Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)
wurde trockener. In trockenen Böden vermehren sich die Würmer noch rascher.
Einen Hoffnungsschimmer brachte Eighth Wonder, ein Reisimportunternehmen in Ulm, Montana, dessen Gründerin Mary Hensley ist, eine Sozialarbeiterin und Reisevermittlerin, die früher als Freiwillige des Friedenskorps in Ifugao war. Mit einer Partnerin in Manila – Vicky Garcia von der gemeinnützigen Organisation RICE (Revitalize Indigenous Cordilleran Entrepreneurs) – fasste sie 2005 den Plan, «traditionellen» Reis in die USA und nach Europa zu exportieren. Es war ein mühsames Geschäft. Um genug Reis für den Export zu bekommen, war einiges auf den Weg zu bringen: Die Bauern mussten überredet werden, Genossenschaften zu bilden – keine einheimische Tradition –, sie mussten lernen, den Reis einheitlich zu trocknen, damit die Qualität gleichbleibend war, es mussten besondere Mühlen gebaut werden, um die dicken Reishülsen der traditionellen Sorten zu zerkleinern, und die regionalen Stromanbieter mussten veranlasst werden, den Strom zum Betrieb der Anlagen zu liefern. Erdrutsche blockierten Straßen, Taifune zerstörten Schiffe, Geräte gingen kaputt und Ersatzteile ließen sich nicht auftreiben. Auf gesetzlicher Ebene gab es wenig Präzedenzfälle: Wenn man Manilas Zeitungen Glauben schenken darf, war Eighth Wonder der einzige Reisexporteur auf den ganzen Philippinen. 2009 begannen die Verkäufe in den USA . Sieben Sorten wurden angeboten, die für 5 , 75 und 6 , 00 Dollar das Pfund verkauft wurden. Als ich ein Pfund kaufte – mit Versandkosten 11 , 75 Dollar –, war der Ifugao-Reis fast sechzehnmal so teuer wie der Reis in meinem Supermarkt.
Die Reaktionen auf Eighth Wonder waren gemischt, wie ich entdeckte, als ich das Unternehmen gegenüber den Wissenschaftlern in Manila erwähnte. Eine wachsende Zahl von Ifugao-Bauern schließt sich dem Projekt an, ein steigender Prozentsatz der Ernte – ein wertvolles kulturelles Artefakt – wird im Ausland an übersättigte Lebensmittelsnobs verscherbelt. Schlimmer noch, die Genossenschaften, die Standardisierung, die mechanisierte Verarbeitung bewirken tiefreichende Veränderungen der Ifugao-Kultur – und das alles zum Nutzen von ein paar Leuten in fernen Ländern, die, wie einer der Forscher meinte, sich im Licht ihrer Aufgeklärtheit sonnen, weil sie sich mit einem Klick auf ein Link schicken bunten Reis bestellen. Der globale Markt sei nicht die Lösung, sagen die Globalisierungsgegner, sondern das Problem! Diese vermeintlichen Gutmenschen würden Ifugao im weltweiten Netz des Austauschs verankern und es wie nie zuvor abhängig machen – von den Launen ferner Yuppies! Anti-Armut-Aktivisten werfen Globalisierungsgegnern vor, sie wollten die Armen zu Knochenarbeit verurteilen, damit sie sich gut fühlen könnten in ihren klimatisierten Büros in Manila. Die Terrassen seien von jeher an das globale Netz angeschlossen gewesen – warum sollten sie nur die Nachteile ertragen – fallende Rohstoffpreise, Umweltschäden – und nicht in den Genuss der Vorteile kommen – die Kommunikation mit Leuten, die bereit sind, den sechzehnfachen Preis für Reis zu bezahlen?
Was geht hier verloren? Und was hat man sich unter seiner Rettung vorzustellen? [722]
Auf dem Boot
Auf einer anderen Reise nach Manila beschloss ich, mir den Ort anzusehen, wo Legazpi zum ersten Mal auf chinesische Dschunken gestoßen war: der Beginn des heutigen erdumspannenden Handelsnetzes. Wie ich wusste, hatte die Begegnung im südlichen Teil der Insel Mindoro stattgefunden. Doch wo genau auf Mindoro, war nicht klar – die spanische Beschreibung des Treffens war verwirrend, zumindest für mich. Ich dachte, ein Besuch könnte Klarheit schaffen. Außerdem war ich neugierig.
Die Freundin eines Freundes setzte sich mit einem Freund in Verbindung, der ein Hotel an der Ostküste Mindoros betrieb. Ich bekam eine Nachricht: Fahr nicht mit dem Auto in den Süden von Mindoro. Dort treiben Guerilleros ihr Unwesen. Ich war überrascht – auf Mindoro, das von den großen Inseln Manila am nächsten ist, gibt es im Norden viele teure Badeorte. Eine Internetrecherche ergab, dass sich in Mindoros Hügelland tatsächlich kommunistische Rebellen alten Stils herumtreiben, die Neue Volksarmee (Nuevo Ejército del Pueblo). Auf Fotografien sieht man sie häufig mit grünen Hemden und einem Abzeichen auf dem Arm: ein rotes Dreieck mit einer AK - 47 . Manchmal tragen sie Barette. Oder sie schwenken rote Fahnen mit
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