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Kolonie der Genetics

Kolonie der Genetics

Titel: Kolonie der Genetics Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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erklärbar, dass du über Monate hinweg daran gearbeitet hast, eine technische Apparatur zu entwickeln, die die Stromstärken der M-Frogs systematisch erfasst, statistisch auswertet und darin Muster zu erkennen vermag, die wahrscheinlich Auskunft über den Gesundheitszustand und die zukünftige Lebenserwartung des jeweiligen Methan-Froschs geben.«
    »Es ergeben sich dadurch interessante Rückschlüsse!«, verteidige ich meine zugegebenermaßen etwas speziellen Interessen, die mit den von mir verlangten Prüfungen nicht viel zu tun haben. »Es ist auch eine technische Auswertung möglich. Auf der Basis meiner Datenerfassung bin ich in der Lage, Kriterien zu entwickeln, um M-Frogs auszuwählen, die sich in besonderer Weise als Energiespeicher für mobile Geräte eignen …«
    Im Rückblick kommt mir das wie ein Reflex vor. Ein Reflex, den man uns wohl irgendwie eingeimpft hatte. Für alles, woran man einen Gedanken verschwendete, sollte es nach Möglichkeit auch eine technische Anwendungsmöglichkeit geben.
    Das freie Schweben des Geistes, das ziellose vor sich hin Grübeln – alles eine Verschwendung von Ressourcen.
    Ich habe mich informiert.
    Die Fähigkeit zu größtmöglicher Fokussierung auf ein Ziel gehört zu den Stärken meiner genetischen Optimierungsklasse. Das kann die Effektivität um ein Vielfaches erhöhen. Ziele werden leichter und schneller erreichbar.
    Wenn ich heute diese Tendenz zur Fokussierung in meinem Verhalten und in meiner Herangehensweise an technische Probleme bemerke, dann frage ich mich immer, in wie fern dies eine nützliche Fähigkeit oder eher ein Zwang ist.
    Manchmal kommt es mir wie letzteres vor. Als ob ein Programm ablaufen würde. Eine Verhaltensmatrix, die auf irgendeine komplexe, wechselwirkende Weise ein Spiegelbild meiner genetischen Optimierungsmatrix darstellt.
    »Simon, mit mir stimmt etwas nicht«, höre ich sie sagen – und ich denke dabei in technischen Termini an ein hormonelles Ungleichgewicht.
     
     
    Kurz darauf sehe ich die Angehörigen der Lokalstreitkräfte in ihren lindgrünen Uniformen und dem Emblem des TR-Tec-Konzerns in der Kantine. In der Station isst niemand für sich. Das wäre zu aufwändig und das Küchenpersonal gehört zu den wenigen in der Kolonie, die keiner speziellen Optimierung unterzogen wurden. Aber das sind nur eine Handvoll Leute, weil das meiste völlig automatisch abläuft. Im Wesentlichen geht es für sie darum, die Gewächshäuser und die Maschinen zu kontrollieren.
    Einen hydroponischen Tank haben wir auch. Er entnimmt der Atmosphäre Methan und benutzt es, um Algen wachsen zu lassen.
    Ich habe mal versucht, für den zu Grunde liegenden technischen Prozess eine Verbesserung zu erarbeiten, aber daran war niemand wirklich interessiert. Heute verstehe ich es, warum die Küchenchefin so empfindlich reagierte.
    Die Angehörigen der Streitkräfte gehören wahrscheinlich alle der M- oder S-Klasse an. Es sind mehrere Dutzend und sie sitzen an den Tischen nur für sich.
    Sie sind sehr schweigsam und ich treffe zufällig Cox Canladon.
    Cox ist wie ich. Derselbe Jahrgang, dieselbe Optimierung. Allerdings hat er mir doch etwas voraus, denn er hat nicht nur die A3-Prüfung mit Bravour geschafft, sondern auch schon die A4. Durch ihn bin ich auf das Antigrav-Surfen gekommen, woraus später meine Teilnahme an den Space Surf-Wettbewerben von Lor Els Auge resultierte.
    Cox ist ziemlich sauer und ich weiß erst nicht weshalb, aber als wir am Tisch sitzen, rückt er mit der Sprache heraus.
    »Hast du die Typen da gesehen?«
    »Die in den grünen Uniformen?«
    »Ja. Ich wollte eigentlich noch ein bisschen raus. Mit dem Antigrav-Brett, meine ich.«
    »Schon kapiert.«
    »Und da kriege ich die Nachricht auf den Kommunikator, dass das gesamte Sengjeng-Tal jetzt militärisches Sperrgebiet ist.«
    Ich kannte das Sengjeng-Tal. Es war wie geschaffen, um dort auf Antigrav-Brettern zu surfen.
    Das Sengjeng-Tal war bei warmem Wetter (so ab Minus 150 Grad aufwärts) ein lang gezogener, dampfender Methan-See, dessen Oberfläche sich hervorragend zum Antigrav-Surfen eignete. Das Tal macht eine sehr sanfte Biegung, die aber die Antigrav-Projektoren nicht überfordert, sodass man die Schubdüsen auf volles Tempo eingestellt lassen kann.
    Über nichts gleiten Antigrav-Kissen so gut wie über siedendes Methan …
     
     
    Ich warf einen Blick hinüber zu den Uniformierten. Dass ihre Uniformen grün waren, wussten Cox und ich im Übrigen nur deshalb, weil andere uns das

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