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Kolonie der Genetics

Kolonie der Genetics

Titel: Kolonie der Genetics Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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eines Offiziers, ohne tatsächlich Teil der militärischen Hierarchie zu sein, was ihm die pazifistische Grundausrichtung seines Ordens auch verboten hätte.
    Commander Leslie war daher etwas überrascht, den Christophorer hier vorzufinden – jetzt, während eines Gefechtseinsatzes. Normalerweise achtete Patrick immer peinlich genau darauf, sich aus diesen Situationen herauszuhalten, was für jemanden, der an Bord eines Kriegsschiffs diente, gar nicht so leicht war – und zwar völlig gleichgültig, in welcher Position. So betrachtet hat es vielleicht auch seine Vorteile, dass du den Entscheidern des Ordens nicht begabt genug warst und sie sich statt für dich für deinen Bruder entschieden haben , ging es Commander Leslie durch den Kopf. Zumindest hat es dich vor dem einen oder anderen Gewissenskonflikt bewahrt. Aber vielleicht auch nur davor, dass dieser Konflikt offenbar wurde. Ausweichen kann ihm wahrscheinlich niemand – nur, dass den Captain eines Kriegsschiffs niemand danach fragt, wie viel Skrupel er dabei hat, ein Schiff voller Feinde in eine Atomsonne zu verwandeln …
    »Captain, wir tun hier, was wir können«, seufzte Black und strich sich eine verirrte Strähne aus der Stirn. Sie schwitzte und hatte auch allen Grund dazu.
    »Überbrücken Sie alle Systeme, die nicht unbedingt notwendig sind, sodass wir zumindest eine vorläufige Kampfbereitschaft wiederhergestellt haben«, ordnete Leslie an.
    Black lag eine Erwiderung auf der Zunge, verzichtete aber darauf, sie laut auszusprechen.
    Leslie lächelte mild. »Ich weiß, was Sie sagen wollen, Lieutenant. Mit Ihren Einwänden haben Sie auch vollkommen recht, aber im Moment bleibt uns nichts anderes übrig, als uns mit provisorischen Lösungen über die Runden zu retten.«
    »Und was glauben Sie, wie viele Runden es noch geben wird, Sir?«, mischte sich jetzt Bruder Patrick ein. »Ich meine, nur um im Bild zu bleiben …«
    Der junge Mann in der dunklen, braungrauen Kutte begegnete dem Blick des Captains mit bemerkenswerter Gelassenheit.
    »Fragen Sie mich besser nicht nach meiner militärischen Lageeinschätzung«, erwiderte Leslie. »Es könnte sein, dass Sie entmutigt werden.«
    »So schlimm?«
    »In der Tat.«
     
     
    Eine halbe Stunde später betrat Commander Leslie seine Kabine. Zu den positiven Dingen, die sein Rang als Kommandant eines Raumschiffs mit sich brachte, gehörte, dass er trotz der Enge an Bord des Leichten Kreuzers das Privileg einer eigenen Kabine besaß. Er warf sich auf das Bett und streckte sich aus. Er streifte dabei nicht einmal die Stiefel seiner Flottenkombination ab. Lohnt nicht. Es ist immer dasselbe: Wenn man gerade glaubt, dass eine Phase der Ruhe eingetreten ist, ist sie auch schon vorbei …
    Leslie atmete tief durch.
    In den letzten Tagen und Wochen waren weder er noch der Rest der STERNENFAUST-Crew je wirklich zur Ruhe gekommen. Ein paar Stunden Verschnaufpause – das war alles, was der Feind ihnen gelassen hatte. Immer wieder hatten Einheiten der Kridan, die aus der Tiefe des Brückenkopfs kamen, versucht, die Linien und Formationen des Star Corps zu sprengen.
    Von einem Verteidigungs- Ring oder dergleichen konnte erst gar nicht die Rede sein. Eine löcherige Hülle – das traf es schon eher!
    Leslies Blick glitt an dem Relief eines Wikinger-Schiffs entlang, das er bei seinem Kommandoantritt in die Wand hatte einsetzen lassen.
    Es erinnerte Commander Leslie immer daran, weshalb er ins Star Corps eingetreten war und was er dort gesucht hatte. Die Reise ins Unbekannte, das Überschreiten der äußersten Grenze … Wie Leif Erikson auf seiner Fahrt nach Vinland, als er fast 500 Jahre vor Columbus nach Amerika gelangte.
    Ein Summton informierte ihn darüber, dass jemand ihn über Interkom zu sprechen wünschte. Leslie hatte gerade keine Lust, den Schalter des in die Wand eingelassenen Gerätes zu betätigen und nahm das Gespräch über seinen Armbandkommunikator entgegen.
    »Hier ist der Captain.«
    »Lieutenant Majevsky, Brücke.«
    »Was gibt's, Lieutenant?«
    »Commodore Allister bittet umgehend zu einer Konferenzschaltung. Es geht um eine Lagebesprechung der Kommandanten im Tau Ceti-Sektor.«
    Leslie seufzte und unterdrückte ein Gähnen. »Das hat mir wirklich noch gefehlt …«
    »Tut mir Leid, Captain.« Sara Majevsky bedachte Leslie mit einem nachsichtigen Lächeln. »Das kann ich Ihnen leider nicht ersparen. Transmissionsbeginn ist in einer halben Minute. Aber ich schwöre Ihnen, dass man mich auch nicht eher

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