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Kollaps

Kollaps

Titel: Kollaps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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Fällen: für alle Zeiten. Die tatsächlichen direkten und indirekten Kosten für Aufräumarbeiten und Rekultivierung betragen im Regelfall das 1,5 bis 2fache dessen, was die Industrie für ihren »Spaziergang« veranschlagt, sofern keine Säure abfließt; sind säurehaltige Abwässer vorhanden, kann der Aufwand auch auf das Zehnfache anwachsen. Der größte Unsicherheitsfaktor im Hinblick auf die Kosten ist die Frage, ob aus der Mine säurehaltige Abwässer abfließen werden; dieses Problem, das man von anderen Minen schon kannte, hat man im Kupferbergbau erst vor kurzem erkannt, und in nahezu keinem Fall wurden die Kosten im Voraus richtig berechnet.
    Erzbergbauunternehmen, denen Aufräumarbeiten bevorstehen, vermeiden die damit verbundenen Kosten häufig dadurch, dass sie Insolvenz anmelden und ihre Vermögenswerte auf andere Unternehmen übertragen, die von denselben Personen geleitet werden. Ein Beispiel ist die bereits in Kapitel 1 erwähnte Zortman-Landusky-Goldmine in Montana, die von dem kanadischen Unternehmen Pegasus Gold Inc. erschlossen wurde. Bei ihrer Eröffnung im Jahr 1979 war sie die erste große Goldmine in den Vereinigten Staaten, die Cyanidlaugung in offenen Gruben betrieb, und die größte Goldmine in Montana. Sie verursachte eine lange Reihe von Unfällen mit ausgetretenem Cyanid und säurehaltigen Abwässern; hinzu kam noch, dass weder die Bundesregierung noch die Regierung des Staates Montana von der Firma eine Untersuchung über abfließende Säure verlangte. Im Jahr 1992 hatten staatliche Aufseher festgestellt, dass Wasserläufe durch die Mine mit Schwermetallen und Säure verunreinigt wurden. Daraufhin erklärte Pegasus Gold sich 1995 bereit, 36 Millionen Dollar zur Befriedigung aller juristischen Ansprüche der Bundesregierung, des Staates Montana und der örtlichen Indianerstämme zu bezahlen. Im Jahr 1998 schließlich, als noch nicht einmal 15 Prozent des Minengeländes rekultiviert waren, beschlossen die Vorstandsmitglieder von Pegasus Gold für sich selbst eine Prämienzahlung von mehr als fünf Millionen Dollar, die übrigen Gewinn bringenden Vermögensgegenstände von Pegasus wurden auf die neue, von ihnen gegründete Firma Apollo Gold übertragen, und dann meldeten sie für Pegasus Gold Insolvenz an. (Wie die meisten Vorstände von Bergbauunternehmen, so wohnten auch die von Pegasus Gold nicht im Wassereinzugsgebiet der Zortman-Landusky-Mine; sie waren ein Beispiel für eine Elite, die sich wie in Kapitel 14 erörtert von den Folgen ihrer Handlungen abschottete.) Staats- und Bundesregierung beschlossen daraufhin einen Rekultivierungsplan, der mit Kosten von 52 Millionen Dollar verbunden war; 30 Millionen davon stammten aus der 36-Millionen-Zahlung von Pegasus, 22 Millionen jedoch mussten die Steuerzahler übernehmen. Dennoch umfasst der Rekultivierungsplan nicht den Aufwand für die dauerhafte Wasseraufbereitung, die den Steuerzahler noch weitaus mehr kosten wird. Wie sich herausstellte, gehörten fünf der 13 großen Erzminen in Montana der insolventen Pegasus Gold Inc.; darunter waren vier (einschließlich der Zortman-Landusky-Mine), die Cyanidlaugung in offenen Gruben betrieben. Die Abwässer von zehn großen Minen wird man auf unabsehbare Zeit behandeln müssen, was die Kosten für ihre Schließung und Rekultivierung auf das Hundertfache der ursprünglich geschätzten Beträge steigen lässt.
    Noch teurer war für die Steuerzahler der Bankrott einer weiteren Goldmine, die ebenfalls Cyanidlaugung betrieb und in kanadischem Besitz war. Die Summitville Mine der Firma Galactic Resources lag in einer Gebirgsgegend von Colorado, wo jedes Jahr mehr als zehn Meter Schnee fallen. Im Jahr 1992, acht Jahre nachdem der Bundesstaat Colorado die Betriebsgenehmigung an Galactic Resources erteilt hatte, erklärte sich die Firma für insolvent und schloss die Mine mit einer Vorlaufzeit von noch nicht einmal einer Woche. Zurück blieben eine hohe, nicht beglichene Steuerschuld, arbeitslose Mitarbeiter, nicht umgesetzte Umweltschutzmaßnahmen und eine aufgegebene Erzgrube. Nachdem einige Monate später der winterliche Schneefall eingesetzt hatte, flossen die Laugungsgruben über, und das Cyanid tötete in einem 30 Kilometer langen Abschnitt des Alamosa River alles Leben. Dann stellte sich heraus, dass der Staat Colorado von Galactic Resources als Bedingung für die Erteilung der Betriebsgenehmigung nur eine Sicherheitsleistung von 4,5 Millionen Dollar verlangt hatte; die Beseitigung der

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