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Kollaps

Kollaps

Titel: Kollaps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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der Untersuchung zur Verfügung stehen, droht der Fischerei bereits der Zusammenbruch. Zu den Opfern dieser Überfischung gehörten in Australien neben dem Granatbarsch auch der Gelbe Zackenbarsch, die Königsschlangenmakrele, die Tigergarnele, der Australische Hundshai, der Südliche Blauflossenthunfisch und der Wels Platycephalus richardsoni. Die einzigen australischen Meerestiere, die heute gut belegten Angaben zufolge nachhaltig genutzt werden, sind die Austral-Langusten, derzeit die wertvollste Exportware aus dem Meer. Die Gesundheit ihrer Bestände wurde vom Marine Stewardship Council (von dem in Kapitel 15 noch genauer die Rede sein wird) einer unabhängigen Prüfung unterzogen.
    Wie im Meer, so ist die australische Fischerei auch im Süßwasser wegen der geringen Produktivität nur begrenzt möglich, weil nur wenige Nährstoffe aus dem unproduktiven Land ausgeschwemmt werden. Und wie im Meer, so sind die Fischbestände auch im Süßwasser trügerisch, denn ihre Produktivität ist gering. Der größte Süßwasserfisch Australiens beispielsweise ist der Barsch Maccullochella peeli, der bis zu einem Meter lang wird und ausschließlich im Murray/Darling-Flusssystem vorkommt. Er ist schmackhaft, wird sehr geschätzt und war früher so zahlreich, dass er in ganzen Lastwagenladungen gefangen und auf den Markt gebracht wurde. Mittlerweile sind die Bestände erschöpft. Dafür gab es mehrere Ursachen: Die langsam wachsende Fischspezies wurde wie die Bestände der Granatbarsche übermäßig stark ausgebeutet, eingeschleppte Karpfen ließen das Wasser trüb werden, und nachteilig wirkten sich auch die Dämme aus, die in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts am Murray River gebaut wurden - sie ließen die Wassertemperatur sinken (weil man nicht das warme Oberflächenwasser abfließen ließ, sondern das kalte Tiefenwasser, in dem die Fische sich nicht fortpflanzen konnten) und verwandelten einen Fluss, dem früher durch Überschwemmungen regelmäßig Nährstoffe zugeführt worden waren, in ein Gewässer mit geringer Nährstoffregeneration.
    Heute liefert die Süßwasserfischerei in Australien keine nennenswerten finanziellen Gewinne mehr. In Südaustralien zum Beispiel erzielt sie insgesamt nur noch einen Umsatz von weniger als 400 000 Euro im Jahr, und diesen Betrag teilen sich 30 Personen, die nur im Nebenberuf Fischer sind. Mit einer nachhaltigen Fischereiwirtschaft und ordnungsgemäßer Bewirtschaftung der Bestände von Maccullochella peeli und Goldbrasse (der zweiten wirtschaftlich bedeutsamen Fischart im Murray/Darling) könnte man sicher weit höhere Erträge erzielen, aber inwieweit die Fischbestände in diesen Flüssen sich noch erholen können, ist nicht bekannt.
    Auch Süßwasser selbst ist in Australien knapper als auf jedem anderen Kontinent. Die geringen Mengen, die in dicht besiedelten Gebieten ohne weiteres zugänglich sind, werden bereits heute zum größten Teil als Trinkwasser oder für die Landwirtschaft genutzt. Selbst aus dem größten Fluss des Landes, dem Murray/Darling, entnehmen Menschen in den durchschnittlichen Jahren bereits zwei Drittel der gesamten Wassermenge, und in manchen Jahren bleibt praktisch überhaupt nichts übrig. Ungenutztes Süßwasser gibt es vorwiegend in den Flüssen abgelegener Gebiete im Norden des Landes, weit weg von Siedlungen der Menschen und von Landwirtschaftsregionen, wo man es verwenden könnte. Wenn die ungenutzten Wasservorräte mit wachsender Bevölkerung immer mehr schrumpfen, werden manche besiedelten Gebiete in Zukunft vielleicht zu der teuren Meerwasserentsalzung übergehen müssen. Auf Kangoo Island gibt es bereits eine Entsalzungsanlage, und eine zweite wird wahrscheinlich bald auf der Eyre-Halbinsel gebraucht.
    Mehrere Großprojekte aus früherer Zeit, mit denen man ungenutzte Flüsse im Land verändern wollte, erwiesen sich als kostspielige Fehlschläge. In den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts hatte man beispielsweise vor, am Murray mehrere Dutzend Staudämme zu bauen, um die Schifffahrt auf dem Fluss zu ermöglichen, und etwa die Hälfte dieser Dämme wurde vom Corps of Engineers der US-Armee errichtet, bevor man den Plan fallen ließ. Heute gibt es auf dem Murray River keinen kommerziellen Frachtschiffsverkehr, aber die Dämme haben zu dem bereits erwähnten Zusammenbruch der Fischbestände beigetragen. Einer der teuersten Fehlschläge war das Ord River Scheme: Man wollte einen Fluss in einem abgelegenen, dünn besiedelten Gebiet

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