Kolonie der Genetics
folgen.«
»Aber er könnte den Bergstrom- Verzeihung: Zwischenraumfunkspruch abgehört haben.«
Sun-Tarin ließ die Schnabelhälften so geräuschvoll gegeneinander schaben, dass es Johnson schon beinahe in den Ohren wehtat.
»Wir haben die Transmission getarnt«, sagte er dann. »In einem Schiff-zu-Schiff-Kontakt mit dem Feind, der aber im Zwischenraum-Funkband geführt wurde. Ein Signal zum Mar-Tanjaj hat dafür gesorgt, dass wir die Daten gesendet bekamen. Davon abgesehen, dass der Feind sie noch entschlüsseln müsste, wenn er Informationen daraus entnehmen will, wird er kaum ahnen, dass das Ganze von seinen eigenen Signalen überdeckt wurde – zumal der Schiff-zu-Schiff-Kontakt vom Feind ausging und nicht von uns.«
Johnson lächelte. »Alle Achtung. Diese Gelegenheit konnten Sie sich natürlich nicht entgehen lassen!«
»Seien Sie unbesorgt. Ihre Feinde werden Ihnen nicht folgen können.«
»Und wo geht es hin?«
Sun-Tarin zögerte. Dann entschloss er sich doch, darüber zu sprechen. »Kennen Sie eine Welt namens Galunda Prime?«, fragte er.
»Nie gehört.«
»Das dürfte ein Grund dafür sein, dass die Partner, mit denen wir zusammenarbeiten, sie für ein gutes Versteck halten.«
Johnsons Lippen wurden schmal wie ein Strich. »Verstehe«, murmelte er.
5. Kapitel – Jefferson und das Leben 3.0
Am »Leben 2.0« das sind modifizierte Organismen, Leben 1.0 steht in der SynBio-Fachsprache für die natürlichen Lebewesen) arbeitet auch der Molekularbiologe Drew Endy, der neuerdings an der Stanford University forscht. Dort hat er eine Professur für »Bioengineering« inne. Zumindest bis zur Berufsbezeichnung haben es die »Lebensingenieure« also schon geschafft. Endy will künstliches Leben mit so genannten BioBricks (wörtlich übersetzt: »Bio-Backsteinen«) schaffen, [ …] Für einige Forscher ist die synthetische Biologie der Stufe 2.0 noch nicht genug. Sie wollen das Leben 3.0 erschaffen. Ihr Plan ist die völlige Neuschöpfung eines Organismus im Labor, der keinerlei natürliche Vorfahren mehr hat. »Der genetische Code ist 3,6 Milliarden Jahre alt. Es ist an der Zeit, ihn neu zu schreiben«, fordert der Informatiker Tom Knight, der am renommierten Massachusetts Institute of Technology das Labor für Künstliche Intelligenz leitet und an der Entwicklung der BioBricks mitarbeitete.
Zitiert aus: Michael Odenwald,
KANN DER MENSCH GOTT SPIELEN?
Auf www.focus.de ab 4.7.2008; rekonstruiert und aufbewahrt im »Archiv der Netz-Antike« ab 22.3.2207
Es war ein mutiger Geist des frühen 21. Jahrhunderts namens Tom Knight, der einst forderte, man solle den genetischen Code neu schreiben. Wir haben es getan.
Aus der Antrittsrede von Professor Dr. Boris Braatilsson, Rektor der Universität von Genet, 7.7.2237
Du kennst die Übertragungen der Meisterschaften im Space Surfing, die bei Lor Els Auge ausgetragen werden – einem Ort, wie er im Universum wohl nur ein einziges Mal vorkommt.
Die Wettbewerbe wurden in den gesamten Solaren Welten über das Datennetz gezeigt. Irgendeiner der Medienkonzerne, die bis heute um die Netzherrschaft buhlen, hatte sich wohl die Rechte gesichert. Ob das wirklich ein Erfolg war oder man nur Netzvolumen besetzen wollte, weiß ich nicht. In der Anfangszeit waren diese Übertragungen ganz sicher für kaum einen Menschen wirklich von Interesse, wobei die Betonung in diesem Fall wirklich auf Menschen liegt.
Schließlich gehörte Lor Els Auge zum Gebiet der Mantiden und kaum ein Mensch – und in dem Fall will ich die Nicht-Genetics mal großzügigerweise dazuzählen – hätte sich dafür interessiert, nur irgendwelchen Rieseninsekten dabei zuzusehen, wie sie auf Gravitationswellen durch das All surfen, während im Hintergrund durch das Zusammentreffen von sehr seltsamen Phänomen der Raumkrümmung durch die Schwerkraft eines Neutronensterns eine Art kosmische Linse entsteht. Diese kosmische Linse mag astronomisch interessierte Zeitgenossen faszinieren – aber weder du noch ich gehörten damals zu dieser speziellen Gattung.
Ob das bereits durch die Optimierung, die man uns zuteil werden ließ, so festgelegt war, entzieht sich bis heute meiner Kenntnis.
Weißt du mehr darüber? Ich glaube kaum.
Aber unter praktischen Gesichtspunkten wäre es natürlich auch höchst unerfreulich, wenn man einen superangepassten Ingenieur für den Bergbau auf Extremwelten hat und der heuert am Ende auf irgendeinem Raumfrachter an, weil ihn das Weltraumfernweh oder
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