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Kolumbus kam als Letzter

Kolumbus kam als Letzter

Titel: Kolumbus kam als Letzter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Joachim Zillmer
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da im Ernstfall die Nachrichten-
    übermittlung unbedingt aufrechtzuerhalten war und so die Türme

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    bei Stammesfehden nicht so leicht erobert werden konnten. Das
    Personal wurde mit Körben auf die obere Plattform gehievt. So
    verhinderte man auch das Fälschen von Nachrichten.
    Die römisch-päpstlichen Christianisierer funktionierten die Signal-
    türme der heidnischen Länder zu Kirchtürmen um (Kultplatz-Kon-
    tinuität) und vernichteten so das feindliche Nachrichtensystem der angeblichen Heiden oder nutzten es teilweise heimlich weiter, da
    die okkupierten alten Kirchtürme immer in Sichtkontakt miteinan-
    der standen (Geise, 2000).

    Transatlantische Signaltürme

    Uwe Topper berichtete mir über seine längere Zeit zurückliegen-
    den Entdeckungen von zu ebener Erde türlosen Türmen, die in
    langen Ketten über die ganze Iberische Halbinsel bis jenseits der
    Pyrenäen verteilt angeordnet sind. Sie scheinen zu zwei verschie-
    denen, unterschiedlich alten Systemen zu gehören. Bei dem älte-
    ren System denkt Topper an keltische, keltiberische oder vorkel-
    tische Systeme und bei dem jüngeren an islamische (Topper, 1927,
    S. 171 f.).
    Nach byzantinischen Quellen soll im 9. Jh. eine optische Signalver-
    bindung quer durch Kleinasien nach Konstantinopel bestanden
    haben. Die ursprüngliche Hauptfunktion der Türme wurde offiziell
    noch nicht erkannt. Bereits bei den Griechen wurden optische und
    akustische Signale im Kriegswesen zur Nachrichtenübermittlung
    eingesetzt. Beispielsweise wurde das Anrücken feindlicher Truppen
    durch Rauchsignale am Tag und Feuersignale bei Nacht angezeigt.
    Zur Buchstabenübermittlung dienten Fackeltelegraphen. Im
    »Lexikon der Antike« wird bestätigt, dass die Mittelmeerküste von
    Kleinasien, Spanien und Nordafrika mit Signalstationen versehen
    war (Irmscher, 1984, S. 520) – in Gebieten, die in der Vorzeit
    keltisch waren.
    Zumindest in einem Fall wird auch im Keltenland ein funktionie-
    rendes, allerdings als römisch deklariertes Nachrichtensystem aner-
    kannt. Im »Bertelsmann Lexikon Geschichte« (1996, S. 484) kann

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    man nachlesen: »Das vornehmliche strategische Moment des Limes
    war nicht nur der Bollwerkcharakter, sondern lag in seiner Kom-
    munikationsfunktion. Denn der Limes war als Beobachtungslinie
    mit Wachtürmen eingerichtet, die in Sichtweite (200-1000 Meter)
    standen und über die durch Signal-, Rauch- und Lichtzeichen In-
    formationen ausgetauscht wurden.«
    Wenn die später als Kirchtürme genutzten Signaltürme tatsächlich
    zur optischen Nachrichtenübermittlung dienten, müssen sie in be-
    stimmten, auf Sichtweite ausgerichteten Abständen errichtet wor-
    den sein.
    Die Lage einiger tausend alter Kirchen Skandinaviens und Nord-
    deutschlands hat Goslar Carstens (1982) untersucht. Es wurden da-
    bei immer wiederkehrende Entfernungen zwischen den alten Kir-
    chen festgestellt. Der Titel der Untersuchung »Der planmäßige
    Aufbau der heidnischen Heiligtümer bei den Skandinaviern, Frie-
    sen und Sachsen« (Carstens, 1982) unterstreicht den überregionalen
    Charakter der Planung und Vermessung, die man den Barbaren
    Nord- und Mitteleuropas ansatzweise gar nicht zugetraut hätte. Die
    römisch-päpstliche Kirche hat zwar neue Kirchen auf den alten
    heiligen Plätzen errichtet, aber die hier angesprochenen, später zu
    Kirchtürmen umfunktionierten sehr alten Türme existierten schon
    lange vor Beginn des Feudalismus und waren quasi Bestandteil der alten Kultplätze.
    Ausschließlich von oben zugängliche Signaltürme gibt es auch in
    Amerika. Im Gallina Canyon, im Nordwesten des US-Bundesstaates New Mexico, standen ungefähr 500 Steintürme in einem Gebiet
    von 56 mal 80 Kilometern. Frank C. Hibben von der University
    ofNew Mexico veröffentlichte am 9. Dezember 1944 einen Artikel über »Das Geheimnis der Steintürme« in der Millionenzeitschrift
    »The Saturday Evening Post«. Diese Steintürme standen einzeln
    oder in Gruppen, stets auf erhöhten Punkten wie »Burgen entlang
    einer Felskante«.
    Man nannte die Erbauer Gallina-Volk. Bis heute ist von der Largo-Gallina-Kultur kaum etwas bekannt. Erst 1979 erschien ein neuerer Artikel von James Mackey und Roger C. Green über die Türme im
    »American Antiquity« (Vol. 44, S. 144-154). Von der Arizona State 75

    University wurde mir eine Untersuchung über die mit gebrochenen und teilweise verbrannten Knochen gefundenen Skelette überlassen
    (Turner et al., 1993).
    In seinem Standardwerk

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