Kollaps
Besiedelung der Channel Islands schließlich ausgerottet. Ähnlich erging es in neuerer Zeit der Abalone-Muschelfischerei in Südkalifornien: Als ich 1966 nach Los Angeles zog, gab es Abalonemuscheln noch in den Supermärkten, und man konnte sie an der Küste selbst sammeln; mittlerweile sind sie durch Überfischung vom Speisezettel verschwunden.
Die größte Stadt der Ureinwohner in Nordamerika war Cahokia; sie entstand in der Nähe von St. Louis, und ihre großen, bis heute erhaltenen Hügel sind eine Touristenattraktion. Nachdem sich im Mississippital eine ertragreiche neue Maissorte durchgesetzt hatte, entstand dort und im Südosten der USA die Kultur der Mississippi-Hügelbauer. Cahokia erlebte im 13. Jahrhundert seine Blütezeit und brach dann noch lange vor der Ankunft der Europäer zusammen. Die Ursachen für den Zusammenbruch sind umstritten, aber Waldzerstörung mit nachfolgender Erosion und Versandung der Flussarme dürften mit Sicherheit dazu beigetragen haben. Siehe See Neal Lopinot und William Woods, »Wood exploitation and the collapse of Cahokia«, S. 206-231 in C. Margaret Scarry, Hrsg. Foraging and Farming in the Eastern Woodlands (Gainesville: University Press of Florida, 1993); Timothy Pauketat und Thomas Emerson, Hrsg. Cahokia: Domination and Ideology in the Mississippian World (Lincoln: University of Nebraska Press, 1997); George Milner, The Cahokia Chief dom: The Archaeology of a Mississippian Society (Washington, D. C.: Smithsonian Institution, 1998). Im übrigen Südwesten der USA ging es mit den Gesellschaften der Hügelbauer auf und ab. Hier dürfte der Raubbau an den Nährstoffen im Boden eine wichtige Rolle gespielt haben.
Die erste Gesellschaft, die an der Küste Perus die Ausmaße eines Staates erreichte, war die der Moche, die wegen ihrer realistischen Keramikarbeiten und insbesondere den Porträtgefäßen berühmt wurde. Die Gesellschaft der Moche brach um 800 n. Chr. zusammen; Ursachen waren wahrscheinlich El-Nino-Ereignisse in Verbindung mit der Zerstörung von Bewässerungsanlagen durch Überschwemmungen und nachfolgende Dürre (Näheres in dem 1999 erschienenen Buch von Brian Fagan, siehe Literaturverzeichnis zum Prolog).
Zu den Großreichen oder Kulturen, die im Andenhochland den Inkas vorausgingen, gehörte das Reich von Tiwanaku, zu dessen Zusammenbruch eine Dürre beigetragen haben dürfte. Siehe Alan Kolata, Tiwanaku (Oxford: Blackwell, 1993): Alan Kolata, Hrsg. Tiwanaku and Its Hinterland: Archaeology and Paleoecology of an Andean Civilization (Washington, D. C.: Smithsonian Institution, 1996); Michael Binford et al. »Climate variation and the rise and fall of an Andean civilization« (Quaternary Research47 : 235-248 [1997]).
Das antike Griechenland dürfte Umweltprobleme und die Erholung davon in Zyklen von rund 400 Jahren durchgemacht haben. In jedem derartigen Zyklus wuchs die Bevölkerung, man holzte die Wälder ab, an Berghängen wurden Terrassen zur Verminderung der Erosion angelegt, und mit Dämmen versuchte man die Versandung der Talböden zu verhindern. Am Ende jedes Zyklus wurden Terrassen und Dämme zerstört, und man musste die Region aufgeben, oder die Bevölkerung ging stark zurück, bis die Landschaft sich erholt hatte und einen neuen Bevölkerungsanstieg ermöglichte. Einer dieser Zusammenbrüche fiel mit dem Ende der mykenischen Kultur zusammen, jener griechischen Gesellschaft, die von Homer gepriesen wurde und in den trojanischen Krieg verwickelt war. Die mykenische Kultur besaß eine Schrift namens Linear-B, aber die verschwand mit dem Zusammenbruch der Gesellschaft, und nun herrschte in Griechenland Analphabetentum, bis um 800 v. Chr. wiederum eine Schrift entstand, dieses Mal auf der Grundlage eines Alphabets (Näheres in dem Buch von Charles Redman, das in den Literaturangaben zum Prolog aufgeführt ist).
Die Zivilisation in unserem heutigen Sinn entstand vor etwa 10 000 Jahren in dem Teil Südwestasiens, den wir als Fruchtbaren Halbmond bezeichnen; er umfasst Teile des heutigen Iran, Irak, der Südosttürkei, Libanons, Jordaniens und Israels/Palästinas. Im Fruchtbaren Halbmond entwickelten sich die erste Landwirtschaft, aber auch die Metallbearbeitung, die Schrift und die ersten Staaten. Die Menschen hatten also dort gegenüber der restlichen Welt einen Vorsprung von mehreren tausend Jahren. Warum kam es dennoch im Fruchtbaren Halbmond, der so lange weltweit führend war, zum Niedergang, sodass die Bezeichnung heute, von den Ölvorkommen
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