Kollaps
einigen Regionen stark dezimiert wurden oder ausstarben. Ende des 19. Jahrhunderts beschleunigte sich die Waldzerstörung, weil man Plantagen für Zuckerrohr und andere Nutzpflanzen anlegen wollte und dazu die Wälder rodete. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als der Holzbedarf für Eisenbahnschwellen und für die beginnende Urbanisierung zunahm, verstärkte sie sich noch einmal. Schon kurz nach 1900 wird erstmals erwähnt, der Wald sei in Gebieten mit geringem Niederschlag durch die Brennholzgewinnung geschädigt worden und die Ufer der Wasserläufe seien durch die landwirtschaftliche Tätigkeit verunreinigt. Die ersten kommunalen Vorschriften, die das Abholzen und die Verunreinigung von Wasserläufen verboten, wurden 1901 erlassen.
In größerem Umfang begann der Umweltschutz von unten nach oben zwischen 1919 und 1930 in dem Gebiet um Santiago, die zweitgrößte Stadt des Landes und das Zentrum seiner fruchtbarsten, am stärksten ausgebeuteten Landwirtschaftsregion. Der Anwalt Juan Bautista Perez Rancier sowie der Arzt und Landvermesser Miguel Canela y Lazaro waren darauf aufmerksam geworden, wie die Holzgewinnung und das zugehörige Straßennetz zur Ausbreitung der Landwirtschaft und zur Schädigung von Wassereinzugsgebieten führten. Sie setzten sich bei der Handelskammer von Santiago dafür ein, Grundflächen als Waldschutzgebiet aufzukaufen, und bemühten sich auch durch öffentliche Ausschreibung darum, die notwendigen Mittel zusammenzubringen. Im Jahr 1927 hatten sie Erfolg: Der Landwirtschaftsminister der Republik stellte zusätzlich staatliche Mittel zur Verfügung, sodass das erste Naturschutzgebiet, der Vedado del Yaque, angekauft werden konnte. Der Yaque ist der größte Fluss des Landes, und als vedado wird eine Grundfläche bezeichnet, die nicht oder nur eingeschränkt betreten werden darf.
Nach 1930 sorgte der Diktator Trujillo dafür, dass der Umweltschutz von oben nach unten verordnet wurde. Seine Regierung erweiterte die Fläche des Vedado del Yaque, richtete weitere vedados ein, wies 1934 den ersten Nationalpark aus, gründete eine Truppe von Nationalparkwächtern, die den Schutz der Wälder durchsetzen sollten, verbot die verschwenderische Brandrodung zu landwirtschaftlichen Zwecken und ordnete an, dass die Kiefern in dem Gebiet um Constanza in der Zentralkordillere nur noch mit seiner Genehmigung gefällt werden durften. Diese Maßnahmen ergriff Trujillo im Namen des Umweltschutzes, in Wirklichkeit hatte er aber wahrscheinlich eher wirtschaftliche Motive, darunter nicht zuletzt sein eigener finanzieller Vorteil. Im Jahr 1937 beauftragte sein Regime den berühmten puertoricanischen Ökologen Dr. Carlos Chardon mit einer Bestandsaufnahme aller natürlichen Ressourcen (Landwirtschaft, Bodenschätze und Wälder) der Dominikanischen Republik. Chardon berechnete insbesondere, welches wirtschaftliche Potenzial die Holzgewinnung in dem Kiefernwald der Republik bot, der bei weitem größte derartige Wald in der ganzen Karibik, und gelangte zu einem Betrag von 40 Millionen Dollar, zu jener Zeit eine gewaltige Summe. Aufgrund dieses Berichtes engagierte sich Trujillo selbst in der Gewinnung von Kiefernholz: Er wurde zum Eigentümer zweier großer Kiefernwaldbesitzungen und zum Miteigentümer der wichtigsten Sägewerke im Land. Seine Förster bedienten sich bei der Holzgewinnung der ökologisch vernünftigen Methode, einige ausgewachsene Bäume als Ausgangspunkt für eine natürliche Regeneration stehen zu lassen, und diese großen alten Bäume sind noch heute in dem nachgewachsenen Wald deutlich zu erkennen. In den fünfziger Jahren ergriff Trujillo weitere ökologische Maßnahmen: Er gab in Schweden eine Untersuchung zum Potenzial seines Landes für hydroelektrische Energieproduktion in Auftrag, plante Staudämme, organisierte 1958 den ersten Umweltschutzkongress seines Landes und richtete weitere Nationalparks ein, zumindest teilweise zum Schutz von Wassereinzugsgebieten, die für die Stromerzeugung durch Wasserkraft wichtig werden würden.
Trujillo betrieb als Diktator auch selbst in großem Umfang Holzgewinnung (wobei er wie gewöhnlich Verwandte und Verbündete als Strohleute benutzte), aber gleichzeitig verhinderte seine Regierung, dass andere Bäume abholzten und unerlaubte Siedlungen errichteten. Nachdem Trujillo 1961 gestorben war, brach der Damm, der bis dahin die Plünderung der Umwelt verhütet hatte. Landbesetzer brannten den Wald ab, um Flächen für die Landwirtschaft zu gewinnen, eine
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