Kollaps
Gebiet zur Holzgewinnung oder auch nur für Jagd und Kleinlandwirtschaft zu nutzen. Außerdem wird an dem Beispiel deutlich, welche Faktoren ein Ergebnis wie auf dem Kutubu-Ölfeld möglich machen, während es bei anderen industriellen Großprojekten nicht gelingt, und welchen Einfluss die Öffentlichkeit auf das Ergebnis nehmen kann.
Es bleibt die Frage, warum ich auf dem Salawati-Ölfeld des indonesischen Konzerns Pertamina 1986 eine solche Gleichgültigkeit gegenüber ökologischen Problemen beobachtete, während auf dem Kutubu-Ölfeld von Chevron, das ich seit 1998 besuchte, so umweltfreundlich gearbeitet wurde. Zwischen der Situation des nationalen indonesischen Ölkonzerns Pertamina im Jahr 1986 und der Lage von Chevron, das 1998 als multinationales Unternehmen in Papua-Neuguinea tätig war, bestehen mehrere Unterschiede, mit denen sich meine Beobachtungen vielleicht erklären lassen. In Indonesien interessieren sich Öffentlichkeit, Regierung und Justiz viel weniger für das Verhalten der Ölkonzerne, und sie erwarten sich davon auch weniger als die entsprechenden Gruppen in Europa und den Vereinigten Staaten, die für Chevron die wichtigsten Kunden sind. Die indonesischen Mitarbeiter von Pertamina werden viel weniger mit Umweltfragen konfrontiert als die amerikanischen und australischen Angestellten von Chevron. Papua-Neuguinea ist eine Demokratie, in der es den Bürgern frei steht, sich geplanten Entwicklungsprojekten zu widersetzen, Indonesien dagegen war 1986 eine Militärdiktatur, deren Einwohner keine derartigen Freiheiten genossen. Außerdem wurde die indonesische Regierung von Personen aus der am stärksten bevölkerten Insel (Java) beherrscht, die in ihrer Provinz auf Neuguinea nur eine Einnahmequelle und einen Ort für die Umsiedlung der zu dichten Bevölkerung Javas sahen; für die Meinung der Einwohner interessierten sie sich viel weniger als die Regierung von Papua-Neuguinea, die für die östliche Hälfte derselben Insel verantwortlich ist. Pertamina musste sich im Gegensatz zu internationalen Konzernen nicht mit immer strengeren behördlichen Umweltauflagen auseinander setzen. Das Unternehmen ist als staatlicher Ölkonzern vorwiegend innerhalb Indonesiens aktiv und steht weniger als die multinationalen Konzerne in der Konkurrenz um Verträge in anderen Ländern; deshalb bedeutete eine umweltfreundliche Tätigkeit für Pertamina keinen internationalen Konkurrenzvorteil. Es gab dort keine Vorstandsmitglieder, die monatlich mit E-Mails auf die hohe Priorität der Umwelt hinwiesen. Und schließlich fand mein Besuch auf dem Salawati-Ölfeld von Pertamina bereits 1986 statt; ob sich die Methoden dort seither gewandelt haben, weiß ich nicht.
Wenden wir uns nun von der Öl- und Gasindustrie dem Erzbergbau zu. Diese Branche ist in den Vereinigten Staaten derzeit diejenige mit dem größten Schadstoffausstoß - sie ist für fast die Hälfte aller bekannten Industrieschadstoffe verantwortlich. Im Westen der USA sind nahezu die Hälfte aller Flüsse in Abschnitten ihres Laufes durch den Bergbau verunreinigt. In den meisten Teilen des Landes befindet sich der Erzbergbau heute - vor allem wegen seiner eigenen Fehlleistungen - im Niedergang, oder er verschwindet völlig. Umweltschutzgruppen haben sich meist nicht die Mühe gemacht, im Zusammenhang mit dem Erzbergbau entscheidende Tatsachen zur Kenntnis zu nehmen, und sie haben die Teilnahme an einer anfangs viel versprechenden internationalen Initiative abgelehnt, die von der Industrie 1998 ins Leben gerufen wurde und eine Veränderung ihrer Verhaltensweisen zum Ziel hatte.
Diese und andere Aspekte des Erzbergbaus stellen uns auf den ersten Blick vor ein Rätsel: Oberflächlich betrachtet, scheint es sich um eine ganz ähnliche Branche zu handeln wie die zuvor erörterte Öl- und Gasindustrie, und auch zum Kohlebergbau scheint es große Ähnlichkeiten zu geben. Geht es nicht in allen drei Fällen darum, nicht erneuerbare Rohstoffe aus dem Boden zu holen? Ja, das schon, aber dennoch haben sich die drei Branchen ganz unterschiedlich entwickelt, und zwar aus dreierlei Gründen: unterschiedliche wirtschaftliche und technische Voraussetzungen, unterschiedliche Einstellungen innerhalb der Branche selbst, und unterschiedliche Einstellungen von Öffentlichkeit und Regierungen gegenüber den Branchen.
Die vom Erzbergbau verursachten ökologischen Probleme lassen sich in mehrere Kategorien einteilen. Zunächst einmal wird die Landschaft oberflächlich durch das
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