Kollaps
und Gerätschaften, die bei der Nutzung dieser Bestände eingesetzt werden. Um die Zertifizierung bemühen sich Gruppen von Fischern, staatliche Fischereiministerien, die im Namen einer nationalen oder lokalen Fischereiorganisation tätig werden, und Zwischenhändler wie Verarbeitungsbetriebe oder Großhändler. Anträge werden nicht nur für Fischbestände gestellt, sondern auch für Muscheln und Krebse. Das größte der sieben Fischereigebiete, die bisher zertifiziert sind, ist die Wildlachsfischerei im US-Bundesstaat Alaska, die von der Fischerei- und Jagdbehörde des Staates Alaska vertreten wird. An zweiter und dritter Stelle stehen der westaustralische Stein-Hummer (die wertvollste einzelne Art von Meerestieren in Australien, die etwa 20 Prozent des Umsatzes der gesamten australischen Fischerei ausmacht) und der Neuseeland-Hoki (Neuseelands wertvollstes Fischerei-Exportprodukt). Darüber hinaus sind vier kleinere Fischereien in Großbritannien zertifiziert: Der Themsehering, die mit Handleinen gefangene Südwest-Makrele, Herzmuscheln aus dem Meeresarm von Burry und die Kaisergranat-Reusenfischerei von Loch Torridon. Beantragt ist die Anerkennung für den Alaska-Pollack, die größte Fischerei der Vereinigten Staaten, die dort etwa die Hälfte der Fangmengen ausmacht; für den Pazifik-Heilbutt der USA, den Kalifornischen Taschenkrebs und die Gefleckte Garnele an der US-Westküste; für den Streifenbarsch an der US-Ostküste; und für den Hummer an der Baja California. Außerdem gibt es Pläne, die Zertifizierung von wild gefangenen Fischen auf die Aquakultur zu erweitern (die ihre eigenen, im nächsten Kapitel erwähnten großen Probleme aufwirft), wobei man mit Garnelen anfangen und das Verfahren dann auf zehn weitere Arten ausdehnen will, darunter vielleicht auch der Lachs. Derzeit sieht es so aus, als würde die Zertifizierung der weltweit wichtigsten Fischgründe für wild gefangene Garnelen die größten Probleme aufwerfen (weil diese vor allem mit Bodennetzen gefangen werden, die einen umfangreichen Beifang produzieren), und große Schwierigkeiten bereitet auch die Fischerei in Gebieten, die nicht der Rechtsprechung eines einzelnen Staates unterliegen.
Insgesamt hat sich die Zertifizierung in der Fischerei als schwieriger und langwieriger erwiesen als in der Forstwirtschaft. Dennoch bin ich angenehm überrascht, welche Fortschritte das MSC in den letzten fünf Jahren gemacht hat: Ich hatte damit gerechnet, dass es noch schwieriger werden und langsamer vorangehen würde.
Kurz gesagt, hängt das ökologische Verhalten der Unternehmen von einer grundlegenden Tatsache ab, die dem Gerechtigkeitsempfinden vieler Menschen widerspricht. Je nach den Umständen kann ein Unternehmen zumindest auf kurze Sicht tatsächlich maximale Gewinne erzielen, wenn es die Umwelt und die Menschen schädigt. Das gilt heute für die Fischer in nicht bewirtschafteten Fischereigebieten ohne Fangquoten, und für die internationalen Holzkonzerne mit kurzfristigen Pachtverträgen für tropische Regenwälder in Ländern, wo die Beamten korrupt sind und die Grundbesitzer nicht Bescheid wissen. Es galt auch für die Ölkonzerne bis zu der katastrophalen Ölpest am Santa Barbara Channel im Jahr 1969 und für die Bergbauunternehmen in Montana bis zur Verabschiedung der neuen Rekultivierungsgesetze. Wenn staatliche Vorschriften greifen und das Umweltbewusstsein der Öffentlichkeit erwacht ist, haben umweltfreundliche Unternehmen gegenüber solchen, die ökologische Schäden anrichten, einen Konkurrenzvorteil, aber wenn der Staat nicht handelt und die Öffentlichkeit gleichgültig ist, gilt wahrscheinlich das Umgekehrte.
Für uns als Außenstehende ist es einfach und billig, einem Unternehmen vorzuwerfen, dass es andere Menschen schädigt, weil es seinen eigenen Vorteil sucht. Aber solche Vorwürfe allein werden meist nicht zum Auslöser von Veränderungen. Sie lassen die Tatsache außer Acht, dass Unternehmen keine gemeinnützigen Einrichtungen sind, sondern Gewinne erzielen wollen, und dass Aktiengesellschaften sogar die Verpflichtung haben, den Gewinn im Sinne ihrer Aktionäre zu maximieren, solange sie dies mit legalen Mitteln tun. Nach unseren Gesetzen machen sich die Manager eines Unternehmens der »Untreue« schuldig, wenn sie das Unternehmen wissentlich so führen, dass die Gewinne zurückgehen. Der Autohersteller Henry Ford wurde 1919 tatsächlich erfolgreich von Aktionären verklagt, weil er den Mindestlohn der Arbeiter auf fünf
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