Kolumbus kam als Letzter
Entdeckung meines Freundes, des Forschers Waterlot,
erinnern, der 1905 in Dahomé (Benin in Afrika, HJZ) eine anthropomorphe Urne gefunden hatte. Sie befindet sich jetzt im
Musée de l'homme in Paris und weist eine unbestreitbare
Ähnlichkeit mit unseren jetzt in Amazonas entdeckten Urnen auf«
(Homet, 1958, S. 258).
Das antike Trümmerfeld
Im Mittelalter war die ewige Stadt Rom zeitweise unbewohnt, zu-
letzt in Schutt und Asche gelegt durch gewaltige Erdbeben Mitte
des 14. Jhs. Nachdem die katholische Kirche 1377 Avignon (Frank-
reich) verließ und ihren Sitz nach Rom verlegte, ließ Papst Martin
V. ab 1417 Ausgrabungen vornehmen, um das antike Rom ans
Tageslicht zu fördern.
Auch andere Städte in Italien, in Nordeuropa einschließlich Grön-
lands, aber auch in Griechenland, ja alle Länder rund um das Mit-
telmeer wurden durch Naturkatastrophen in Mitleidenschaft gezo-
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gen. An der Nordseeküste verschlangen Sturmfluten gefräßig Inseln
und Küstengebiete. Die heftigen Erschütterungen scheinen immer
wieder von um 1348 bis ungefähr 1360 gewütet zu haben. Bei-
spielsweise wurde das ehemals römische Basel durch mehrfache Beben 1356 zerstört. Derartige Erdbeben – über einen längeren
Zeitraum verteilt – erklären die starke Zerstörung der antiken
Denkmäler rund ums Mittelmeer. Mit dem Wüten der Naturkatas-
trophen dezimierte die Pest große Bevölkerungsteile Europas, Vor-
derasiens und Nordafrikas.
Rom soll nach dem Einfall der Goten 410 unaufhaltsam zerfallen
sein. Nach der byzantinischen Einnahme von 552 zerfiel Rom »mit
immer größerer Schnelligkeit in Trümmer« (Gregorovius, 1978 I,
S. 231). Um 600, unter Gregor I., ging die Stadt selbst »unrettbar
mit jedem Tage mehr und mehr in Ruinen« (Gregorovius, 1978 I,
S. 282). Danach »lag Rom als ausgebrannte Schlacke der Geschichte
am Boden« (Gregorovius, 1978 I, S. 291). Laut »Bertelsmann Lexi-
kon Geschichte« betrug die Bevölkerungszahl im Jahre 1530 ganze
30 000 Menschen. Die Aquädukte funktionierten nicht mehr und
Schutthaufen sowie Ödland lagen innerhalb der viel zu weiten
Stadtmauern (Duncan, 1998, S. 265). Rom wurde erst 1871 die
Hauptstadt Italiens. Wie lange taumelte Rom als antikes Trümmer-
feld geschichtslos durch die Jahrhunderte ?
Einem Blitzstrahl gleich erscheint Rom dann plötzlich in gleißendem
Licht, das wie ein Lichtspot inmitten des Ruinenfeldes erstrahlt:
Papst Leo III. krönte Karl am 25.12.800 in Rom zum römischen
Kaiser. Tatsächlich, muss man unwillkürlich fragen? Ohne die Krö-
nung Karls des Großen zum römischen Kaiser im Jahre 800 wäre
Rom wohl eine dunkle, unbewohnte Ruinenstadt geblieben.
Der von 1364 bis 1380 über Frankreich herrschende König Charles
V. kreierte einen regelrechten Kult um Karl den Großen (Charle-
magne), und dies über 550 Jahre nach Karls Tod (Lejeune/Stiennon, 1967, S. 225)! Der wahre Grund dieser systematischen Inszenie-rung wird im gleißenden Licht der hier skizzierten erst zu Beginn
des zweiten – und nicht ersten! – Jahrtausends entwickelten und
noch zu diskutierenden römisch-päpstlichen Machtentfaltung er-
kennbar. Zur Abrundung des Szenarios fanden die Humanisten
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dann auch zufällig nach Jahrhunderten irgendwo unerkannt herumliegende Handschriften, die Karls Existenz beweisen sollen.
Der geschichtlich relativ ereignislose Zeitraum von 614 bis 911
stellt nach Dr. Heribert Illig (1996) ein Phantomzeitalter dar, das aus der europäischen Geschichte zu streichen ist. Eine mikrohistorische Untersuchung einer kleinen Region um Cluny beweist, dass
im Jahre 1000 die antike Gesellschaft schlagartig zu Grabe getra-
gen wurde und die feudale aus der Taufe gehoben wurde (Bois,
1993, S. 115). Das Frühmittelalter würde demzufolge verschwinden
und die späte Antike würde im Westen an das Hochmittelalter
anschließen, das nach konventioneller Sichtweise um 1000 beginnt.
Mittelalterliche Urkunden tragen zu oft falsche oder veränderte
Datierungen. Wilhelm Kammeier (1889-1959), hielt das gesamte
Mittelalter vor 1300 für gefälscht oder zumindest verfälscht; ge-
schaffen im 15. Jh. von kirchentreuen Humanisten. Der Wiederauf-
stieg oder jungfräuliche Start Roms setzt auch erst mit dem Beginn
der Renaissance ein, gefördert durch die mächtigen und Pracht lie-
benden Renaissancepäpste Alexander VI. (1492-1503), Julius II.
(1503-1513), Leo X. (1513-1521) und Klemens VII. (1523-1534).
Etruskisches Rom
Wie
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