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Kolonie der Genetics

Kolonie der Genetics

Titel: Kolonie der Genetics Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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gesagt beziehungsweise in unserer Gegenwart darüber gesprochen hatten. Aber es ist seltsam, sobald ich weiß , dass etwas grün oder rot oder gelb gestreift ist, kann ich das sehen, wenn ich will. Zumindest, wenn es sich um einfache Farbaufteilungen handelt.
    Das liegt daran, dass man uns alle in der frühen Kindheit einem Farbtraining unterzogen hat. Dabei wurden die Sehnerven direkt stimuliert und quasi ein Farbsehen simuliert.
    Das verleiht keinem von uns die Fähigkeit, tatsächlich das Spektrum des sogenannten sichtbaren Lichtes wahrzunehmen, aber immerhin hat unser Gehirn eine Vorstellung davon, was wir sehen könnten . Überraschenderweise genügt diese Vorstellung sehr oft schon vollkommen aus.
    Sehen hat eben in erster Linie etwas mit dem Gehirn und erst in zweiter Linie mit den Augen zu tun, das vergessen wir immer wieder. Allerdings gilt das nur für höhere Wirbeltiere und bei allen Veränderungen, die wir Genetics inzwischen durchgemacht haben, zähle ich uns immer noch dazu. Höhere Wirbeltiere – insbesondere Säugetiere – haben schlechte Augen und gleichen das mit einem großen Gehirn aus. Bei Insekten ist das umgekehrt. Die haben minimale Gehirne und lassen dafür einen Großteil der Datenverarbeitung bereits in ihren hervorragenden Augen verrichten.
    Du wirst dich fragen, warum ich mich jetzt und an dieser Stelle so breit über diesen Punkt auslasse.
    Nein, sei ehrlich, du hast dich das keine Sekunde lang gefragt, denn du weißt es. Du musst es wissen, denn du bist einer von uns und hast das Problem, das wir alle haben.
    Ich habe als kleiner Junge immer davon geträumt, ein maschinelles Lichtauge zu konstruieren, das ich mir hätte implantieren lassen können. Nicht, weil ich mit meinen Infrarotaugen nicht zufrieden gewesen wäre oder Schwierigkeiten gehabt hätte, mich zu orientieren! Nein, ganz im Gegenteil! Die Infrarotsicht hat viele Vorteile. Aber die alleinige Infrarotsicht schließt unsereins von vielen Erfahrungen aus, die für Normalsichtige vollkommen alltäglich sind. Es geht nicht um die Überlegenheit der einen oder anderen Augenart.
    Der entscheidende Punkt ist das Teilen von Seherfahrungen . Jeder Mensch möchte die sinnlichen Eindrücke, die er hat, mit anderen teilen. Dadurch vergewissern wir uns in gewisser Weise der Wirklichkeit und unserer Wahrnehmung davon. Es scheint im Menschen ein tiefgehendes Bewusstsein dafür zu geben, dass niemandes Wahrnehmung vollständig ist und unser Gehirn aufgrund einer dürftigen Datenlage zumeist einen großen Teil schlicht ergänzt. Oder hinzufügt, ganz wie man will. Darum ist jeder von uns auf diesen Abgleich der Eindrücke angewiesen.
    Richtig bewusst wurde mir das erst, als ich der einzige meiner Art war. Allein unter Alt-Menschen, von denen kein anderer über infrarotsichtige Facettenaugen verfügte und diese Art zu sehen teilen konnte.
     
     
    »Kannst du dir vorstellen, was die im Sengjeng-Tal vorhaben?«, fragt Cox ziemlich ratlos. »Ich meine, es könnte ja sein, dass du irgendetwas gehört hast.«
    »Nein, habe ich nicht«, sage ich.
    »Ich meine ja nur …«
    »Was meinst du?«
    »Na, dein Vater wartet doch die Saugbohrer von Mine 23-Alpha.«
    »Schon möglich.«
    »Ist so. Ich habe nachgeschaut. Und 23-Alpha liegt mitten im Sperrgebiet. Es gehört nicht nur das eigentliche Sengjeng-Tal dazu, sondern das gesamte Planquadrat.«
    »Ich kann meinen Dad ja später fragen«, verspreche ich.
     
     
    Zuhause schaue ich im Datennetz nach, ob es irgendwelche Neuigkeiten über die Lage im Tau Ceti-System gibt.
    Die Hälfte der Meldungen erscheint mir wie reine Propaganda des Star Corps. Nicht richtig gelogen – so weit geht man im Hohen Rat wohl doch nicht. Aber die Fakten werden ganz schön frisiert. Man lässt Dinge weg, man stellt andere heraus. Das Spiel kennt man ja. Offensichtlich will man den Durchhaltewillen der Verteidiger nicht unnötig schwächen, wofür ich sogar ein gewisses Verständnis habe. Und bisweilen ist es wohl auch das Ergebnis von Wunschdenken, dass so manche positive Nachricht sehr viel ausführlicher dargestellt wird, als der eigentliche Kern der Sache.
    Der Kern der Sache ist folgender: Die Kridan erweitern ihren Brückenkopf und es gelingt den Star Corps-Einheiten einfach nicht, diese Sternenpest einzudämmen. Was auch kein Wunder ist. Der bisherige Krieg war verlustreich und man kann die Grenze zum Niemandsland nicht einfach unbesetzt lassen, denn auch von dort könnte jederzeit eine weitere Angriffswelle auf

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