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Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)

Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)

Titel: Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles C. Mann
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worden. Wasserhyazinthen aus Afrika ersticken die Flüsse in Manila; Unkraut aus Brasilien überwuchert die Reisfelder. Sieben der Immigranten befinden sich auf der Liste der hundert schlimmsten invasiven Arten, die die International Union for Conservation of Nature aufgestellt hat.
    Eine kleine Minderheit der Neuankömmlinge erwies sich als ökologisch oder ökonomisch verderblich, und nur sehr wenige schädigten das Ökosystem selbst, indem sie seine Fähigkeit beeinträchtigten, Wasser zu filtern, den Pflanzenwuchs zu fördern oder Nährstoffe im Boden zu verarbeiten. Doch nach Ansicht der Wissenschaftler dort waren fast alle Exoten problematisch, weil sie im Großen oder im Kleinen dazu beitrugen, aus den Philippinen etwas anderes zu machen, als diese vor der Ankunft der Spanier gewesen waren – sie produzierten eine homogenisierte, internationalisierte Flughafen-Einkaufspassagen-Version ihrer selbst: eine Spielart des Homogenozäns im Taschenformat. Die Insellandschaft, sagten die Forscher mit einer gewissen Erregung, verliere in immer stärkerem Maße ihren einstigen Charakter. Wie allzu viele Regionen auf dem Globus werde sie zu einer Brutstätte für gerissene Opportunisten – jene Arten, die auf verlassenem Weideland wachsen und sich am Rande der Supermarktparkplätze behaupten, die das Weideland verdrängt haben. Das seien nicht mehr die Philippinen. [711]
    Erst als ich das Gebäude verlassen hatte, begann ich mich zu fragen, warum die Arten in dem Lied
Bahay Kubo
keine fremden Invasoren waren. Sicherlich muss in den philippinischen Gärten auch vor Legazpi etwas gewachsen sein. Warum druckte das Conservation International keine Steckbriefe von Tomaten, Erdnüssen und Spargelbohnen? Wie konnte dieses Durcheinander von Neuankömmlingen aus aller Welt zum Symbol für Heimat und Tradition werden, das Schulkinder ihren nostalgisch gestimmten Eltern vorsingen?
    Und da wurde mir klar, dass auch für mich mein Garten so etwas wie Heimat ist. Die Beschäftigung mit meinen Pflanzen empfinde ich als eine Art Zuflucht vor E-Mails, Fristen und meinem Schreibtisch. Wie die Biologen wünschte auch ich mir, dass in den örtlichen Gartencentern einheimische Pflanzen verkauft würden – in einem von ihnen hatte ich mich einmal beschwert, dass man dort nichts finde, was in einem Umkreis von hundertfünfzig Kilometern heimisch sei. Was mir in der Rückschau peinlich ist: Ich ließ diese Klage an der Kasse des Gartencenters vom Stapel, als ich die Samen von Paprika (Ursprung: Mittelamerika), Auberginen (Ursprung: Südasien) und Karotten (Ursprung: Europa) bezahlte, die ich in meinem Einkaufswagen hatte. Ich tat also nichts anderes, als gleichzeitig den kolumbischen Austausch und die von ihm bewirkte Globalisierung zu fördern und zu schmähen. Auch ich war ein Beispiel für eine fragmentierte Bewusstseinstätigkeit.
    Treppen in den Bergen
    Ich sage gerne, dass meine Familie teilweise schuld an den Würmern ist. Die Würmer – zwei Arten der Gattung
Pheretima
und drei der Gattung
Polypheretima
 – tauchten vor ungefähr vierzig Jahren auf den Reisterrassen eines fünfhundert Kilometer von Manila entfernten Berglands auf. Unter meiner Familie ist in diesem Zusammenhang mein Großvater zu verstehen, der 1959 Direktor einer kleinen Privatschule in der Nähe von New York City wurde. Zu den Vorteilen der Stellung gehörte ein beeindruckendes Haus auf dem Schulgelände. Als ich meinen Großvater zum ersten Mal besuchte, berichtete er mir, er habe den Brauch eingeführt, dass er jeden Morgen mit einem halben Dutzend Schülern frühstücke. Mit Hilfe eines sorgfältigen Zeitplans konnte er auf diese Weise jeden Schüler mindestens einmal im Jahr einladen. Um seine Gäste in einer Runde bewirten zu können, bat er die Schule um einen größeren Frühstückstisch. Der Tisch, der geliefert wurde, war aus philippinischem Mahagoni.
    Philippinisches Mahagoni ist kein echtes Mahagoni – es stammt von zwei Baumarten einer vollkommen anderen Gattung. Doch da es wie Mahagoni aussieht, vor allem wenn es gefärbt ist, nannten die Importeure es philippinisches Mahagoni – sehr zum Ärger der Mahogany Association, eines in Chicago ansässigen Interessenverbands von Möbelherstellern, die echtes, aus der Karibik stammendes Mahagoni verwendeten und den Namen schützen wollten. Ein jahrzehntelanger Rechtsstreit fand 1957 durch die Entscheidung einer Federal Trade Commission ein Ende, die festlegte, dass philippinisches Mahagoni nicht ohne

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