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Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)

Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)

Titel: Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles C. Mann
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Hammer und Sichel. Ich wusste, dass Legazpis Treffen in der Nähe der kleinen Ortschaft Bulalacao stattgefunden hatte. Ein Jahr vor meiner Reise war die Neue Volksarmee dort erschienen, um einen Bulldozer, einen Kipplaster und einige Baugeräte in die Luft zu jagen.
    Ich sah keinen Anhaltspunkt dafür, dass sich die Guerilleros um einzelne amerikanische Besucher kümmerten. Aus Gründen der Vorsicht schien es trotzdem ratsam, ein Boot zu nehmen. Außerdem mag ich Schiffe.
    Der Hotelbesitzer trieb einen Kahn auf, den ich preiswert chartern konnte. Mit dem Bus fuhr ich durch Manilas entsetzlichen Verkehr zur Fähre nach Mindoro, kletterte nach der Landung in einen winzigen, vollkommen überfüllten Kleinbus und gelangte gründlich durchgeschüttelt zum Hotel im Dorf Bongabong. Um halb sechs am nächsten Morgen watete ich zum Boot: einer modernen Version der traditionellen flach gehenden Prau mit zwei hölzernen Auslegern. Die
Traveller- 7
hatte eine winzige Kabine, kaum groß genug für die Motorakkus, ein paar Liter Wasser und ein brennendes Kohlenbecken mit einem köchelnden Reistopf. Über dem Deck flatterte eine blaue Plastikplane. Gemäß der hartnäckigen Weigerung der Filipinos, die touristischen Hoffnungen auf Exotik zu erfüllen, trugen die drei Besatzungsmitglieder Baseballmützen und weite Basketballshorts mit den NBA -Abzeichen.
    Nach vierstündiger Fahrt entlang der klippenbewehrten Küste warfen wir vor Bulalacaos langer Betonpromenade Anker. Die Ortschaft verfügte über elektrischen Strom und zumindest zeitweiligen Handyempfang, war aber ansonsten abgeschnitten – die einzige Straße, die die Verbindung zum Rest der Insel darstellte, war nicht nur weitgehend in Rebellenhand, sondern auch ungepflastert und häufig nur für Geländefahrzeuge passierbar. Ich sah ein einziges Auto. Eine Brise warf kleine Wellen auf die Wasseroberfläche und in die Kunststoffplanen über den Marktständen. Am Rand des Marktes wurde ein Hahnenkampf veranstaltet. Anzeichen für bedeutendere wirtschaftliche Aktivitäten waren kaum zu entdecken.
    Die
Traveller- 7
    Ich hatte keine Verabredung, niemanden, den ich aufsuchen wollte, sondern nur die Vorstellung, dass ich Aufmerksamkeit erregen und die Aufmerksamkeit mich mit dem richtigen Adressaten zusammenbringen würde. Nachdem ich ungefähr fünfzehn Minuten umhergeschlendert war, tauchte ein Mann mit einem Motorroller auf. Er nahm mich mit, und wir fuhren einen langen Abhang empor zum South Drive Bar and Grill, Bulalacaos einzigem Restaurant. Es hatte einen Kiesfußboden. In einer Ecke war eine kleine, staubige Bühne mit drei Gitarren, einem elektronischen Schlagzeug, mehreren schäbigen Lautsprechern und einem Laptop, das – kaum zu glauben –
What a Wonderful World
in der Originalversion von Louis Armstrong spielte. Als die Shuffle-Funktion auf einen japanischen Popsong umschaltete, wurde ich von Chiquita «Ching» Cabagay-Jano begrüßt, seines Zeichens Eigentümer des South Drive Bar and Grill, außerdem Bulalacaos Stadtplaner und Tourismusmanager.
    Wie Stadtplaner in aller Welt war Cabagay-Jano enthusiastisch in Hinblick auf Bulalacaos Zukunftsaussichten. Investoren aus dem Norden kämen, sagte er. Investoren aus China. Investoren aus Amerika. In Bulalacao stehe Land zum Verkauf – ein Interessent habe sich hundert Hektar für einen Golfplatz gesichert. Der Staat lasse die Straße im Süden von Mindoro pflastern, was einen regelmäßigen Busverkehr ermöglichen würde. Im letzten Jahr war der First Bulalacao Windsurfing Invitational Cup ausgetragen worden – Fahnen der Veranstaltung schmückten die Wände des Restaurants. Am nächsten Tag wurden Techniker erwartet, die eine Webcam über dem Strand der Ortschaft anbringen sollten. Noch sei Bulalacao arm, sagte er, aber bald werde es im Strom des globalisierten Handels schwimmen. Es erwarte die Welt.
    Als ich nach Legazpi fragte, rief Cabagay-Jano seinen Sohn Rudmar herbei und wies ihn an, mein Boot dorthin zu bringen, wo einst Spanien und China aufeinandertrafen. Die Stelle befindet sich in einer flachen Bucht, einem kleinen Einschnitt ein Stück weiter südlich, an dem das kleine Dorf Maujao liegt. Kurz hinter der Hochwasserlinie ist eine Quelle, die von einer Betonplatte bedeckt ist. Aus einem Metallrohr tröpfelt Wasser in einen Zementkanal, der es zum Strand leitet. Zwei Kinder füllten es in Plastikeimer.
    Jahrhundertelang hatten die Mangyan dort in ihren bestickten Hemden aus Rindenstoff und den

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