Kolumbus kam als Letzter
seit dem -3. Jh. auch auf
dem der Literatur Lehrmeister und Vorbild ihrer Besieger.« Analog
hätten die Amerikaner nach dem Zweiten Weltkrieg die deutsche
Kultur übernehmen und neben Englisch auch Deutsch sprechen
müssen.
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Alte Handelswege
Das Interesse der griechischen Handelsaktivitäten »ist die Verbin-
dung zu der gewaltigen Kornkammer der Poebene sowie der
Zugang zum ›barbarischen‹ Mitteleuropa, das mittlerweile eine
beträchtliche Präsenz etruskischen Handels entlang den Verzwei-
gungen der sehr alten Bernsteinstraßen aufweist« (Torelli, 1998,
S. 210). Die älteste Bernsteinstraße erreichte von der Ostsee aus
das Mittelmeer an der Pomündung – weshalb in der griechischen
Sage das Po-Delta als Heimat des Bernsteins erscheint –, und an
diese Straße schloss sich eine andere quer durch die Halbinsel
über den Apennin nach Pisa führende an. Aber Elemente der Zi-
vilisation konnten von dort her den Italikern nicht zukommen. Ganz
im Gegenteil, nach Theodor Mommsen (erstes Buch, 1902, S.95)
sind es die seefahrenden Nationen, die nach Italien gebracht haben,
was überhaupt in früher Zeit an ausländischer Kultur dorthin ge-
langt ist.
Der etruskische Binnenhafen Forcello, in der Po-Ebene, sechs
Kilometer südlich von Mantua, war der Umschlagplatz für den
internationalen Handel des -5. Jhs. Der Ausgräber Professor Dr.
Raffaele beschreibt die Rolle der Hafensiedlung: »Forcello ver-
band Welten. Der Grund, warum die Etrusker diesen Platz ge-
wählt haben, ist offensichtlich: Er öffnet Kommunikationswege.
Von Griechenland lief der Handel über die Adriahäfen bis nach
Forcello, hier war dann der Anfang der Landwege in Richtung
Corner See und durch die Alpen nach Burgund« (»BdW«, 8/2002,
S. 66).
Das ist eine interessante Feststellung, denn der etruskische Handel
über die Alpen hinweg bis nach Schweden, England, Spanien und
die Ukraine wird bestätigt, wie die bereits bestehenden Handels-
wege. Haben die Römerstraßen in Wirklichkeit Etrusker und Kelten gebaut? Hierzu würde eine Notiz bei Livius (V, 33, 11) passen,
wonach die Räter, ein Volk der mittleren östlichen Alpen, ein Rest
angesiedelter – nicht Reste einer dieses Gebiet durchwandernden –
etruskischer Bevölkerung seien, denn die Etrusker kamen ja über
das Meer nach Italien.
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Zu griechischem Wein und Öl wurden etruskische Erzeugnisse wie
Keramik und Schmuck auf Wagen geladen und den keltischen Fürs-
ten nördlich der Alpen angeboten. Das Interesse an mediterraner
Kunst und Lebensart war bei den Keltogermanen groß. Im Zusam-
menhang mit bereits vor -600 befahrbaren Handelswegen erinnere
ich an die Gräber mit technisch hochwertigen vierrädrigen Wagen-
beigaben der Hallstattkultur aus dem -8. bis -6. Jh. Die den Gräbern beigegebenen Wagen waren sicher keine seltsamen Kultobjekte,
sondern Hinweis auf einen mit vierrädrigen Wagengespannen
funktionierenden regen Fernhandel auf den alten, bereits vorhan-
denen Handelswegen der Keltogermanen, auch fälschlich Römer-
straßen genannt.
Wenn unsere Vorfahren als faule, auf den Bärenhäuten herumlie-
gende Barbaren beschrieben werden, handelt es sich eindeutig um
schlichte Propaganda von interessierter Seite, einerseits, um eine
von den Humanisten glorifizierte Antike zu rechtfertigen, und an-
dererseits, um ein uraltes Rom mit antikem Heiligenschein für die römisch-päpstliche Kirche entstehen zu lassen. Durch eingefügte
Verkettungsglieder wurde eine zur erfundenen Römergeschichte
parallel verkettete Kirchengeschichte (Paralleltradierung) mit lan-
ger Tradition begründet.
Angeblich römische Kunstobjekte stammen entweder von anderen
antiken Völkern (Etrusker, Griechen) oder wurden ab dem 15. Jh.,
manchmal sogar als eigens kreierte Stilrichtung, neu geschaffen.
Diese neuen auf antik getrimmte Kunstwerke, die ab dem 15. Jh. in
der Werkstatt direkt torsoartig hergestellt wurden, wirken oft selt-
sam modern und frisch. Sie sind naturgemäß unwiderlegbar echt,
da es keine echt antiken Originale gibt. Also ist die Fälschung identisch mit dem Original – ein weites Betätigungsfeld und reichliche
Verdienstmöglichkeit für Künstler und Kunsthändler!
Ein Hauptwerk der hellenistischen Kunst ist der in Berlin ausge-
stellte Pergamonaltar. Handelt es sich um eine Fälschung? Wurde
der Gigantenfries von Bildhauern direkt torsoartig ausgeführt, auf
alt getrimmt? Beispielsweise befinden sich hinter
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