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Kollaps

Kollaps

Titel: Kollaps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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Rodung ausgewachsener Büsche führen soll. Alle diese Maßnahmen wären vor 40 Jahren unvorstellbar gewesen.
    Zu diesen hoffnungsvollen Anzeichen gehört auch eine veränderte Einstellung der Wählerschaft insgesamt, die einen Wandel der staatlichen Politik zur Folge hat. Dazu gehören insbesondere auch die gewandelten Einstellungen der Bauern: Diese gelangen zunehmend zu der Erkenntnis, dass sie die landwirtschaftlichen Methoden der Vergangenheit nicht beibehalten können, weil sie sonst ihre Anwesen nicht in gutem Zustand an ihre Kinder vererben könnten. Diese Aussicht schmerzt die australischen Bauern, denn wie die Landwirte in Montana, die ich bei den Vorarbeiten für das erste Kapitel befragte, ist nicht finanzieller Nutzen das Motiv, sich weiterhin die schwere Arbeit aufzubürden, sondern die Liebe zur bäuerlichen Lebensweise. Beispielhaft für diese gewandelte Einstellung war ein Gespräch, das ich mit dem Schafzüchter Bill Mcintosh führte - ich habe ihn bereits erwähnt. Er zeigte mir Fotos eines Hügels, die 1937 und 1999 aufgenommen worden waren. Darauf war deutlich zu erkennen, wie spärlich die Vegetation 1937 wegen der Überweidung durch Schafe war und wie sie sich später erholt hatte. Um seinen Hof nachhaltig zu bewirtschaften, hält er Schafe in geringerer Zahl, als es nach dem Maximalwert in der Regierung zulässig wäre, und mittlerweile zieht er den Wechsel zu wollelosen Schafen in Erwägung, die ausschließlich der Fleischproduktion dienen (diese erfordern weniger Aufmerksamkeit und weniger Fläche). Um das Unkrautproblem in den Griff zu bekommen und zu verhindern, dass ungenießbare Pflanzenarten sich auf den Weiden breit machen, hat er so genannte »Weidezellen« eingeführt: Die Schafe dürfen nicht nur die genießbaren Pflanzen abweiden, um dann zur nächsten Weide weiterzuziehen, sondern sie werden auf einer Fläche belassen, bis sie auch die weniger beliebten Arten gefressen haben. Zu meiner Verwunderung kann er die Kosten niedrig halten, indem er die gesamte Farm ohne Vollzeit-Angestellte bewirtschaftet. Er bewacht mehrere tausend Schafe, indem er mit dem Motorrad herumfährt, wobei er ein Fernglas, ein Funkgerät und seinen Hund bei sich hat. Daneben findet er sogar noch Zeit, andere Einnahmequellen zu erschließen, beispielsweise indem er Zimmer an Touristen vermietet; er hat erkannt, dass die Landwirtschaft allein auf lange Sicht zum Leben nicht ausreicht.
    Der Gruppendruck unter den Bauern führt in Verbindung mit kürzlich geänderten staatlichen Vorschriften dazu, dass die Dichte der Tiere zurückgeht und der Zustand der Weideflächen sich verbessert. Im Landesinneren des Bundesstaates Südaustralien, wo staatliche Flächen sich für die Weidewirtschaft eignen und mit 42-Iahres-Verträgen an Bauern verpachtet werden, begutachtet eine als Pastoral Board bezeichnete Behörde alle 14 Jahre den Zustand der Flächen; verbessert sich der Zustand der Vegetation nicht, setzt sie die zulässige Zahl der Tiere herab, und wenn sie zu dem Schluss gelangt, dass der Pächter das Anwesen nicht zufrieden stellend bewirtschaftet, wird der Pachtvertrag gekündigt. Näher an der Küste befinden sich die meisten Landflächen im Eigentum der Bauern, oder sie unterliegen dauerhaften Pachtverträgen, sodass eine solche unmittelbare staatliche Kontrolle nicht möglich ist, aber auch hier wird auf zweierlei Weise eine indirekte Kontrolle ausgeübt. Grundbesitzer und Pächter unterliegen einer gesetzlichen »Fürsorgepflicht« und müssen die Landzerstörung verhindern. Um diese Vorschriften durchzusetzen, überwachen im ersten Schritt lokale Gremien der Bauern die Zerstörung und versuchen mit Gruppendruck zu erreichen, dass der Betreffende seinen Verpflichtungen nachkommt. Haben diese lokalen Gremien keinen Erfolg, können im zweiten Schritt so genannte Bodenkonservatoren eingreifen. Bill Mcintosh erzählte mir von vier Fällen, in denen örtliche Gremien oder Bodenkonservatoren in seiner Region einzelnen Bauern die Auflage erteilt hatten, die Zahl ihrer Schafe zu vermindern, und wenn sie der Aufforderung nicht nachkamen, wurde der Grundbesitz beschlagnahmt.
    Einige besonders phantasievolle Privatinitiativen zur Bekämpfung von Umweltproblemen lernte ich kennen, als ich die Calperum Station besuchte, einen früheren Schafzucht- und Ackerbaubetrieb von fast 2500 Quadratkilometern in der Nähe des Murray River. Das Anwesen wurde erstmals 1851 als Weideland verpachtet, fiel dann aber den üblichen

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