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Kollaps

Kollaps

Titel: Kollaps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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das Gleiche, beim zweiten Mal war der Preis des Holzes mit dem FSC-Etikett um zwei Prozent höher als der für die unmarkierte Variante. Bei gleichen Preisen verkaufte sich das FSC-markierte Holz in doppelt so großer Menge wie die nichtetikettierte Sorte. (In einem Laden in einer »liberalen« Universitätsstadt mit hohem Umweltbewusstsein lag das Verhältnis sogar bei 6 zu 1, aber selbst der andere Laden in einer eher »konservativen« Kleinstadt erzielte mit dem markierten Holz noch einen um 19 Prozent höheren Absatz.) Kostete das etikettierte Holz jedoch um zwei Prozent mehr, bevorzugte die Mehrheit der Verbraucher natürlich das billigere Produkt, aber eine große Minderheit von 37 Prozent griff dennoch zu dem markierten Holz. Ein großer Teil der Öffentlichkeit lässt ökologische Erwägungen also tatsächlich in seine Kaufentscheidungen einfließen, und ein bedeutender Teil dieser Gruppe ist durchaus bereit, aufgrund solcher Überlegungen mehr zu bezahlen.
    Als die FSC-Zertifizierung eingeführt wurde, bestanden anfangs große Befürchtungen, dass entsprechend gekennzeichnete Produkte am Ende tatsächlich mehr kosten, weil die Gutachten oder die forstwirtschaftlichen Methoden, die dafür die Voraussetzung bilden, zusätzlichen Aufwand verursachen. Im weiteren Verlauf zeigte die Erfahrung jedoch, dass die Zertifizierung die Entstehungskosten für ein Holzprodukt in der Regel nicht ansteigen lässt. Wo zertifizierte Produkte auf den Märkten tatsächlich höhere Preise erzielten als vergleichbare nichtzertifizierte Waren, handelte es sich nicht um wirkliche Kosten, sondern die Preise entstanden durch die Gesetze von Angebot und Nachfrage: Wenn Einzelhändler ein zertifiziertes Produkt verkauften, das bei hoher Nachfrage nur in geringen Stückzahlen zur Verfügung stand, konnten sie die Preise anheben.
    Zu den Unternehmen, die bei der Gründung des FSC mitwirkten, im Vorstand mitarbeiteten oder sich in jüngerer Zeit den Zielen der Organisation verpflichteten, gehören einige der weltgrößten Produzenten und Vertreiber von Holzprodukten. In den Vereinigten Staaten sind das unter anderem folgende Unternehmen: Home Depot, der weltgrößte Einzelhändler für Nutzholz; Lowe’s, hinter Home Depot an zweiter Stelle in der US-Baustoffbranche; Columbia Forest Products, in den USA einer der größten Hersteller von Holzprodukten; Kinko’s, der weltgrößte Anbieter von Büro- und Kopierdienstleistungen; Collins Pine and Kane Hardwoods, in den USA einer der größten Produzenten von Kirschbaumholz; Gibson Guitars, weltweit einer der führenden Gitarrenhersteller; die Seven Islands Land Company, die im Bundesstaat Maine rund 400 000 Hektar Wald bewirtschaftet; und die Andersen Corporation, der weltgrößte Türen- und Fensterhersteller. Wichtige Mitglieder außerhalb der USA sind unter anderem: Tembec und Domtar, zwei der größten Forstwirtschaftsunternehmen Kanadas; B&Q, in Großbritannien die größte Baumarktkette und das Gegenstück zu Home Depot in den USA; Salisbury’s, die zweitgrößte britische Supermarktkette; Ikea aus Schweden, weltgrößter Einzelhändler für Selbstbaumöbel; und SCA sowie Svea Skog (früher Asi Domain), zwei der größten schwedischen Forstwirtschaftsunternehmen. Diese und andere Unternehmen schlössen sich dem FSC an, weil es nach ihrer eigenen Schätzung ihren wirtschaftlichen Interessen dient, aber zu dieser Beurteilung gelangten sie durch unterschiedliche Kombinationen aus »Zug« und »Druck«. Der Druck kam zustande, weil einige der genannten Firmen von Umweltschutzgruppen aufs Korn genommen wurden, die nicht damit einverstanden waren, dass die Unternehmen beispielsweise Holz aus alten Baumbeständen verkauften: Eine solche Kampagne der Gruppe Rainforest Action Network richtete sich beispielsweise gegen Home Depot. Was den »Zug« anging, so erkannten die Firmen viele Gelegenheiten, ihre Umsätze auch angesichts einer zunehmend umweltbewussten Öffentlichkeit beizubehalten oder zu steigern. Zur Verteidigung von Home Depot und anderen Unternehmen, die erst durch einen gewissen »Druck« motiviert wurden, ist allerdings zu sagen: Sie mussten verständlicherweise bei Veränderungen in dem Lieferantennetz, das sie über viele Jahre aufgebaut hatten, vorsichtig vorgehen. Als es dann so weit war, lernten sie schnell, und heute übt Home Depot selbst Druck auf seine Lieferanten in Chile und Südafrika aus, damit diese den FSC-Standard übernehmen.
    Wie ich im Zusammenhang mit dem

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