Kollaps
einer Billion Dollar verschafft hat, und das, obwohl die von dem Gesetz vorgeschriebenen Reinhaltungsmaßnahmen große Summen verschlingen.
»Mit Technik werden wir unsere Probleme schon lösen.« Aus diesem Satz spricht Vertrauen in die Zukunft, und er geht davon aus, dass die Technik in der jüngeren Vergangenheit mehr Probleme gelöst als neue geschaffen hat. Hinter diesem Vertrauen steht die stillschweigende Annahme, dass die Technik ab morgen vorwiegend dazu dienen wird, vorhandene Probleme zu lösen, während sie keine neuen Probleme mehr aufwirft. Wer dieses Vertrauen aufbringt, unterstellt auch, dass die neue Technologie, über die derzeit gesprochen wird, Erfolg hat, und das auch noch so schnell, dass sich schon bald merkliche Auswirkungen ergeben. In langen Gesprächen beschrieben mir zwei der erfolgreichsten, bekanntesten amerikanischen Geschäftsleute und Finanzmanager mit vielen Worten neu entstehende Technologien und Finanzinstrumente, die sich grundlegend von denen der Vergangenheit unterscheiden und, wie sie zuversichtlich prophezeiten, unsere ökologischen Probleme lösen würden.
In Wirklichkeit zeigt die Erfahrung, dass genau das Gegenteil richtig ist. Manche der technischen Verfahren, die man sich erträumt hat, haben Erfolg, andere jedoch nicht. Wenn sie Erfolg haben, vergehen in der Regel einige Jahrzehnte, bis sie ausgereift sind und sich allgemein durchgesetzt haben: Man denke nur an die Gasheizung, an elektrisches Licht, Autos und Flugzeuge, Fernsehen, Computer und so weiter. Und ganz gleich, ob mit neuen technischen Verfahren die Probleme gelöst werden, zu deren Lösung sie entwickelt wurden, sie werfen regelmäßig auch neue, unvorhergesehene Komplikationen auf. Technische Lösungen für ökologische Probleme sind stets wesentlich teurer als Vorbeugungsmaßnahmen, mit denen man die Entstehung des Problems von vornherein vermeiden könnte: Eine große Ölpest verursacht beispielsweise Milliardenkosten für den Schaden und die Aufräumarbeiten; Vorbeugungsmaßnahmen, mit denen man die Gefahr einer großen Ölpest vermindern kann, kosten nur einen Bruchteil dieser Summen.
Vor allem aber wächst durch den technischen Fortschritt nur unsere Fähigkeit, bestimmte Dinge zu tun, sei es zum Besseren oder zum Schlechteren. Alle derzeitigen Probleme sind unbeabsichtigte, negative Auswirkungen der vorhandenen Technologie. Durch die schnellen technischen Fortschritte des 20. Jahrhunderts sind schwierige neue Probleme entstanden, und das weit schneller, als alte gelöst wurden. Das ist die Ursache für unsere derzeitige Lage. Wie kann man auf den Gedanken kommen, dass die Technik vom 1. Januar 2006 an zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte auf wundersame Weise keine unvorhergesehenen neuen Probleme mehr verursacht, sondern nur noch zur Lösung der bisher geschaffenen Probleme führt?
Unter den vielen tausend Beispielen für unvorhergesehene, schädliche Nebeneffekte neuer technischer Lösungen mögen hier zwei genügen: die FCKWs (Fluorchlorkohlenwasserstoffe) und das Auto. Die Kühlmittel, die früher in Kühlschränken und Klimaanlagen eingesetzt wurden, waren giftig (wie beispielsweise Ammoniak) und konnten tödliche Wirkungen haben, wenn die Geräte undicht wurden, während die Hausbewohner schliefen. Deshalb war von einem großen Fortschritt die Rede, als man die FCKWs (Freon) als synthetische Kühlmittel entwickelte. Sie sind geruchlos, ungiftig und unter den normalen Bedingungen an der Erdoberfläche sehr stabil; deshalb rechnete man anfangs nicht mit schädlichen Nebenwirkungen und konnte auch keine beobachten. Schon nach kurzer Zeit galten sie als Wundersubstanzen, und sie dienten nun auf der ganzen Welt als Kühlmittel für Kühlschränke und Klimaanlagen, als Schaumgase, Lösungsmittel und Spraydosen-Treibmittel. Im Jahr 1974 entdeckte man jedoch, dass sie in der Stratosphäre durch die starke ultraviolette Strahlung abgebaut werden. Dabei entstehen sehr reaktionsfähige Chloratome, die einen beträchtlichen Teil der Ozonschicht zerstören, welche uns und alle anderen Lebewesen vor den tödlichen ultravioletten Strahlen schützt. Diese Entdeckung wurde von Interessengruppen aus der Industrie zunächst nachdrücklich geleugnet; dahinter standen nicht nur weltweite FCKW-Umsätze von rund 160 Milliarden Euro, sondern auch echte Zweifel, die sich auf wissenschaftliche Komplikationen gründeten. Deshalb dauerte es lange, bis die FCKWs abgeschafft wurden: Das Chemieunternehmen Dupont (der
Weitere Kostenlose Bücher