Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kollaps

Kollaps

Titel: Kollaps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
Vom Netzwerk:
Gesamtfläche anwachsen.
    Insgesamt besteht die Möglichkeit, dass die Versalzung sich in Australien auf das Sechsfache der bisher betroffenen Flächen ausbreitet; diese Fläche kann in Westaustralien um den Faktor 4 wachsen, in Queensland um den Faktor 7, in Victoria um den Faktor 10 und in New South Wales um den Faktor 60. Eine weitere Problemzone neben dem Weizengürtel ist das Becken des Murray/Darling, das derzeit fast die Hälfte der gesamten landwirtschaftlichen Produktion Australiens beliefert; es wird flussabwärts in Richtung Adelaide immer salziger, weil auf der Länge des Flusses immer mehr salzhaltiges Grundwasser hinzukommt, während die Menschen gleichzeitig immer größere Wassermengen zu Bewässerungszwecken entnehmen. (In manchen Jahren wird so viel abgeleitet, dass kein Flusswasser mehr im Meer ankommt.) Dass der Salzgehalt des Murray/Darling steigt, liegt nicht nur an den Bewässerungsmethoden entlang seines Unterlaufes, sondern auch an dem wachsenden, im industriellen Maßstab betriebenen Baumwollanbau am Oberlauf in Queensland und New South Wales. Die Baumwollplantagen stellen heute in Australien das größte Einzelproblem für die Land- und Wasserbewirtschaftung dar: Einerseits ist die Baumwolle nach dem Weizen die wertvollste Nutzpflanze des Landes, andererseits schädigen das durch ihren Anbau mobilisierte Salz und die verwendeten Pestizide weiter stromabwärts im Murry/Darling-Becken andere Formen der Landwirtschaft.
    Wenn die Versalzung eingesetzt hat, lässt sie sich kaum rückgängig machen; vielfach ist die Beseitigung unbezahlbar teuer, oder sie dauert ungeheuer lange. Unterirdische Flüsse fließen sehr langsam: Hat ein solcher Wasserlauf wegen schlechter Landbewirtschaftung das Salz mobilisiert, dauert es unter Umständen 500 Jahre, bis dieses Salz aus dem Boden ausgespült ist, selbst wenn man über Nacht auf Tropfenbewässerung umsteigen und die Mobilisierung weiterer Salzmengen verhindern würde.
    Die Landzerstörung, die auf alle diese Ursachen zurückgeht, ist Australiens teuerstes ökologisches Problem, aber auch fünf andere Themen verdienen eine kurze Erwähnung: Forstwirtschaft, Hochseefischerei, Süßwasserfischerei, Trinkwasser und eingeschleppte biologische Arten.
    Von der Antarktis abgesehen, ist Australien der Kontinent mit dem geringsten Anteil an bewaldeten Flächen: Sie machen nur 20 Prozent der Gesamtfläche aus. Früher standen dort die möglicherweise höchsten Bäume der Welt: Die mittlerweile gefällten Blauen Gummibäume reichten mit ihren Ausmaßen an die kalifornischen Mammutbäume heran oder übertrafen sie sogar. Von den Wäldern, die in Australien 1788 zu Beginn der europäischen Besiedelung vorhanden waren, sind 40 Prozent heute völlig gerodet, 35 Prozent wurden teilweise abgeholzt, und nur 25 Prozent sind noch unversehrt. Dennoch wird die Holzgewinnung auf den kleinen Flächen mit altem Baumbestand immer noch fortgesetzt.
    Das Holz aus den verbliebenen Wäldern Australiens wird nicht nur im eigenen Land verbraucht, sondern dient auch auf bemerkenswerte Weise dem Export. Die Hälfte aller Holzexporte erfolgt nicht in Form von Stämmen oder Fertigprodukten, sondern das Holz wird zerkleinert und vor allem nach Japan verschifft, wo es zu Papier und Papierprodukten verarbeitet wird. Die Rohstoffe für japanisches Papier stammen zu einem Viertel aus Australien. Der Preis, den Japan für die Holzschnitzel bezahlt, ist auf etwa fünf Euro je Tonne gesunken, das daraus hergestellte Papier wird in Japan jedoch für etwa 800 Euro pro Tonne verkauft, das heißt, fast der gesamte Mehrwert, der mit dem Holz nach der Abholzung erzielt wird, fließt nicht nach Australien, sondern nach Japan. Gleichzeitig sind die Importe von Holzprodukten in Australien fast dreimal so hoch wie die Exporte, und mehr als die Hälfte dieser Importe hat die Form von Papier- und Kartonprodukten.
    Der Handel mit Produkten aus den australischen Wäldern ist also in einem doppelten Sinne paradox. Einerseits werden in Australien, einem der Industrieländer mit dem geringsten Anteil an Wäldern, immer noch Bäume gefällt, und die Produkte dieser schrumpfenden Wälder werden nach Japan exportiert, dem Industrieland mit dem höchsten Anteil an bewaldeten Flächen (74 Prozent), der außerdem immer noch wächst. Und zweitens exportiert Australien aus seinen Wäldern vorwiegend Rohstoffe zu geringen Preisen, und diese Rohstoffe werden dann in einem anderen Land zu Hochpreis-Fertigprodukten mit hohem

Weitere Kostenlose Bücher