Kolumbus kam als Letzter
ent-
deckten Länder«. Es wurde damit offiziell zugegeben, dass Zentral-
und Südamerika unmittelbar nach der ersten Reise des Kolumbus
bereits bekannte Länder waren!
Die Folge war, dass das spanisch-portugiesische Privileg in Bezug
auf Mittel- und Südamerika aufrecht erhalten wird, aber dass
hinsichtlich Nordamerika nachgegeben wurde. Frankreich konnte
dann in der Folge Kanada ungehindert kolonisieren.
Jetzt wird auch verständlich, warum Waldseemüller Südamerika so
exakt bis zum 40. Breitengrad – aus strategischen Gründen ohne
die Magellanstraße – abbildete, aber die bereits vorher entdeckten
Ländereien Grönland, Labrador und Neufundland ganz weg ließ, ja
ganz Nordamerika bis zur Unkenntlichkeit, quasi absichtlich zu
einem unbedeutenden Landstrich zusammenschmolz. Frankreich
behielt sein Wissen um neu entdeckte und noch zu entdeckende
Gebiete Nordamerikas als Trumpfasse im Ärmel und spielte sie erst
nach Erlass der Bulle sieges- und zielsicher aus.
Zwischen der Normandie (Frankreich) und Brasilien florierte ein
regelmäßiger Schiffsverkehr, nachdem Kapitän Paulmier de Gonne-
ville mit einer Gruppe Normannen 1503 an der Küste von Santa
Catarina einen Stützpunkt einrichtete. Erst im Jahre 1585 wurden
sie von den Portugiesen vertrieben.
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Wikinger in Nordamerika
Kolumbus entdeckte Amerika auf keinen Fall als Erster, denn in-
zwischen gilt als erwiesen, dass an der äußersten nördlichen Spitze
von Neufundland drei für die Wikinger typische Langhäuser, eine
Schmiede und weitere kleinere Gebäude, entdeckt und mittlerweile
rekonstruiert wurden.
Nach den Sagas entdeckte der Wikinger Leif Eriksson bei seiner
Fahrt angeblich zuerst Baffin Island, das den Namen Helluland er-
hielt. Dann kam das Schiff nach Markland und schließlich in das
Land des wilden Weines, genannt Vinland. Es wird noch immer
heftig gestritten, wo diese auch auf alten Karten verzeichneten Län-
dereien – damals noch oft durch heute nicht mehr vorhandene
Landbrücken verbunden – in Amerika tatsächlich gelegen haben,
denn die Sagas berichten über ausgedehnte Fahrten zu diesen Län-
dern und auch, dass in Vinland wilder Wein wächst. Eine sehr um-
strittene Darstellung, denn wenn es sich um eine wirklichkeitsnahe
Beschreibung handelt, müssen die grönländischen und isländischen
Wikinger entlang der amerikanischen Ostküste weiter nach Süden,
vielleicht sogar in das Gebiet um Boston vorgestoßen sein oder
noch weiter südlich bis nach Florida. Diese anscheinend verwegene
Behauptung wird durch den archäologischen Fund von Holz eines
Butternut Trees – einer amerikanischen Walnuss-Art – in der Ansiedlung L'Anse aux Medows (Nordkanada) anscheinend bestätigt, da diese heutzutage nur in südlicheren Gefilden wächst – dort, wo
es tatsächlich auch wilden Wein gibt. Eine andere bisher nicht be-
achtete Möglichkeit ist, dass das Klima in heutzutage arktischen
Gefilden wesentlich wärmer war.
Über die Fahrten der Wikinger, wie sie in den Sagas beschrieben
werden, wurde viel diskutiert, und es sind viele unterschiedliche
Örtlichkeiten entlang der nordamerikanischen Küste und im inne-
ren Nordamerikas, wie im Gebiet der Großen Seen, angeblich lo-
kalisiert worden. Die Sagas sind jedoch keine Augenzeugen-
berichte. Wahrscheinlich wurden die Erfahrungen verschiedener
Entdeckungsfahrten aus mehreren Jahrhunderten vermischt. Die
berühmte Edda fand man erst im 17. Jh. und auch die Bibel er-
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schien erst 1584 in isländischer Übersetzung. Warum nicht früher?
Angeblich wurde Island bereits 999 oder 1000 christianisiert.
Könnte sein, aber von iro-schottischen und nicht von katholischen
Mönchen.
Im Wissenschaftsmagazin »Nature« wurden zoologische und geo-
logische Untersuchungen veröffentlicht, die die Fahrten der Wikin-
ger ins Vinland durch die Existenz der amerikanischen Sandklaff-muschel Mya arenaria zu bestätigen scheinen. Diese Muschel ist angeblich seit dem Pleistozän-Zeitalter in Europa ausgestorben.
Sie soll vor 700 Jahren mit den Schiffen der Wikinger zumindest
ins nördliche Jütland bei Skagen wieder eingeschleppt worden sein
(»Nature«, Band 359, S. 679).
Ein nachweislich echter Fund in Amerika, der aus Norwegen
stammt, wurde 1974 zusammen mit unzähligen bis zu 5000 Jahre
alten prähistorisch-indianischen Artefakten im Blue-Hill-Gebiet im
US-Bundesstaat Maine gemacht. Es handelt sich um eine stark
korrodierte Münze, die
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