Kolumbus kam als Letzter
»Southwestern Archaeology« hebt John
McGregor die für diese Gegend atypische Gallina-Phase hervor und anerkennt die Eigenart des Turmbaus. Tatsächlich haben diese
Verteidigungstürme Ähnlichkeit mit den keltischen Signaltürmen:
Sie besitzen einen meist quadratischen Grundriss, seltener mit ab-
gerundeten Ecken – aber auf jeden Fall keine Tür! Der einzige
Weg, hinein zu gelangen, war über eine Leiter auf das Dach, dann
durch eine andere Leiter ins Innere.
Bereits Kendrick Frazier (1986) wies drauf hin, dass Mounds und
geeignete topographische Punkte zur Signalübertragung genutzt
wurden. Andere (Ellis, 1991) überprüften die Gallina-Türme hin-
sichtlich der Möglichkeit zur Übertragung von Nachrichten, und
Linda Cordell (1989) untersuchte den Zusammenhang zwischen
alten nordamerikanischen Straßen und Signalstationen.
Der Prähistoriker Professor Roger C. Green (University of Auck-
land) datierte vor kurzem die »poorly understood« – »(kaum verstandene) Largo-Gallina-Kultur« in das 12. bis 13. Jh. Woher kam
sie zu diesem Zeitpunkt? Vergleiche von Töpferwaren lassen Ver-
bindungen zum Mississippi-Gebiet vermuten, das vom Atlantik aus
per Schiff leicht zu erreichen war.
Im Südwesten der Vereinigten Staaten errichtete eine fast unbe-
kannte Kultur auch krakenförmig ausgedehnte Straßensysteme. Die
Great Houses, mehrstöckige prähistorische Wohnanlagen, »waren mit entfernt liegenden Stätten und anderen großen Wohnanlagen
durch ein Netzwerk von sorgfältig ingenieurmäßig geplanten Stra-
ßen verbunden, die sich über Hunderte von Meilen hinzogen«
(»Archaeology«, Vol. 52, 1/1999).
Im Tal des Chaco River finden sich noch fast einhundert Straßen-
segmente, angelegt im späten 11. und 12. Jh. im Vierländereck der
heutigen US-Bundesstaaten Utah, Colorado, Arizona und New
Mexico. Von dieser urbanen Hochkultur weiß man noch nicht ein-
mal, wie sie sich selbst nannten: der Name Anasazi ist der Sprache
der Navajoindianer entlehnt und bedeutet etwa »Die Ahnen«.
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Neben mehrstöckigen Steinhäusern errichteten sie in der Gegend
von Hovenweep in Utah runde, D-förmige und viereckige, mehr-
stöckige Steintürme, über deren Benutzung viele Theorien hervor-
gebracht wurden. Diese Anlage war von 900 bis zum Einsetzen der
großen Dürre um 1276 bewohnt.
Schreibkundige Barbaren
Obwohl die Kelten angeblich nicht schreiben konnten, wie ka-
tegorisch behauptet wird, blieben archäologische Fundstücke
(Schreibgeräte) aus einem rechtsrheinischen Oppidum erhalten.
Auch Caesars Bemerkung über die Archive der Helvetier (»Bel-
lum Gallicum« 1.29,1), die vor seiner angeblichen Ankunft auch in
Südwestdeutschland gelebt hatten, lassen die Annahme zu, dass
eine entwickelte schreibende Administration schon vor der römi-
schen Eroberung dieser Gebiete vorhanden war (Rieckhoff/Biel, 2001, S. 220).
Für die Übermittlung von Nachrichten per Licht-, Ton- oder
Rauchsignalen wird eine Art Morse-Alphabet benötigt. Konnten
die Kelten morsen ?Theoretisch ja, denn sie kannten die so genannte Oghamschrift (Geise, 2000, S. 124). Es handelt sich um eine Buchstabenschrift, die auf den ältesten irischen Sprachdenkmälern
(um das 4. Jh.) dokumentiert ist und eine große Ähnlichkeit mit
unserem Morse-Alphabet hat. Wie alt die Oghamschrift wirklich ist,
steht nicht fest. In Schottland habe ich mir mehrere piktische Steine angesehen, die denselben Stil aufweisen wie die irischen Ogham-Inschriften. Aber da uns nichts von der piktischen Sprache bekannt
ist, waren alle Versuche, sie zu übersetzen, bisher erfolglos.
Die 20 Zeichen des Ogham-Alphabets bestehen aus bis zu fünf Ker-
ben oder Strichen, die zu einer Mittellinie, beispielsweise der senk-rechten Kante eines stehenden Steins, angeordnet sind. Die Ogham-
schrift wird häufig auch in den alten irischen Mythen erwähnt.
Nach einer Niederschrift des Immrain Brain (»Die Reise des Bran«) aus dem 8. Jh., wobei die Geschichte eindeutig vorchristlichen Ursprungs ist, habe Bran fünfzig oder sechzig vierzeilige Gedichte in
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Ogham aufgeschrieben. Im Táin Bó Cuailnge (Rinderraub von
Cooley) schickt Cúchulain seinen Feinden Warnungen und Heraus-
forderungen in Ogham (vgl. Ellis, 1996, S. 180).
Da man die Oghamschrift der Kelten in Europa nicht ernst nimmt,
werden derartige Funde in Amerika schon gar nicht erst als solche
registriert oder kommentiert. Bis vor kurzer Zeit, also noch lange
nach entsprechenden
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