Kolumbus kam als Letzter
»meiner aus Stein gebauten Windmühle« gesprochen
hatte.
Auf der Mercator-Weltkarte aus dem Jahre 1569 sind in Südame-
rika, aber auch in Nordamerika in bis zum Zeitpunkt der Kartener-
stellung unentdeckten Gebieten eine nicht geringe Anzahl Gebäude
eingezeichnet. In Rhode Island an der Narragansett Bay ist ein
Bauwerk mit zwei Türmen zu erkennen. Tatsächlich hat man mit
Radaruntersuchungen festgestellt, dass es in Verbindung mit dem
runden Steinwerk weitere Strukturen im Boden gibt, die auf umfas-
sende weitere alte Baukonstruktionen hindeuten. Vielleicht findet
man an den in Südamerika mit Häusern gekennzeichneten Stellen
auch Reste alter Baukonstruktionen? Fest steht, dass die ersten
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Abb. 47: Normannenturm. Der Autor vor dem Old Stone Tower in Newport (Rhode Island), der möglicherweise von irischen Mönchen oder Normannen gebaut wurde. Die Vergrößerung der Mercator-Weltkarte von 1569 (Bild rechts oben) zeigt ein turmartiges Gebäude (Vergrößerung A) an der Nara-gansett Bay, dem Standort des Old Stone Tower.
Siedler offiziell am 21. Dezember 1620, erst 41 Jahre nach Veröf-
fentlichung der Mercator-Karte, die Mayflower verließen und süd-
lich von Boston (Massachusetts) siedelten.
Die Bezeichnung Norombega ( Norumbega )auf der Mercator-Karte war eine gebräuchliche Bezeichnung für den nördlichen Bereich
der Ostküste Nordamerikas. Die alten Ortsbezeichnungen der Re-
gion bestätigen die Eindrücke der Entdecker des 16. Jhs. Der Ka-
pitän Jean Parmentier aus Dieppe erwähnt in seinem Bericht über
den in französischen Diensten stehenden Florentiner Verazzano,
dass dieses Land »wegen seiner Bewohner Norwegen« genannt
wird (Ramusio, 1550-1559). Auf dem Globus von Vulpius (Bildta-
fel XII), der aus dem Jahr 1542 stammt, ist der Name Normanvilla
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südlich von Labrador eingezeichnet. Ein Hinweis auf die Anwe-
senheit der Normannen in den neuen Ländern?
Nordöstlich von New York befindet sich seit 1930 ein interessanter
Runenstein in einer alten Handelsstation, der Aptucxet Trading
Post, in Massachusetts, die bei meinem Besuch leider gerade geschlossen war. Früher war dieser Stein im Fundament eines Hauses
der Wampanoag-Indianer in Komassakumkanit (Cape Cod) einge-
baut und wurde später als Türschwelle in einer Kirche benutzt. Der
Bourne-Stein trägt zwei Reihen von eingravierten, teils runenartigen Zeichen, die unterschiedlich interpretiert werden. Nach Barry
Fell ist die Schrift iberisch (Fell, 1989, S. 162). Aber die ersten drei Zeichen der zweiten Zeile könnten auch die lateinischen Buchstaben AVM – für Ave Virgo Maria – darstellen und auf die Zeit des frühen Christentums in der Alten Welt hindeuten.
Die lateinischen Buchstaben AVM sind auch auf dem umstrittenen
Kensington Runestone, der in Alexandria (Minnesota) besichtigt werden kann, eingraviert. Der Stein wurde 1898 von einem schwedischen Einwanderer und Farmer, Olof Ohman, in Kensington,
Minnesota, unter den Wurzeln eines 70 Jahre alten Baumes ent-
deckt. Der erste weiße Siedler betrat erst 1858 diese Gegend.
An der Universität von Minnesota gelang es einem Fachmann in skandinavischer Kultur, Prof. O.J. Breda, den Text ohne größere
Schwierigkeiten fast vollständig zu entziffern. Nur einige Zeichen
blieben unverständlich, die später als Ziffern identifiziert wurden
(Text siehe Foto 94). Der Runenforscher Dr. Richard Nielsen und
andere Spezialisten der Universität von Dänemark haben nun
in kürzlich vorgelegten Untersuchungen nachgewiesen, dass die
Schrift auf dem Stein tatsächlich Altschwedisch des 14. Jhs. ist
(»Epigraphic Society Occasional Papers«, Vol. 16, 1987 und »Scandinavian Studies«, Vol. 72, 1/2001). Da erst im Laufe des 20. Jhs.
alle altschwedischen Wörter identifiziert wurden, müssen diese
1898 folglich unbekannt gewesen sein. Ein Zeichen wurde im Jahre
1914 übersetzt und zwei andere erst 1962. Falls die Inschrift ge-
fälscht ist, waren die Fälscher Hellseher. Allerdings wies ursprüng-
lich die Existenz von acht der Wörter in modernem Schwedisch auf
eine Fälschung hin. Zu diesem Zeitpunkt wusste man aber nicht,
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dass diese verwendeten Symbole bereits im 14. Jh. in Dänemark,
Westschweden und kurioserweise in den Tiroler Alpen benutzt
wurden, wie alte Dokumente belegen.
Im Oktober 2000 wurde der Kensington Runestone im Laboratory of American Petrographic Services (APS) mit elektronischen Scan-Mikroskopen (SEM) getestet. Die
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