Kollaps
Erzbergbau erläutert habe, stammte der wirksamste Druck, veränderte Methoden einzuführen, nicht von einzelnen Verbrauchern, die vor den Minen demonstrierten, sondern von Unternehmen (beispielsweise Du Pont und Tiffany), die Metalle abnehmen und an die Endverbraucher verkaufen. Ein ähnliches Phänomen ist auch in der Holzindustrie zu beobachten. Die größten Holzmengen werden zum Bau von Häusern verbraucht, aber die meisten Bauherren wissen nicht, welche Forstwirtschaftsunternehmen das in ihrem Haus verwendete Holz produzieren: sie wählen diese Unternehmen nicht aus und kontrollieren sie nicht. Die Abnehmer der Holzunternehmen sind vielmehr die großen Hersteller von Holzprodukten wie Home Depot oder Ikea, aber auch große institutionelle Kunden wie die Stadt New York oder die University of Wisconsin. Die Rolle solcher Unternehmen und Institutionen bei der Kampagne zur Beendigung der Apartheid in Südafrika machte deutlich, dass sie selbst mächtige, reiche, entschlossene, gut bewaffnete und scheinbar starrsinnige Einrichtungen wie die südafrikanische Regierung der Apartheidära beeinflussen können. In der Handelskette der Holzprodukte haben sich viele Einzelhändler und Hersteller einen größeren Einfluss gesichert, indem sie sich zu »Einkaufsgemeinschaften« organisiert haben, die sich dazu verpflichten, innerhalb eines bestimmten Zeitraumes ihren Absatz an zertifizierten Produkten zu steigern und dabei FSC-zertifizierte Produkte zu bevorzugen. Weltweit gibt es heute mehr als ein Dutzend solche Gruppen. Die Größte befindet sich in Großbritannien und umfasst dort einige der größten Einzelhandelsunternehmen. Auch in den Niederlanden und anderen westeuropäischen Staaten sowie in den USA, Brasilien und Japan nimmt die Macht solcher Einkaufsgemeinschaften zu.
Eine weitere bedeutende Triebkraft für die Verbreitung FSC-zertifizierter Produkte ist in den Vereinigten Staaten der »grüne Standard der Bauindustrie«, der auch als LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) bezeichnet wird. Dieses Regelwerk stellt Maßstäbe für umweltfreundliche Konstruktion und Materialauswahl in der Bauindustrie auf. Immer mehr US-Bundesstaaten und Stadtverwaltungen gewähren Steuererleichterungen für Unternehmen, die einen hohen LEED-Standard einhalten, und bei vielen staatlichen Bauprojekten wird die Einhaltung dieser Standards bereits zwingend vorgeschrieben. Dies war ein wichtiger Anreiz für Bauunternehmen und Architekten, die nicht unmittelbar an die Öffentlichkeit treten und bei Verbrauchern kaum bekannt sind: Sie entschlossen sich dennoch zum Kauf FSC-zertifizierter Produkte, weil sie dann von den Steuervergünstigungen profitieren und besser an öffentliche Aufträge gelangen. Dabei darf man allerdings nicht vergessen, dass sowohl der LEED-Standard als auch die Einkaufsgemeinschaften ihre Entstehung letztlich dem Umweltbewusstsein der einzelnen Verbraucher verdanken, denn die Unternehmen wollen erreichen, dass ihr Name in den Köpfen der Verbraucher mit umweltbewusstem Verhalten in Verbindung gebracht wird. Über den Mechanismus von LEED-Standard und Einkaufsgemeinschaften können die einzelnen Verbraucher das Verhalten von Unternehmen beeinflussen, die ansonsten dem einzelnen Kunden keine Rechenschaft ablegen müssten.
Seit der Gründung des FSC im Jahr 1993 hat sich der Gedanke, Wälder zu zertifizieren, über die ganze Welt verbreitet. Derzeit gibt es ungefähr in 64 Ländern zertifizierte Wälder und Vertriebsketten. 404 000 Quadratkilometer Waldflächen sind zertifiziert, davon 85 000 in Nordamerika. In neun Staaten gibt es jeweils mindestens 10 000 Quadratkilometer zertifizierte Wälder. An der Spitze steht Schweden mit 98 000 Quadratkilometern (mehr als die Hälfte der gesamten Waldflächen im Land), dann folgen in absteigender Reihenfolge Polen, die Vereinigten Staaten, Kanada, Kroatien, Lettland, Brasilien, Großbritannien und Russland. Die Staaten mit dem höchsten Absatz an FSC-zertifizierten Holzprodukten sind Großbritannien, wo ungefähr 20 Prozent der verkauften Holzmenge das FSC-Siegel tragen, und die Niederlande. 16 Länder besitzen einzelne zertifizierte Wälder mit Flächen von über 1000 Quadratkilometern, darunter als größter in Nordamerika der Gordon Cosens Forest in Ontario mit 20 200 Quadratkilometern, der von dem kanadischen Holz- und Papierkonzern Tembec bewirtschaftet wird. Bis 2005 will Tembec die gesamten 130 000 Quadratkilometer Wald, die das Unternehmen in Kanada
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