Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kolumbus kam als Letzter

Kolumbus kam als Letzter

Titel: Kolumbus kam als Letzter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Joachim Zillmer
Vom Netzwerk:
»Southwestern Archaeology« hebt John
    McGregor die für diese Gegend atypische Gallina-Phase hervor und anerkennt die Eigenart des Turmbaus. Tatsächlich haben diese
    Verteidigungstürme Ähnlichkeit mit den keltischen Signaltürmen:
    Sie besitzen einen meist quadratischen Grundriss, seltener mit ab-
    gerundeten Ecken – aber auf jeden Fall keine Tür! Der einzige
    Weg, hinein zu gelangen, war über eine Leiter auf das Dach, dann
    durch eine andere Leiter ins Innere.
    Bereits Kendrick Frazier (1986) wies drauf hin, dass Mounds und
    geeignete topographische Punkte zur Signalübertragung genutzt
    wurden. Andere (Ellis, 1991) überprüften die Gallina-Türme hin-
    sichtlich der Möglichkeit zur Übertragung von Nachrichten, und
    Linda Cordell (1989) untersuchte den Zusammenhang zwischen
    alten nordamerikanischen Straßen und Signalstationen.
    Der Prähistoriker Professor Roger C. Green (University of Auck-
    land) datierte vor kurzem die »poorly understood« – »(kaum verstandene) Largo-Gallina-Kultur« in das 12. bis 13. Jh. Woher kam
    sie zu diesem Zeitpunkt? Vergleiche von Töpferwaren lassen Ver-
    bindungen zum Mississippi-Gebiet vermuten, das vom Atlantik aus
    per Schiff leicht zu erreichen war.
    Im Südwesten der Vereinigten Staaten errichtete eine fast unbe-
    kannte Kultur auch krakenförmig ausgedehnte Straßensysteme. Die
    Great Houses, mehrstöckige prähistorische Wohnanlagen, »waren mit entfernt liegenden Stätten und anderen großen Wohnanlagen
    durch ein Netzwerk von sorgfältig ingenieurmäßig geplanten Stra-
    ßen verbunden, die sich über Hunderte von Meilen hinzogen«
    (»Archaeology«, Vol. 52, 1/1999).
    Im Tal des Chaco River finden sich noch fast einhundert Straßen-
    segmente, angelegt im späten 11. und 12. Jh. im Vierländereck der
    heutigen US-Bundesstaaten Utah, Colorado, Arizona und New
    Mexico. Von dieser urbanen Hochkultur weiß man noch nicht ein-
    mal, wie sie sich selbst nannten: der Name Anasazi ist der Sprache
    der Navajoindianer entlehnt und bedeutet etwa »Die Ahnen«.

    76

    Neben mehrstöckigen Steinhäusern errichteten sie in der Gegend
    von Hovenweep in Utah runde, D-förmige und viereckige, mehr-
    stöckige Steintürme, über deren Benutzung viele Theorien hervor-
    gebracht wurden. Diese Anlage war von 900 bis zum Einsetzen der
    großen Dürre um 1276 bewohnt.

    Schreibkundige Barbaren

    Obwohl die Kelten angeblich nicht schreiben konnten, wie ka-
    tegorisch behauptet wird, blieben archäologische Fundstücke
    (Schreibgeräte) aus einem rechtsrheinischen Oppidum erhalten.
    Auch Caesars Bemerkung über die Archive der Helvetier (»Bel-
    lum Gallicum« 1.29,1), die vor seiner angeblichen Ankunft auch in
    Südwestdeutschland gelebt hatten, lassen die Annahme zu, dass
    eine entwickelte schreibende Administration schon vor der römi-
    schen Eroberung dieser Gebiete vorhanden war (Rieckhoff/Biel, 2001, S. 220).
    Für die Übermittlung von Nachrichten per Licht-, Ton- oder
    Rauchsignalen wird eine Art Morse-Alphabet benötigt. Konnten
    die Kelten morsen ?Theoretisch ja, denn sie kannten die so genannte Oghamschrift (Geise, 2000, S. 124). Es handelt sich um eine Buchstabenschrift, die auf den ältesten irischen Sprachdenkmälern
    (um das 4. Jh.) dokumentiert ist und eine große Ähnlichkeit mit
    unserem Morse-Alphabet hat. Wie alt die Oghamschrift wirklich ist,
    steht nicht fest. In Schottland habe ich mir mehrere piktische Steine angesehen, die denselben Stil aufweisen wie die irischen Ogham-Inschriften. Aber da uns nichts von der piktischen Sprache bekannt
    ist, waren alle Versuche, sie zu übersetzen, bisher erfolglos.
    Die 20 Zeichen des Ogham-Alphabets bestehen aus bis zu fünf Ker-
    ben oder Strichen, die zu einer Mittellinie, beispielsweise der senk-rechten Kante eines stehenden Steins, angeordnet sind. Die Ogham-
    schrift wird häufig auch in den alten irischen Mythen erwähnt.
    Nach einer Niederschrift des Immrain Brain (»Die Reise des Bran«) aus dem 8. Jh., wobei die Geschichte eindeutig vorchristlichen Ursprungs ist, habe Bran fünfzig oder sechzig vierzeilige Gedichte in

    77

    Ogham aufgeschrieben. Im Táin Bó Cuailnge (Rinderraub von
    Cooley) schickt Cúchulain seinen Feinden Warnungen und Heraus-
    forderungen in Ogham (vgl. Ellis, 1996, S. 180).
    Da man die Oghamschrift der Kelten in Europa nicht ernst nimmt,
    werden derartige Funde in Amerika schon gar nicht erst als solche
    registriert oder kommentiert. Bis vor kurzer Zeit, also noch lange
    nach entsprechenden

Weitere Kostenlose Bücher