Kollaps
Nordwestaustraliens regulieren, um Felder zum Anbau von Gerste, Mais, Baumwolle, Färberdisteln, Sojabohnen und Weizen zu bewässern. Von allen diesen Pflanzen wurde am Ende nur die Baumwolle in geringem Umfang angebaut, und nach 10 Jahren scheiterte auch dieser Versuch. Heute werden in der Region Zucker und Melonen produziert, aber der Ertrag deckt nicht annähernd die Kosten, die das Projekt verursacht hat.
Neben solchen Schwierigkeiten mit der Menge, Zugänglichkeit und Nutzung des Wassers ist auch die Wasserqualität ein Problem. Die Flüsse, aus denen das Wasser stammt, enthalten Giftstoffe, Pestizide und Salz aus stromaufwärts gelegenen Regionen, und diese Stoffe bedrohen weiter stromabwärts das Trinkwasser der Städte sowie die landwirtschaftliche Bewässerung. Einige Beispiele habe ich bereits erwähnt: Der Murray River, der einen großen Teil des Trinkwassers für Adelaide liefert, enthält Salz und Agrochemikalien, und die Pestizide von den Baumwollfeldern in New South Wales gefährden weiter stromabwärts die Bemühungen, Weizen und Rindfleisch biologisch zu erzeugen und auf den Markt zu bringen.
In Australien gibt es weniger einheimische Tierarten als in anderen Kontinenten; deshalb war es besonders durch exotische Arten aus Übersee gefährdet, die absichtlich angesiedelt wurden oder sich zufällig breit machten und dann die Bestände einheimischer Tiere und Pflanzen verdrängten oder ausrotteten, weil sich bei diesen in der Evolution keine Abwehrmechanismen gegen solche fremden Arten gebildet hatten. Auch hier habe ich bereits einige berüchtigte Beispiele genannt: Kaninchen fressen etwa die Hälfte der Weidepflanzen, die ansonsten den Schafen und Rindern als Nahrung dienen könnten; Füchse jagten viele einheimische Säugetierarten und rotteten sie aus; mehrere tausend Arten von Unkräutern veränderten die Lebensräume, verdrängten einheimische Pflanzen, verminderten die Qualität der Weideflächen und vergifteten gelegentlich sogar das Vieh; und die Karpfen schädigten im Murray/Darling die Wasserqualität.
Einige weitere Schreckensgeschichten über eingeschleppte Schädlinge haben ebenfalls eine kurze Erwähnung verdient. Wild gewordene Haustiere - Büffel, Kamele, Esel, Ziegen und Pferde - zertrampeln große Lebensräume, fressen sie kahl und schädigen sie noch auf viele andere Arten. Hunderte von Insektenarten konnten sich in Australien viel leichter verbreiten als in den Ländern gemäßigter Breiten mit ihrem kalten Winter. Insbesondere Schmeißfliegen, Milben und Zecken sind schädlich für Weiden und Vieh, während Raupen, Taufliegen und viele andere Arten die Nutzpflanzen ruinieren. Die Aga-Kröten, die man 1935 einführte, um zwei Schadinsekten am Zuckerrohr zu bekämpfen, erfüllten diesen Zweck zwar nicht, verbreiteten sich aber über ein Gebiet von 250 000 Quadratkilometern; dabei kam ihnen insbesondere zu Hilfe, dass sie bis zu 20 Jahre alt werden und dass jedes Weibchen jährlich 30 000 Eier ablegt. Die Kröten sind giftig und für sämtliche einheimischen australischen Tiere ungenießbar; heute gelten sie als einer der schlimmsten Fehler, die man jemals im Namen der Schädlingsbekämpfung begangen hat.
Und schließlich führte Australiens abgelegene Lage und die damit verbundene Abhängigkeit von Schiffstransporten dazu, dass auch viele im Wasser lebende Schädlinge eingeschleppt wurden; sie kamen mit dem abgelassenen Bilgenwasser der Schiffe, mit trockenem Schiffsballast, an Schiffsrümpfen und in Waren, die zu Zwecken der Aquakultur importiert wurden. Unter diesen Schädlingen sind Rippenquallen, Krebse, giftige Dinoflagellaten, Muscheln, Würmer und eine japanische Seesternart, die den nur in Südostaustralien heimischen Fisch Brachionichthys hirsutus stark dezimierte. Viele dieser Schädlinge richten ungeheure Schäden an, und ihre Bekämpfung kostet gewaltige Beträge: Im Fall der Kaninchen sind es jedes Jahr mehrere hundert Millionen Euro, Fliegen und Zecken am Vieh verschlingen rund 500 Millionen, Milben auf Weiden 160 Millionen, andere Schadinsekten 2 Milliarden, Unkräuter 2,5 Milliarden, und so weiter.
Australien hat also eine außergewöhnlich empfindliche Umwelt, und diese wird aufvielfältige Weise geschädigt, was gewaltige wirtschaftliche Kosten nach sich zieht. Ein Teil von diesen entfällt auf Schäden, die nicht mehr rückgängig zu machen sind, wie manche Formen der Landzerstörung und die Ausrottung einheimischer Arten (wobei in jüngerer Zeit in Australien
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