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Kolonie der Genetics

Kolonie der Genetics

Titel: Kolonie der Genetics Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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einen Kurs, der zunächst einmal von unseren üblichen Surf-Revieren im Sengjeng-Tal fortführte. Schließlich wollten wir weder Aufsehen erregen noch unnötig Ärger bekommen.
    Am Himmel tauchte ein Raumschiff auf, das offenbar zum Landeanflug ansetzte.
    Cox peilte es mit seinem Ortungsgerät an.
    Wo die Landung beabsichtigt war, ließ sich mit der richtigen technischen Unterstützung sehr leicht berechnen.
    »Unsere Station ist jedenfalls nicht das Ziel«, stellte Cox fest.
    »Das hätte ich dir auch so sagen können!«, maulte Jelinda. Da wir alle für einen Einsatz als Ingenieure optimiert waren, besaßen wir natürlich ein besonderes räumliches Vorstellungsvermögen. Flugbewegungen abschätzen war für manche von uns ein regelrechter Sport. Dass allerdings ausgerechnet Jelinda diese Bemerkung machte, wo sie doch erst kürzlich in der Prüfung A3 so kläglich versagt hatte, war natürlich schon ein Umstand, der mich innerlich grinsen ließ.
    »Lass mich raten«, sagte ich. »Das Ding da oben geht im Sengjeng-Tal nieder.«
    »Ja«, nickte Cox.
    Wir standen auf einer Anhöhe, deren Untergrund aus einer Mischung mehrerer Sorten Eis bestand. Ich schätzte die Bestandteile wie folgt: fünfzig Prozent Wassereis, der Rest gefrorenes Ammoniak, Kohlendioxid, etwas Methan-Eis und dazu noch eine unübersehbare Portion Dreck. Eine auf Galunda Prime recht häufig vorkommende Mischung, die aber den Vorteil hatte, dass sie stabil blieb, sofern der Anteil an Methan nicht zu groß war. Wenn es taute, kam es sonst manchmal zu verheerenden Erdrutschen.
    »Auf jeden Fall ist dieses Schiff kein Kriegsschiff der Lokalen Raumverteidigung der Drei Systeme wie die REICHENTHAL«, stellte Cox fest.
    »Sondern?«
    »Ein Privatraumer. Typische TR-Tec-Signatur würde ich sagen. Äußerlich unscheinbar wie ein Shuttle, aber da sind ein paar Features, die eher an eine Raumyacht erinnern.«
    »Überlichtantrieb?«, fragte ich.
    »Was denkst du, wie das Schiff hier her gekommen ist! Natürlich! Wenn es eines der im Galunda-System eingesetzten Shuttles wäre, hätte mir das mein Display sofort angezeigt. Ein tiefergehender Infrarotscan lässt auf ein Dutzend Besatzungsmitglieder schließen.«
    Das Raumschiff verschwand hinter dem Horizont.
    Die Tatsache, dass nicht erst der Raumhafen bei der Station angeflogen wurde, wie es bei der REICHENTHAL der Fall gewesen war, gab uns zu denken. Erinnerst du dich noch?
    Ganz bestimmt.
    So etwas wie damals, das kann man nicht vergessen.
    Ich konnte es jedenfalls nie.
     
     
    Wir setzten unseren Weg auf den Boards fort, aber in Gedanken war jeder von uns im Areal 23-Alpha und fragte sich, was dort wohl für ein Geheimprojekt laufen mochte.
    Wir surften über einen fast zur Gänze verflüssigten Methan-See. Die heißen Mittagstemperaturen von Minus 142 Grad ließen uns zwar nicht gerade schwitzen – aber den See durchaus. Er dampfte so heftig, dass unsereins die Atmung reduzieren musste, um nicht zu viel an gasförmigem Methan einzuatmen.
    Das ist genauso schädlich wie ein Zuviel an Sauerstoff, was ja bekanntlich zur Taucherkrankheit führt.
    Aber wir waren schließlich nicht zum ersten Mal hier draußen und selbstverständlich hatte sich jeder von uns seine ganz eigene Technik angewöhnt, um die Methan-Aufnahme willentlich zu beeinflussen, was in diesem Fall Reduktion bedeutete. Unter anderen Umständen war durchaus auch mal das Gegenteil sinnvoll.
    Der See hatte die Form eines Halbmondes. Wir folgten ihm, denn auf derart glatten Oberflächen kann man risikolos die Geschwindigkeit stark erhöhen. Man sollte nur aufpassen, nicht in den Methan-See hineinzufallen. Für einen Normalsterblichen käme das einem Schockgefrieren gleich – für uns nicht. Aber unangenehm ist es schon. Vor allem kann man in eine Kolonie von M-Frogs hineingeraten und die können dann schon mal ziemlich aggressiv werden, wenn man sie stört. An Land ist das etwas anderes. Da lassen sie sich widerstandslos einsammeln. Aber in flüssigem Methan schätzen sie es nicht, gestört zu werden. Die damals gängige Theorie dazu war, dass sie die elektrischen Impulse ihrer Artgenossen innerhalb einer nicht leitenden Umgebung am besten wahrnehmen und isolieren konnten und man sie so quasi aus einer primitiven Art des Gesprächs herausriss. Dabei muss man allerdings den Begriff Gespräch schon sehr breit auslegen.
    Ich glaube, diese Theorie ist heute noch die gültige.
    Oder hast du in dieser Hinsicht irgendetwas Neues gehört?
    Würde mich auch

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