Kolumbus kam als Letzter
Magellan-
straße durchquerte, wurde diese Meerenge von Johann Schöner in
seinen berühmten Globus eingetragen. Allerdings handelt es sich
um ein Plagiat der Weltkarte von Martin Waldseemüller aus dem
Jahre 1507. In dieser Karte wurde Amerika, insbesondere Südame-
rika, als eigenständiger Kontinent zwischen Europa, Afrika und
Asien eingezeichnet. Eine Information, die vor der erst wesentlich
später stattgefundenen Reise des Magellan offiziell noch gar nicht
bekannt war! Wenn man bedenkt, dass Pizarro zum Zeitpunkt der
Veröffentlichung von Waldseemüllers Landkarte noch gar nicht in
Peru gelandet war, ergibt sich eine unglaublich genaue Linien-
führung Südamerikas – im Gegensatz zur Küste Nordamerikas, die
ohne Grönland, Labrador und Neufundland dargestellt ist, obwohl
diese Gebiete Nordamerikas im Laufe der vorangegangenen zehn
Jahre offiziell erforscht waren.
Allerdings war Südamerika auf der Karte Waldseemüllers nördlich
der Magellanstraße abgeschnitten – mit Absicht. Denn die gehei-
men Informationen für die zeichnerische Darstellung Südamerikas stammten aus Frankreich, genauer gesagt aus normannischen Quellen. Dänische Wikinger fuhren schon im 10. Jh. nach Südamerika.
Die Normannen im Herzogtum Normandie (Frankreich) hatten
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die Verbindung mit ihrem dänischen Herkunftsland nie ganz verlo-
ren und pflegten ständig maritime Beziehungen (Mollat, 1952). Sie
importieren Brasilholz, das in den normannischen Häfen Frank-
reichs ausgeladen wurde. Der Extrakt eines rötlichen Holzes, Bak-
kam genannt, wurde zuerst – statt ganzer Stämme – nach Europa
verschifft. Dieses Erzeugnis nannten die Italiener Bresill oder Brasilly und die Katalanen Brazil. Im 13. Jh. wurde das anders, als über die Häfen der Normandie ganze Stämme nach Frankreich gelangten. Dies ist eindeutig dokumentiert, da der Gebrauch von Brazil-
holz (Brasilholz) für Tischler und Böttcher in einem Buch beschrie-
ben wird, das Estienne Boileau erscheinen ließ, als Ludwig IX.
(1214-1270) König von Frankreich war. Transatlantischer Handel
erfolgte erwiesenerweise bereits mehrere Jahrhunderte vor der
Reise des Kolumbus.
Dieppe ist der natürliche Hafen des 100 Kilometer entfernten
Amiens, wo am Haupteingang der Kathedrale das Original der als
Mönch bekannten präinkaischen Statue von Tiahuanaco steht.
Jetzt wird auch verständlich, warum neben anderen eine geheim-
nisvolle Insel auf mehreren alten Atlanten an jeweils unterschied-
lichen Orten westlich von Europa im Atlantik verzeichnet ist:
Der Mediceische Atlas von 1351 nennt sie Brazil, die Karte des
Bianco von 1436 Berzil und die von Benincasa 1482 Bracill. Die
Lage von Brasilien war aus wirtschaftlichen Gründen ein wohl
gehütetes Wissen. Der schriftliche Bericht des Kapitän Paulmier de
Gonneville aus dem Jahre 1503 erwähnt das »Land West-Indiens,
wohin seit einigen Jahren die Seefahrer von Dieppe und St. Malo
und andere Normannen sich begeben, um Holz zum Rotfärben zu
holen«.
Liegt in der Kenntnis von geheimnisvollen Überseegebieten die
Ursache für das Verhalten des Königs von Frankreich, der bereits
vor dem offiziellen Schiedsspruch über die Aufteilung der Welt
zwischen Portugal und Spanien Bescheid wusste, wie Papst Ale-
xander VI. (1431-1503) in seiner berühmten Bulle 1493 bestimmen
würde? Denn der französische König wusste, dass die iberischen
Mächte, Spanien und Portugal, zu diesem Zeitpunkt noch nicht viel
von Amerika entdeckt hatten. Er schaltete seinen Vetter, den Her-
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zog von Lothringen ein, der die vorhandenen Karten der Templer
und/oder Normannen verstümmeln und von Waldseemüller – mit
einer für damalige Verhältnisse hohen Auflage von 1000 Stück –
neu erstellen ließ. Später wurde die ursprüngliche Karte mit der
Magellanstraße durch Schöner im Jahre 1515 veröffentlicht, und
Magellan fuhr fünf Jahre später zielstrebig in die von ihm entdeckte Meerenge.
Der französische König, ausgestattet mit dem Wissen der Norman-
nen sowie der Templer, und damit der dänischen Wikinger und
wahrscheinlich auch Phönizier, hatte zu Beginn des 16. Jhs. ein aus-
gesprochenes Interesse daran, den seefahrenden Nationen und dem
Papst zu zeigen, dass die von ihnen noch zu entdeckenden Länder
bereits bekannt waren. Papst Clemens VII. musste daraufhin 1533
erklären, dass die fragliche Bulle von 1493 »nur die bekannten
Kontinente betrifft und nicht die vorher von anderen Kronen
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