeder Gesellschaft vor der endgültigen Selbstzerstörung stellte und die auch zukünftige Erdenbewohner quälen wird, wenn wir uns am Ende ebenfalls selbst zerstören: Wie kommt es, dass eine Gesellschaft die Gefahren nicht sieht, die uns im Rückblick so auf der Hand zu liegen scheinen? Können wir behaupten, die Menschen seien selbst an diesem Ergebnis schuld gewesen, oder waren sie die tragischen Opfer unlösbarer Probleme? Inwieweit waren die Umweltschäden unbeabsichtigt und unmerklich, und in welchem Umfang wurden sie auf perverse Weise von Menschen herbeigeführt, die sich der Folgen in vollem Umfang bewusst waren? Was sagten beispielsweise die Bewohner der Osterinsel, als sie den letzten Baum auf ihrem Eiland fällten? Wie sich herausstellt, können die Entscheidungsprozesse in Gruppen durch eine ganze Reihe von Faktoren ausgehebelt werden; das beginnt damit, dass ein Problem nicht vorausgesehen oder wahrgenommen wird, und setzt sich mit Interessenkonflikten fort, bei denen manche Angehörigen der Gruppe ihre eigenen Ziele verfolgen, obwohl diese für den Rest der Gruppe einen Nachteil bedeuten.
Kapitel 15 beleuchtet die Rolle der modernen Großunternehmen, von denen manche zu den größten ökologischen Zerstörungskräften unserer Zeit gehören, während andere für einige der wirksamsten Umweltschutzmaßnahmen verantwortlich sind. Wir werden untersuchen, warum manche (aber nur manche) Konzerne selbst ein Interesse am Umweltschutz haben, und wir werden der Frage nachgehen, welche Veränderungen eintreten müssen, damit andere Unternehmen es sich zum Ziel machen, es diesen gleichzutun.
Im Kapitel 16 schließlich stelle ich zusammenfassend dar, welche ökologischen Gefahren der modernen Welt drohen, welche Einwände am häufigsten gegen die Ernsthaftigkeit solcher Befürchtungen erhoben werden, und welche Unterschiede zwischen den ökologischen Gefahren für frühere und heutige Gesellschaften bestehen. Einer der wichtigsten Unterschiede hängt mit der Globalisierung zusammen und ist im Kern einer der Hauptgründe für Pessimismus und Optimismus im Hinblick auf unsere Fähigkeit, unsere derzeitigen Umweltprobleme in den Griff zu bekommen. Wegen der Globalisierung ist es heute nicht mehr
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