Kolumbus kam als Letzter
-1500 (mittlere Bronzezeit) anzusetzen, während beispielsweise
der Grave Creek Mound in Moundsville (West Virginia) aus der Adena-Kultur um -250 bis -150 errichtet worden sein soll – also
über eintausend Jahre später als vergleichbare Bauwerke in Eu-
ropa? Entsprechend verhält es sich mit den Erdwerken (Earth-
works) der Hopewell-Kultur in Ohio, die angeblich von -100 bis
+400 errichtet wurden.
Allerdings wird man auch hinsichtlich dieser Zeitebenen umdenken
müssen. Nach meinem Besuch des als Schlange konstruierten Ser-
pent Mounds in Ohio wurde ich im Ohio Historical Center in Columbus (Ohio) von einer Hinweistafel darauf aufmerksam gemacht,
dass Archäologen 1991 einen schmalen Stichgraben aushoben. Dabei
entnahmen sie tief aus dem Körper der Erdschlange Holzkohle. Eine Datierung ergab zum Erstaunen der Wissenschaftler nur ein Alter
von 1070 Jahren. Demzufolge scheint dieser bisher der Adena-Kul-
tur zugerechnete und deshalb aus Zuordnungsgründen auf ein Alter
von 2000 Jahren geschätzte Serpent Mound über eintausend Jahre jünger zu sein und fällt damit zumindest zeitlich in die Wikinger-und eben nicht in die Adena-Epoche. Muss man die Zeiteinteilungen
auch der amerikanischen Kulturen nicht einer revolutionär erschei-
nenden Verjüngungskur unterziehen? Denn in demselben Museum
ist das Foto einer Ausgrabung zu sehen, auf dem zu erkennen ist,
dass unter Relikten der angeblich ungefähr 2000 Jahre alten Hope-
well-Kultur eine steinzeitliche Axt ausgegraben wurde, die nach
Meinung der Archäologen allerdings mehrere tausend Jahre älter
sein muss! Die Experten fragen sich, wie diese uralte Axt in diese
junge Kulturschicht kommt. Da solche angeblich uralten Werkzeuge
und Waffen auch in Zusammenhang mit alten Schmelzöfen in Ame-
rika dokumentiert wurden, fragt sich, ob man hier nicht Funde will-
kürlich in erfundene, durch Jahrtausende getrennte Kulturstufen
verschiebt, anstatt sie als Gemengelage-Funde eventuell verschiede-
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ner Kulturen anzusehen – da sie ja zusammen in einer geologischen Schicht lagen. Zwangsläufig müssten die angeblichen Kulturstufen hinsichtlich Anzahl und Zeitdauer reduziert werden.
Deshalb ist das Argument der verschobenen Zeitalter in Europa und
Amerika, das den Wissenschaftlern als Totschlag-Argument gegen
transatlantische Kontakte dient, energisch zurückzuweisen.
Professor Stephan Williams (1995), Kurator des Peabody Museums
der bekannten Harvard University, schrieb das Buch »Fantastic Archaeology« und diskriminierte darin u. a. seinen Kollegen Barry
Fell, der an derselben Universität lehrte, nur weil dieser mehrere
Bücher geschrieben hatte und Beweise für präkolumbische Kon-
takte vorlegte (Fell, 1976, 1980, 1982).
Entkräften kann Professor Stephan Williams die Argumente und
unzähligen Funde nicht, aber er weist dafür immer wieder auf den
angeblich gravierenden Zeitunterschied der entsprechenden Kul-
turstufen diesseits und jenseits des Atlantiks hin. Jenes Buch von
Williams veranlasste mich dazu, dieses Buchprojekt einmal ganz
anders aufzubauen, denn auch wenn zehn Bücher, gefüllt mit Be-
schreibungen von Funden, Beweisen und Theorien vorgelegt wer-
den, greift das Argument der zueinander verschobenen Zeitebenen
immer wieder und dient als Totschlag-Argument gegen präkolum-
bische Kontakte.
In Amerika wurde die Geschichte der Indianer-Kulturen durch die
Kirche ausgelöscht, ebenso wie – selten dokumentiert – die der
Keltogermanen in Europa. Der Unterschied besteht aber darin, dass
in Europa in den Klöstern eine neu erfundene Geschichte ge-
schrieben und alte Erinnerungen in ein dem Zweck angepasstes
Gewand eingefügt wurden. Deshalb wurden die Erfahrungen der
Menschheit mit den Naturkatastrophen durchaus richtig beschrie-
ben und flossen auch ins Alte Testament ein. Die Bibel kann daher
durchaus wesentlich jünger sein als bisher angenommen. Trotzdem
sind darin sehr reale Ereignisse beschrieben, wie in »Darwins Irr-
tum« dargelegt. Fazit: Die Zeitbestimmung der Kulturen kommt
der Wirklichkeit in Amerika auf jeden Fall näher als diejenige in
Europa. Deshalb müsste die Zeitachse der Alten Welt verschoben
und gekürzt werden.
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Vielleicht wird dem Leser jetzt verständlich, warum ich einen so
weiten Bogen über die Kelten, das Christentum und die Wikinger
gespannt habe. Die römisch-päpstliche Kirche hat zur Fundamen-
tierung ihres Machtanspruchs eine ihr genehme Geschichte und
damit
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