Kollaps
bewirtschaftet, zertifizieren lassen. Neben Wäldern in Privatbesitz sind auch staatliche Flächen zertifiziert: In den Vereinigten Staaten beispielsweise ist der Bundesstaat Pennsylvania mit 7800 Quadratkilometern der größte Eigentümer zertifizierter Wälder.
In der ersten Zeit nach der Gründung des FSC verdoppelte sich die Fläche der zertifizierten Wälder jedes Jahr. In jüngster Zeit ist die jährliche Wachstumsrate auf »nur noch« 40 Prozent zurückgegangen. Der Grund: Die ersten Unternehmen und Manager, die das Zertifikat erhielten, hatten auch zuvor bereits die FSC-Standards eingehalten. Dagegen mussten die Unternehmen, deren Wälder in jüngster Zeit hinzukamen, zunächst ihre Methoden ändern und so den FSC-Standard erreichen. Während das FSC-Zertifikat also anfangs eine Anerkennung für Unternehmen mit umweltfreundlichen Methoden war, dient es heute zunehmend dazu, andere, früher weniger umweltfreundliche Unternehmen zu einer Änderung ihrer Praxis zu veranlassen.
Das beste Kompliment für die Wirksamkeit des Forest Stewardship Council kam von Holzkonzernen, die sich der Institution entgegenstellten: Sie gründeten eigene Zertifizierungsorganisationen mit niedrigeren Standards. Dazu gehören in den Vereinigten Staaten die Sustainable Forestry Initiative, die von der American Forest and Paper Association ins Leben gerufen wurde, die Canadian Standards Association und das Pan-European Forest Council. Die Folge (und vermutlich die Absicht) besteht darin, die Öffentlichkeit mit konkurrierenden Behauptungen zu verwirren: Die Sustainable Forestry Initiative führte anfangs beispielsweise sechs verschiedene Plaketten ein, auf denen sechs verschiedene Behauptungen erhoben wurden. Alle diese Konkurrenzorganisationen fordern im Gegensatz zum FSC keine unabhängige Begutachtung, sondern sie gestatten, dass die Unternehmen sich das Zertifikat selbst ausstellen (das ist kein Witz). Sie verlangen von den Unternehmen nicht, dass diese sich selbst nach einheitlichen Standards und mit quantifizierbaren Ergebnissen (beispielsweise »Breite der Ufervegetationsstreifen an Wasserläufen«) beurteilen, sondern belassen es bei nicht nachprüfbaren Aussagen (»wir sind entschlossen«, »unser Vorstand steht in Diskussionen«). Außerdem fehlt die Zertifizierung der Lieferantenkette, sodass jedes Produkt eines Sägewerkes, das sowohl zertifiziertes als auch nichtzertifiziertes Holz verarbeitet, das Zertifikat erhält. Das Pan-European Forest Council praktiziert eine regionale, automatische Zertifizierung, durch die beispielsweise der ganze Staat Österreich sehr schnell das Zertifikat erhielt. Ob die Industrie, die sich auf diese Weise selbst zertifiziert, am Ende durch Verlust der Glaubwürdigkeit bei den Verbrauchern einen Konkurrenznachteil gegenüber dem FSC in Kauf nehmen muss, oder ob sie sich den FSC-Standards anschließt, um an Glaubwürdigkeit zu gewinnen, bleibt abzuwarten.
Als letzte Branche möchte ich die Fischereiwirtschaft erörtern. Sie hatte mit den gleichen grundlegenden Problemen zu kämpfen wie Ölindustrie, Bergbau und Holzwirtschaft: Das Wachstum von Weltbevölkerung und Wohlstand führt zu steigender Nachfrage bei sinkendem Angebot. In den Industrieländern ist der Verbrauch an Meeresprodukten hoch und steigt immer noch, Umfang und Wachstum sind aber in anderen Ländern noch stärker: In China hat sich der Verbrauch beispielsweise in den letzten zehn Jahren verdoppelt. In der Dritten Welt stammen 40 Prozent der aufgenommenen Proteine (pflanzlichen und tierischen Ursprungs) aus Fischen, die für über eine Milliarde Menschen in Asien die wichtigsten Proteinlieferanten darstellen. Auf der ganzen Welt führen Wanderungsbewegungen aus dem Inneren der Kontinente an die Küste zu einer weiteren Steigerung der Nachfrage nach Lebensmitteln aus dem Meer; bis zum Jahr 2010 werden drei Viertel der Weltbevölkerung nicht weiter als 80 Kilometer von einer Küste entfernt wohnen. Wegen dieser Abhängigkeit von Fischereiprodukten bietet das Meer weltweit ungefähr 200 Millionen Menschen Arbeitsplätze und Einkommen; in Island, Chile und einigen anderen Staaten ist die Fischerei die wichtigste Grundlage der Wirtschaft. Die Bewirtschaftung aller erneuerbaren biologischen Ressourcen ist mit großen Schwierigkeiten verbunden, und die Fischerei wirft hier besonders große Probleme auf. Schon, wenn es sich um die Hoheitsgewässer eines einzigen Staates handelt, ist die Verwaltung der Fischbestände nicht einfach, noch
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