Kolumbus kam als Letzter
9).
Der an der Universität in Kopenhagen lehrende Geologe F. Forchhammer brachte schon 1837 zahlreiche Beweise für eine furchtbare
Überschwemmungskatastrophe. Noch 15 Meter über dem heutigen
Meeresspiegel fand er bronzezeitliche Äcker unter den Meeresab-
lagerungen (Sand, Muscheln, Tang) der Überschwemmung. Unter
solchen Ablagerungen lagen auch bronzezeitliche Grabhügel auf
den Inseln Sylt und Amrun. Da eisenzeitliche Grashügel in der
Nähe des heutigen Meeresspiegels gefunden wurden, die keine
Meeresablagerungen oder Abflachungen durch Meeresfluten zeig-
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ten, schloss Forchhammer, dass eine große Überflutung am Ende
der Bronzezeit und vor Beginn der Eisenzeit stattgefunden haben
muss (Forchhammer, 1837).
Bestätigt wurden diese Feststellungen durch den Kieler Geologen
K. Maack (1869, 63 ff.), der aufgrund vieler Beobachtungen zu dem
Ergebnis kommt, dass die Große Flut eine Höhe von 18,8 Metern erreichte und am Ende der Bronzezeit stattgefunden haben muss.
Schwerste Sturmfluten in der Nordsee können höchstens bis zu
einer Höhe von etwa fünf bis sechs Metern über dem mittleren
Hochwasser auflaufen. Nur durch schwere Seebeben und die da-
durch erzeugten Tsunamiwogen kann das Dreifache dieser Flut-
höhe hervorgerufen worden sein.
Auch andere geologische Untersuchungen haben diese Überflu-
tungskatastrophe an der Westküste Schleswig-Holsteins in der aus-
gehenden Bronzezeit nachgewiesen (Hinrichs, 1925). Dabei wurde
das fruchtbare und weit über das heutige Inselgebiet hinaus rei-
chende Marschenland »an der Wende Bronze-Eisenzeit« überflutet
und zerstört (Becksmann, 1933, 53 f.). Zehn Meter hohe Bran-
dungswellen wurden als neue »Moränen« aufgetürmt.
Wie O. Pratje nachgewiesen hat, findet sich in den Brandungster-
rassen im Westen und Norden von Helgoland in etwa 300 Metern
Entfernung von der heutigen Westküste ein zehn Meter hoher
Steilabbruch, der nur durch plötzliches Absinken des Felsmassivs
entstanden sein kann (Pratje, 1923). Welche schweren Folgen Erd-
beben und Vulkanausbrüche haben können, wurde am 21. Mai
1960 in Chile deutlich: »In mehreren Gebieten senkte sich die Erde
um mehrere Meter, auf einer 40 Kilometer langen Strecke sogar um
300 Meter. Die Erde hat ihr Antlitz völlig verändert« (»Die Zeit«,
21.5.1960).
Zeitgenössische Texte von Medinet Habu (Ägypten) dokumentie-
ren die Aussagen gefangener Nordmeerkrieger: »… ihre Inseln sind
ausgerissen und fortgeschwemmt gleichzeitig« oder »die Macht des
Nun (Weltmeeres) brach aus und verschlang in einer großen Woge
von Wasser ihre Städte und Dörfer«. Andere ägyptische Texte be-
richten von der Wanderung der Nordmeervölker durch Europa-
Kleinasien bis an die Grenze Ägyptens.
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Laut dem Archäologen Dr. Oskar Paret war diese Katastrophe »von
weltweiter Wirkung« (Paret, 1948, S. 212) und »hat die Völker
ganz Mittel- und Südeuropas und Vorderasiens in Bewegung
gebracht, die alte Welt gestürzt und die Grundlage für eine neue
Welt geschaffen«. Mit den großen Überschwemmungen gingen in
einem kurzen Zeitraum weitere Naturkatastrophen einher, »eine
außergewöhnliche Trockenheit und Hungersnot, die die Bauernbe-
völkerung der eurasischen Tiefebenen, ja sogar Nomaden der arabi-
schen und afrikanischen Steppen zum Verlassen des Heimatbodens
zwang« (Paret, 1948, S. 144 und Kapitel 5).
In den Texten von Medinet Habu berichtet Ramses III.: »Libyen ist
zur Wüste geworden, eine furchtbare Fackel schleuderte Flammen
vom Himmel … Ihre (der Libyer) Knochen brennen und rösten in
ihren Gliedern.« Im Papyrus 1116B heißt es: »Der Fluss von Ägyp-
ten ist leer, man kann zu Fuß durchgehen. Man wird nach Wasser
(dem Nil, HJZ) suchen, auf dem die Schiffe fahren können …«
Die Trockenheitsperiode, die auch die europäischen Moore zur
Austrocknung brachte, fällt nach Oskar Paret in die Spätbronze-
zeit: »Es ist jetzt möglich, vermittels dieses durchgehenden archäo-
logischen Horizonts die Spätbronzezeit in Mitteleuropa und damit
die Moor- und Strandsiedlungen dieser Zeit unmittelbar mit der
orientalischen Geschichte bis hin zu den Tempelreliefs im ober-
ägyptischen Medinet Habu in Verbindung bringen. Auch in Mittel-
europa hat demnach die Trockenzeit wohl nach 1250 v.Chr. begon-
nen. Die Zuwanderung der Urnenfeldleute und der Tiefstand der
Seen, der den Strand besiedelbar machte, mag … gegen 1200 v.Chr.
erfolgt sein« (Paret,
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