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Kollaps

Kollaps

Titel: Kollaps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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Graben beeinträchtigt. Dieses Problem stellt sich insbesondere beim Tagebau, wo das Erz so dicht unter der Oberfläche liegt, dass man nur die Erde darüber abkratzen muss. Dagegen wird Öl nirgendwo dadurch gewonnen, dass man das Gestein über einer ganzen Öllagerstätte entfernt; Ölkonzerne schädigen deshalb in der Regel an der Oberfläche nur ein kleines Gebiet, das gerade ausreicht, damit sie ein Bohrloch bis in die ölführenden Schichten treiben können. Auch im Erzbergbau gibt es Minen, bei denen das Erz tief unter der Erde liegt, sodass Schächte und Abraumhalden an der Oberfläche nur ein kleines Gebiet beeinträchtigen.
    Aber die Erzförderung verursacht noch andere Umweltprobleme: Durch die Metalle selbst, die zur Verarbeitung verwendeten Chemikalien, abfließende Säuren und Sedimente wird das Wasser verunreinigt. Metalle und metallähnliche Elemente im Erz selbst - insbesondere Kupfer, Cadmium, Blei, Quecksilber, Zink, Arsen, Antimon und Selen - sind giftig und verursachen in der Regel Schwierigkeiten, wenn sie durch die Bergbautätigkeit in Wasserläufe und Grundwasser gelangen. Ein berüchtigtes Beispiel war das Cadmium, das in Japan aus einer Blei- und Zinkmine in den Fluss Jinzu floss und eine Welle von Knochenerkrankungen auslöste. Auch eine ganze Reihe von Chemikalien, die im Bergbau eingesetzt werden - Cyanid, Quecksilber, Schwefelsäure und das aus Dynamit entstehende Nitrat -sind giftig. Wie man in jüngerer Zeit gelernt hat, verursacht schwefelhaltiges Erz, das im Bergbau mit Wasser und Luft in Berührung kommt, durch die dabei entstehende Säure eine schwer wiegende Verschmutzung des Wassers, während gleichzeitig auch Metalle ausgewaschen werden. Sedimente, die mit dem abfließenden Wasser aus Minen abtransportiert werden, können das Leben in den Gewässern schädigen, beispielsweise weil sie die Laichplätze der Fische zudecken. Von diesen Formen der Verschmutzung abgesehen, verbrauchen viele Minen einfach so viel Wasser, dass auch dies zu einem Problem wird.
    Die letzte ökologische Frage lautet: Wohin soll man die ganzen Abfälle entsorgen, die durch den Erzbergbau entstehen? Diese Abfälle bestehen aus vier Hauptbestandteilen: Abraum (Gestein, das über dem Erz lag und entfernt wurde), minderwertiges Erz mit geringem Metallgehalt, dessen kommerzielle Verwertung nicht lohnt, Abgänge oder »Tailings« (zermahlenes Gestein, dem das Metall entzogen wurde), und die Reste nach der Metallgewinnung durch Laugung. Die beiden zuletzt genannten Abfälle belässt man in der Regel in ihren Auffangbecken, Abraum und minderwertiges Erz werden zu Haufen aufgeschüttet. Je nach den gesetzlichen Vorschriften des jeweiligen Staates werden die Abgänge (eine schlammige Masse aus Wasser und Feststoffen) in Flüssen oder Meeren entsorgt, an Land deponiert oder (am häufigsten) hinter einen Damm geschüttet. Leider brechen aber solche Abfalldämme in einem überraschend hohen Anteil der Fälle: Sie werden beim Bau zu schwach ausgelegt (weil man Geld sparen will), häufig errichtet man sie nicht aus Beton, sondern kostengünstig aus den Abfällen selbst, und der Bau erstreckt sich über längere Zeit, sodass man ihren Zustand ständig überwachen muss und sie nicht nach einer endgültigen Bauabnahme für sicher erklären kann. Im Durchschnitt ereignet sich einmal im Jahr irgendwo auf der Welt ein größerer Unfall mit einem solchen Tailings-Damm. Der größte derartige Zwischenfall in den USA war 1972 die Katastrophe von Buffalo Creek in West Virginia, bei der 125 Menschen ums Leben kamen.
    Eine ganze Reihe dieser Umweltprobleme werden deutlich, wenn man sich den Zustand der vier wertvollsten Minen auf Neuguinea und den Nachbarinseln ansieht, wo ich meine Feldforschung betreibe. Die Kupfermine bei Panguna auf der zu Papua-Neuguinea gehörenden Insel Bougainville war früher das größte Unternehmen und der größte Devisenbringer des Landes, und sie gehörte zu den größten Kupferminen der Welt. Ihre Abgänge entsorgte sie unmittelbar in einen Nebenfluss des Jaba River, was zu großen ökologischen Schäden führte. Als die Regierung es versäumte, an dieser Situation und den damit zusammenhängenden politischgesellschaftlichen Problemen etwas zu ändern, lehnten sich die Bewohner von Bougainville auf und begannen einen Bürgerkrieg, der Tausende von Menschenleben kostete und den Staat Papua-Neuguinea um ein Haar gespalten hätte. Auch heute, 15 Jahre nach Ausbruch des Krieges, ist der Frieden auf der

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