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Kolumbus kam als Letzter

Kolumbus kam als Letzter

Titel: Kolumbus kam als Letzter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Joachim Zillmer
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keine Straßen. Müssen wir
    nicht umdenken und ausgebaute Wege oder Straßen als Vorausset-
    zung für eine Wagenkultur ansehen?
    Besaß eine Kultur ein weitläufiges Straßensystem, erfolgte auch ein
    reger Warenaustausch. Ein entsprechender Fernhandel erfordert je-
    doch ein anerkanntes Zahlungsmittel. Besaßen die Kelten ein Wäh-

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    rungssystem, obwohl sie mehr als Stammesgemeinschaft analog
    unserer Europäischen Union organisiert waren, und führten sie in
    weiten Teilen Europas bereits einen keltischen Euro ein?

    Alteuropäisches Währungssystem

    Als erster europäischer Euro war bereits vor 3000 Jahren Beilgeld
    im Umlauf, mit dem Germanen, Gallier und Kelten von England
    bis Slowenien zahlten. Nach Professor Felix Müller (2002), Direk-
    tor des Berner Museums, waren die unzählig aufgefundenen Mini-beile stumpf und zu leicht, um als Werkzeuge zu dienen. Weltbe-
    kannt ist der Beilgeldfund von Hénon in der Bretagne: 600 Stück
    auf einem Haufen.
    Die angeblich barbarischen Kelten begannen dann bereits vor
    knapp 2300 Jahren, Goldmünzen zu prägen, angeblich nach
    griechischem Vorbild – wodurch die Verbindung wieder bestätigt wird: »Seit Mitte des –2. Jhs. … waren genügend unterschiedliche
    Nominale mit normiertem Gewicht vorhanden, um von einem
    Währungssystem zu sprechen. Dieses funktionierte auch über
    größete Entfernungen hinweg, weil der Gewichtsstandard
    großräumig nur geringfügige Schwankungen aufwies … Insgesamt
    gesehen war das keltische Währungssystem weitaus entwickelter
    als das etruskische und entsprach in seiner Standardisierung etwa
    dem griechischen System« (Rieckhoff/Biel, 2001, S. 217).
    Ich unterstreiche die Feststellung, dass Kelten und Griechen ein
    ähnliches hoch entwickeltes Münzsystem besaßen. Da die Galater
    (Kelten) auch in Kleinasien siedelten, kann unter Fernhandel ein
    Warenaustauschsystem gesehen werden, das von Spanien bis zur
    Türkei oder auch darüber hinaus bis Afrika funktionierte.
    Die Normierung, also die standardisierte Herstellung von Münzen
    in einem großräumigen Gebiet (Fernhandel) und ein Währungssys-
    tem zeugen von einem funktionierenden Warenaustausch und damit
    einer hoch stehenden Zivilisation bereits vor den Römern.
    Im Gegensatz zu den Kelten mit einem normierten Münzsystem
    für den Fernhandel hat Rom auf monetärem Gebiet keine Unifor-

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    mität (einheitliche Münzen = Währungssystem) besessen. Erst der
    wesentlich später, von 284-305 regierende römischen Kaiser Dio-
    kletian wurde durch eine Münzreform bekannt. Bis zu dieser Zeit
    herrschte »ein Pluralismus provinzialer Münzspektren, an denen
    das römische Element jeweils stark unterschiedliche Anteile hatte«
    (Fischer, 2001, S. 214). Trotzdem soll das römische Geld entgegen
    jeder Logik als eine Leitwährung funktioniert haben, obwohl »über
    Jahrhunderte weniger an einer Vereinheitlichung nach römischen
    Kriterien gelegen war als an der Befriedung konkret auftretender
    Bedürfnisse ihrer Truppen« (Fischer, 2001, S. 214).
    Aha! Was auch immer das bedeuten soll: Wie kann ein Fernhandel
    ohne Währungssystem oder ein festgelegtes Tauschverhältnis un-
    terschiedlicher Münzsysteme funktionieren? In der Literatur wer-
    den diese unübersehbaren Widersprüche wortreich vernebelt und
    allzu fadenscheinig begründet.
    Im Gegensatz zu den Römern besaßen die Kelten ein auch im
    Fernhandel funktionierendes Münzsystem, bei dem trotz gemein-
    samer Eigenschaften der räumliche Ursprung der Münzen erkannt
    werden kann, je nachdem, ob sie aus den Gefilden Spaniens oder
    Frankreich, von den Küsten Englands, vom Rhein, der mittleren
    Donau oder aus dem Inneren Kleinasiens stammen (Kroha, 1997, S.
    237). Da man aber die Römer als Hochkultur und die angeblich
    schriftunkundigen Kelten als Barbaren ansieht, werden keltische
    Münzen als Nachahmungen römischer angesehen und entsprechend als Barbarenprägung eingestuft …
    Verstehe das, wer will. Hier wird anscheinend Ursache und Wir-
    kung verwechselt. Es war genau umgekehrt, und die als römisch
    angesehenen Münzen sind in Wirklichkeit keltischen und/oder
    griechischen Ursprungs, wie noch geklärt werden soll. Aber auch in
    Amerika wurden in unterschiedlichen Ländern keltische Münzen
    gefunden, die in der Mehrzahl als römische Prägung angesehen werden. Wie auch immer, kann ein römisches Weltreich ohne ein
    uniformes Münzsystem bestanden haben? Außerdem sind manche
    römisch klassifizierten Münzen

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