Kolumbus kam als Letzter
ihre eigene Legitimation erst erfunden. Dazu mussten Do-
kumente um- und/oder neu geschrieben werden. Im Herrschafts-
zeitraum der katholischen Kirche wurden alte Dokumente eli-
miniert oder mit der Abschrift geändert und die entstandenen
Zeiträume durch erfundene Geschichten (z.B. Karl der Große) auf-
gefüllt.
Mangels Phantasie ähneln sich die Geschichten, wie z.B. Francesco
Carotta eindrucksvoll in seinem Buch »War Jesus Caesar?« darlegt.
Denn die Lebensgeschichten des römischen Kaisers Caesar und
Jesus von Nazareth verlaufen parallel und sind nicht nur über ver-
gleichbare Strukturen und Sequenzen verbunden, sondern auch
über die Ähnlichkeit der Namen, insbesondere wenn man griechi-
sche Texte vergleicht. Beispielsweise beginnt Caesars (Jesus) Auf-
stieg in Gallien (Galiläa), er (wie Jesus) überschreitet einen Grenz –
fluss und zieht in Corfinium (Kapharnaum) ein (Carotta, 1999, S.
36). Stammen Caesars Vita und die Evangelien aus der gleichen
Quelle? Aus Platzgründen verzichte ich auf eine tiefer gehende Be-
weisführung.
Absurd? Vielleicht nicht, denn der Mathematiker Anatolij Fo-
menko von der Moskauer Universität untersuchte die Datierung der Geschichte mit Hilfe statistischer Methoden (Fomenko, 1994).
Er untersuchte, ob Chroniken abhängig oder unabhängig vonei-
nander entstanden sind. Historische Sequenzen wurden mit der
Zeitachse abgeglichen, um festzustellen, ob sich ähnliche Struktu-
ren in anderen Zeiträumen und/oder bei anderen Kulturen wieder-
holen. Nach dieser eher groben Rasterung wurden konkrete ge-
schichtliche Ereignisse auf ihre Identität geprüft und Namen von
Orten, Personen und Geschehnisse auf ihre Konsonantenfolge re-
duziert und ebenfalls verglichen.
Nach Fomenko findet sich europäische Geschichte zwischen 900
und 1600 mit anderen Namen und Daten in zeitlichen Abständen
in anderen Regionen wieder, wobei er von shifts – Verschiebungen 275
ganzer Geschichts- als Ereignisblöcke – spricht, die sogar bestimm-
te Gesetzmäßigkeiten aufweisen. Interessanterweise fallen die Epo-
chen des zweiten römischen Reiches (-82 bis 235), des dritten rö-
mischen Reiches (284-553), des Karolingerreiches (681 bis 888),
des Königreiches von Juda (-928 bis -640), Teile der Genesis und
andere Epochen zu einer einzigen Periode zusammen (vgl. Foto 71). Fomenkos Ergebnisse sollte man nicht mehr und nicht weniger
als einen Iterationsschritt hinsichtlich einer Geschichtsrevision
betrachten, der rein mathematisch-statistisch erzielt wurde, denn
weder antike Münzen noch archäologische Funde wurden hier
berücksichtigt. Nach den Ausführungen in diesem Buch sollte dies
allerdings hinsichtlich neutraler Einschätzungen sogar einen Vorteil darstellen.
Viele Teilherrschaftssysteme und damit Kulturabschnitte – ob bei
den Persern, Griechen, Franken oder Römern – könnten sich als
Fiktion erweisen, denn diverse antike Geschichten scheinen nur
Variationen einiger weniger tatsächlicher Ereignisse zu sein, die aus verschiedener Sichtweise in verschiedenen Sprachen mit phantasie-vollen Ausschmückungen niedergeschrieben wurden.
Aus diesen Untersuchungen könnte die überraschende Konsequenz
lauten, dass unsere Geschichte sogar vor 1618 als massiv verfälscht
anzusehen ist. Wahrscheinlicher erscheint mir, dass annähernd reale
Geschichtsabschnitte nach bestimmten Katastrophenszenarien – mit
einhergehenden dramatischen Bevölkerungsrückgängen – mehrfach
in die dunkle Vergangenheit zurückgeklappt, also vervielfältigt
wurden. Demzufolge wäre die Zeit des Mittelalterlichen Klima-
optimums ab nach 900, in Europa ab Mitte des 10. Jhs., relativ real, jedoch nachträglich zurecht gebogen und datiert. Erst nach den neuerlichen Katastrophen mit dem Beginn der Kleinen Eiszeit im
14. Jh. wird Geschichte wirklich greifbarer und handfester. Ältere
Geschichte rutscht, soweit sie nicht künstlich reproduziert und
vervielfacht wurde, durch das Löschen der dunklen Jahrhunderte an
das Katastrophengeschehen im 9. Jh. heran.
Kommen wir auf den Vergleich der Kulturen in der Alten und
Neuen Welt zurück. Rechnet man die scheinbar in der römischen
Geschichte diskutierten dunklen Jahrhunderte heraus, dann schiebt
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sich die Mittlere Bronzezeit (während der nachweislich auch Eisen
verarbeitet wurde), aber auch die in meinen Büchern diskutierte
Zeitepoche mit der Koexistenz von Dinosauriern (Drachen) und
Menschen sowie die so genannte
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