Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kollaps

Kollaps

Titel: Kollaps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
Vom Netzwerk:
fünfziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts jedoch führte eine Kombination mehrerer Entwicklungen dazu, dass Trujillo allmählich die Unterstützung verlor, die er sich bis dahin durch eine Mischung aus Schreckensherrschaft, Wirtschaftswachstum und Landverteilung an Bauern gesichert hatte. Mit der Wirtschaft ging es bergab, weil die Regierung übermäßig viel Geld für die Feierlichkeiten zum 25. Jahrestag des Trujillo-Regimes ausgab und sich mit dem Aufkauf privater Zuckerfabriken und Elektrizitätswerke übernahm, während gleichzeitig die Weltmarktpreise für Kaffee und andere Exportwaren des Landes sanken, und weil sich außerdem die Entscheidung, stark in eine staatliche Zuckerproduktion zu investieren, als wirtschaftlicher Fehlschlag erwies. Auf eine erfolglose, von Kuba unterstützte Invasion von Exildominikanern im Jahr 1959 und kubanische Radiosendungen, die zum Aufstand aufriefen, reagierte das Regime mit Verhaftungen, Hinrichtungen und Folter. Als Trujillo sich am späten Abend des 30. Mai 1961 von einem Chauffeur in einem unbewachten Fahrzeug zu seiner Geliebten bringen ließ, geriet er in einen Hinterhalt; nach einer dramatischen Verfolgungsjagd und Schießerei wurde er von Dominikanern, hinter denen offensichtlich die CIA stand, erschossen.
    Fast während der gesamten Zeit, als Trujillo in der Dominikanischen Republik an der Macht war, herrschten in Haiti instabile Verhältnisse mit zahlreichen aufeinander folgenden Präsidenten, bis 1957 auch dort ein bösartiger Diktator an die Macht gelangte. Francois »Papa Doc« Duvalier war Arzt und besser ausgebildet als Trujillo, aber er erwies sich als ebenso schlauer, rücksichtsloser Politiker. Es gelang ihm ebenso gut, sein Land von der Geheimpolizei terrorisieren zu lassen, und am Ende ließ er noch eine viel größere Zahl seiner Landsleute ermorden als Trujillo. Anders als der Präsident der Dominikanischen Republik interessierte sich Papa Doc Duvalier nicht für die Modernisierung seines Landes oder für die Entwicklung einer industriell geprägten Wirtschaft, die seinem Land und ihm selbst genutzt hätte. Er starb 1971 eines natürlichen Todes, und sein Nachfolger wurde sein Sohn Jean Claude »Baby Doc« Duvalier, der an der Macht blieb, bis er 1986 ins Exil gehen musste.
    Seit dem Ende der Duvalier-Diktatur sind in Haiti die früheren instabilen politischen Verhältnisse wieder eingezogen, und die ohnehin schwache Wirtschaft ist weiter geschrumpft. Nach wie vor exportiert das Land Kaffee, aber die Menge ist konstant geblieben, während die Bevölkerung weiterhin wächst. Haitis human development index, eine Kennziffer, die sich aus Lebenserwartung, Bildung und Lebensstandard zusammensetzt, ist weltweit einer der niedrigsten außerhalb Afrikas. In der Dominikanischen Republik blieben die politischen Verhältnisse nach Trujillos Ermordung bis 1966 ebenfalls instabil; unter anderem führte ein Bürgerkrieg 1965 dazu, dass wiederum US-Marines ins Land kamen, während gleichzeitig zahlreiche Bürger der Dominikanischen Republik in die Vereinigten Staaten auswanderten. Diese Phase der Instabilität ging zu Ende, als Joaquin Balaguer, der unter Trujillo bereits einmal Präsident gewesen war, 1966 mit Hilfe Trujillotreuer Armeeoffiziere, die einen Schreckensfeldzug gegen die Oppositionspartei unternahmen, ins Präsidentenamt gewählt wurde. Der angesehene Balaguer, mit dem wir uns im Folgenden noch ausführlich befassen werden, beherrschte während der folgenden 34 Jahre die Politik der Dominikanischen Republik. Von 1966 bis 1978 und dann noch einmal von 1986 bis 1996 war er Präsident, und auch in der Zeit von 1978 bis 1986, als er nicht dieses Amt bekleidete, hatte er großen Einfluss. Sein letzter entscheidender Eingriff in die Politik des Landes, die Rettung des Systems der Naturschutzgebiete, erfolgte im Jahr 2000, als er mit 94 Jahren bereits blind und krank war. Zwei Jahre später starb er.
    In der Zeit nach Trujillo, von 1961 bis heute, setzten sich in der Dominikanischen Republik die Industrialisierung und Modernisierung fort. Eine Zeit lang war die Exportwirtschaft stark vom Zucker abhängig, aber dann gewannen Bergbau, Industrieexporte aus Freihandelszonen und die Produktion anderer landwirtschaftlicher Produkte, die in diesem Kapitel bereits erwähnt wurden, immer mehr an Bedeutung. Sehr wichtig für die Wirtschaft der Dominikanischen Republik und Haitis war auch der Export von Menschen. Über eine Million Haitianer und eine Million

Weitere Kostenlose Bücher