Kollaps
Entwicklungsländern. Deshalb haben die Unternehmen kein Interesse daran, mit hohen Investitionen beispielsweise gentechnisch veränderten Maniok oder Hirse für die Bauern in der Dritten Welt zu entwickeln.
»Nimmt man allgemein anerkannte Indikatoren wie Lebenserwartung, Gesundheit und Wohlstand (oder in der
Wirtschaftsterminologie: Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt) als Maßstab, werden die Verhältnisse in Wirklichkeit seit vielen Jahrzehnten immer besser.« Oder: »Man braucht sich doch nur umzusehen: Das Gras ist noch grün, in den Supermärkten gibt es jede Menge Lebensmittel, aus dem Wasserhahn kommt sauberes Wasser , und es gibt keinerlei Anzeichen für einen bevorstehenden Zusammenbruch.« Für die Bewohner der reichen Industrieländer haben sich die Lebensverhältnisse tatsächlich verbessert, und durch verbesserte Gesundheitsversorgung hat sich auch die durchschnittliche Lebenserwartung in der Dritten Welt erhöht. Aber die Lebenserwartung allein ist kein ausreichendes Kriterium: Milliarden Menschen in der Dritten Welt, insgesamt rund 80 Prozent der Weltbevölkerung, leben nach wie vor in Armut nahe an der Hungergrenze oder darunter. Selbst in den Vereinigten Staaten befindet sich ein zunehmender Prozentsatz der Bevölkerung an der Armutsgrenze und kann sich keine medizinische Versorgung leisten; alle Vorschläge zur Veränderung dieser Situation, beispielsweise eine staatlich finanzierte Krankenversicherung für alle, waren politisch nicht durchsetzbar.
Außerdem wissen wir als Einzelpersonen alle, dass wir unsere wirtschaftliche Situation nicht allein am derzeitigen Stand unseres Bankkontos ablesen können: Wir müssen auch darauf achten, wie sich das Guthaben entwickelt. Wer auf seinem Kontoauszug ein Guthaben von 5000 Euro sieht, wird darüber nicht erfreut sein, wenn sich dieses Guthaben während der letzten Jahre jeden Monat um 200 Euro vermindert hat, denn wenn es mit der gleichen Geschwindigkeit weitergeht, bleiben nur noch zwei Jahre und ein Monat bis zum Bankrott. Das gleiche Prinzip gilt auch für die Volkswirtschaft sowie für die Entwicklung von Umwelt und Bevölkerung. Die Industrieländer erfreuen sich heute nur deshalb eines so großen Wohlstandes, weil sie ihr ökologisches Kapital verbrauchen, das heißt ihr Kapital an nicht erneuerbaren Energiequellen, Fischbeständen, Mutterboden, Wäldern und so weiter. Den Verbrauch von Kapital sollte man nicht fälschlich als Geldverdienen bezeichnen. Es hat keinen Sinn, sich mit den derzeitigen Annehmlichkeiten zufrieden zu geben, wenn klar ist, dass wir uns bisher nicht auf einem nachhaltigen Weg befinden.
Aus der Geschichte des Zusammenbruchs bei den Maya und Anasazi, auf der Osterinsel und in anderen früheren Gesellschaften (aber auch aus dem erst kürzlich erfolgten Zusammenbruch der Sowjetunion) kann man unter anderem die wichtige Erkenntnis ableiten, dass der steile Niedergang einer Gesellschaft unter Umständen schon ein oder zwei Jahrzehnte nach der Zeit einsetzt, zu der sie in Bevölkerungszahl, Reichtum und Macht ihren Höhepunkt erreicht hat. In dieser Hinsicht unterscheidet sich die Entwicklung der hier erörterten Gesellschaften vom normalen Lebensweg eines einzelnen Menschen, bei dem der Niedergang in Form einer langen, allmählichen Alterung erfolgt. Der Grund ist einfach: Spitzenwerte bei Bevölkerungszahl, Reichtum, Ressourcenverbrauch und Abfallproduktion sind mit einer maximalen Beeinträchtigung der Umwelt verbunden, und irgendwann überfordert diese Beeinträchtigung die Ressourcen. Bei längerem Nachdenken ist es eigentlich nicht verwunderlich, dass der Niedergang einer Gesellschaft so schnell auf ihre Blütezeit folgt.
»Man braucht sich nur anzusehen, wie häufig sich die Weltuntergangsprophezeiungen der Angstmacher und Umweltschützer als falsch erwiesen haben. Warum sollten wir ihnen dieses Mal glauben?« Ja, manche Voraussagen der Umweltschützer haben sich als falsch erwiesen. Als Beispiel nennen die Kritiker gerne die Voraussagen, die Paul Ehrlich, Jon Harte und Jon Holdren 1980 über den Preisanstieg für fünf Metalle abgaben, oder die Prophezeiungen des Club of Rome aus dem Jahr 1972. Aber man geht in die Irre, wenn man gezielt nur Voraussagen von Umweltschützern nennt, die sich als falsch erwiesen haben, ohne sich gleichzeitig anzusehen, welche Aussagen richtig waren oder welche Voraussagen der Umweltschutzgegner sich als falsch erwiesen haben. Irrtümer der zuletzt genannten Art gibt es in Hülle und Fülle: So
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