Kollaps
was 15 Tagen von je 24 Stunden entspricht - auf dem Weg zur Arbeit und zurück, und dabei sind Fahrzeiten zu anderen Zwecken noch nicht einmal mitgerechnet.
Für diese Probleme, die sich weiter verschlimmern werden, sind Lösungsansätze noch nicht einmal in der Diskussion. Die derzeit laufenden oder vorgesehenen Straßenbauprojekte haben lediglich zum Ziel, einige besonders neuralgische Punkte zu entlasten, und werden von der immer noch wachsenden Zahl der Autos überrollt werden. Für die Verschlimmerung der Verkehrsprobleme von Los Angeles ist kein Ende in Sicht: In anderen Städten müssen die Menschen mit noch weitaus größeren Verkehrsstaus zurechtkommen. Meine Bekannten in der thailändischen Hauptstadt Bangkok beispielsweise haben mittlerweile immer eine kleine Chemietoilette im Auto, weil Fahrten sich sehr in die Länge ziehen können; einmal wollten sie die Stadt an einem Ferienwochenende verlassen, aber nach 17 Stunden gaben sie auf und fuhren nach Hause zurück - in dieser Zeit waren sie im Verkehrsstau nur fünf Kilometer vorangekommen. Optimisten haben zwar abstrakte Erklärungen bereit, warum eine wachsende Bevölkerung etwas Gutes ist und warum die Welt sie verkraften kann, aber ich habe nie einen Bewohner von Los Angeles (und auch nur wenige Menschen an anderen Orten auf der Welt) kennen gelernt, der sich persönlich im eigenen Wohnumfeld eine größere Bevölkerung gewünscht hätte.
Der Beitrag Südkaliforniens zum Anstieg der weltweiten ökologischen Pro-Kopf-Schädigung, der sich aus den Wanderungsbewegungen aus der Dritten Welt in die Industrieländer ergibt, ist in der kalifornischen Politik schon seit Jahren ein umstrittenes Thema. Das Bevölkerungswachstum in dem Bundesstaat beschleunigt sich fast ausschließlich durch die Einwanderung und durch die großen Familien der Einwanderer. Die Grenze zwischen Kalifornien und Mexiko ist lang und lässt sich nicht wirksam gegen Menschen verteidigen, die illegal aus Mittelamerika einwandern wollen und hier Arbeitsplätze oder persönliche Sicherheit suchen. Jeden Monat liest man von potenziellen Einwanderern, die in der Wüste ums Leben kommen oder ausgeraubt und erschossen werden, aber davon lassen sich die anderen nicht abschrecken. Weitere illegale Einwanderer kommen aus fernen Ländern wie China oder Zentralasien und werden von Schiffen einfach vor der Küste ausgesetzt. Die Bewohner Kaliforniens sind geteilter Meinung über die vielen Einwanderer aus der Dritten Welt, die auf diese Weise an der Lebensweise der Industrieländer teilhaben wollen. Einerseits ist die Wirtschaft auf sie angewiesen, denn sie besetzen Arbeitsplätze in Dienstleistung, Baugewerbe und Landwirtschaft. Andererseits beklagen die eingesessenen Bewohner, dass die Einwanderer mit arbeitslosen Bürgern in Konkurrenz um Arbeitsplätze stehen, Löhne sinken lassen und die ohnehin bereits überfüllten Krankenhäuser und öffentlichen Schulen belasten. Im Jahr 1994 wurde in einer Volksabstimmung mit überwältigender Mehrheit der Vorschlag Nummer 187 angenommen, wonach illegale Einwanderer die meisten staatlichen Sozialleistungen verloren hätten - der Beschluss wurde allerdings dann von den Gerichten als verfassungswidrig verworfen. Kein Bürger Kaliforniens und kein gewählter Politiker hat bisher eine praktikable Lösung für den alten Widerspruch vorgeschlagen, der an die Einstellung der Menschen in der Dominikanischen Republik gegenüber den Haitianern erinnert: Auf der einen Seite braucht man die Einwanderer als Arbeitskräfte, auf der anderen hat man etwas dagegen, dass sie da sind und eigene Bedürfnisse haben.
Südkalifornien trägt entscheidend zur Energiekrise bei. Das frühere Straßenbahnnetz unserer Stadt brach in den zwanziger und dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts in einer Reihe von Konkursen zusammen; die Wegerechte wurden an Autohersteller verkauft und so aufgeteilt, dass man das Netz (das in Konkurrenz zu den Autos gestanden hätte) nicht wieder aufbauen konnte. Die Vorliebe der Bewohner für Einfamilienhäuser anstelle mehrstöckiger Wohnhäuser sowie die großen Entfernungen und die unterschiedlichen Routen, auf denen die Beschäftigten eines bestimmten Bezirks pendeln, machen die Entwicklung eines öffentlichen Nahverkehrsnetzes, das die Bedürfnisse der meisten Bewohner befriedigt, zu einem Ding der Unmöglichkeit. Die Bewohner von Los Angeles sind voll und ganz auf das Auto angewiesen.
Unser hoher Benzinverbrauch, der Gebirgsring um fast das gesamte
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