Kolumbus kam als Letzter
wurde erst
-260, angeblich als Nachbau eines in Serie hergestellten punischen Schiffes, das als Muster diente, gebaut. Mit anderen Worten:
Römer fuhren mit phönizisch aussehenden Schiffen. Aber, wie
nicht anders zu erwarten, siegte die wie Phönix aus der Asche star-
tende Nation Rom gegen die damals mit Abstand führende See-
macht.
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Aber, bauten Römer tatsächlich Schiffe nach punischem Vorbild?
Besteht keine Verwechslungsgefahr bei Funden solcher Schiffe am
Meeresgrund? Oder handelt es sich um einen geschickten Schach-
zug späterer Geschichtsfälscher? Denn wenn ein Volk bzw. eine Kul-
tur nur ein Kunstprodukt, quasi eine Fata Morgana darstellt, dann
muss der interessierte Fälscher der betreffenden Nation Originale
verschaffen. Diese können ganz einfach fiktiv herbeigezaubert wer-
den, indem man anerkannten Originalen anderer alter Kulturen
einfach eine andere Herkunft bescheinigt: Als Etikettenschwindel
wäre entsprechend Punisch durch Römisch ersetzt worden. Denn
Original bleibt Original.
Entsprechend geben die Verträge zwischen Rom und Karthago fak-
tisch einen Sinn, wenn man berücksichtigt, dass die Etrusker zu
dieser Zeit definitiv bereits eine Seemacht waren. Warum schloss die Landmacht Rom nicht zuerst mit der in unmittelbarer Nachbarschaft siedelnden Seefahrernation der Etrusker entsprechende
Verträge?
Deshalb verwundert es nicht, wenn die Etrusker (griechisch Tyr-
rhenoi) – und eben nicht die Römer – im Bunde mit Karthago in
der Seeschlacht bei Alalia (Aleria auf Korsika) gegen Kolonisten
aus dem kleinasiatischen Phokaia den griechischen Einfluss zu-
rückdrängen und die Seeherrschaft über das nach ihnen benannte
Tyrrhenische Meer gewinnen konnten (»Bertelsmann Lexikon Geschichte«, S. 228).
»Der ›Pyrrhussieg‹ der Phokäer bei Alalia besiegelt ein Einverständ-
nis zwischen Etruskern und Karthagern, das, wie es scheint, lange
Zeit überdauern sollte und das noch Aristoteles (Pol. III, 9, 1280a.
38 ff.) als ›Handelsvertrag‹ und Abmachungen über Importe‹ be-
zeichnet. Diese Abmachung dürfte sich ihrem Charakter nach kaum
von dem berühmten römisch-karthagischen Vertrag unterschieden
haben, der auf 509 v.Chr. datiert wird« (Torelli, 1998, S. 212).
Meiner Meinung nach wurde der einen wirklichen Sinn ergebende
etruskisch-karthagische Vertrag nachträglich als römisch-kartha-
gischer Vertrag ausgewiesen. Ein Etikettenschwindel primitivster
Art und Weise, indem für »etruskisch« einfach »römisch« gesetzt
wurde.
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Erst so wird verständlich, dass Etrusker und nicht Römer einen
Fern- und Luxusgüterhandel betrieben: »Es wurden Felle, Metalle
und Bernstein aus Nordeuropa in den Mittelmeerraum eingeführt
(»Bertelsmann Lexikon Geschichte«, S. 228).
Der im 1. Jh. in Sizilien lebende griechische Geschichtsschreiber
Diodor berichtet, dass sich die Etrusker mit den Karthagern um den
Besitz einer Insel im Atlantik gestritten hätten. Die Etrusker
besaßen hochseetüchtige Schiffe und der Sprung nach Amerika war
technisch möglich. Die Seemacht oder gar Seeherrschaft der Etrus-
ker (Tyrrhener) wurde später als Thalassokratie bezeichnet. Sie hätte so frühzeitig, wirkungsvoll und überlegen nicht in Erscheinung treten können, ohne lange und gründliche Vorschule. Eine
Hochseeschifffahrt bedarf längerer Entwicklungszeiträume und
tieferer Anlässe.
Die zahlreichen, in etruskischen Gräbern gefundenen Gegenstände
griechischer, orientalischer, ägyptischer oder punischer Herkunft
sind vorrangig mit tyrrhenischen Schiffen eingefahren worden. Für
Anregungen waren die Etrusker sehr empfänglich. Die im Mittel-
meer aufkommende Mode der griechischen Kunst haben sie lebhaft
mitgemacht.
Auf jeden Fall wird die lange vertretene orthodoxe Vorstellung von
kettenartig angeordneter minoischer, später phönizischer, schließ-
lich griechischer Vormacht zur See den tatsächlichen, weit komple-
xeren Verhältnissen nicht gerecht.
Wird auch hier ein riesiger Etikettenschwindel betrieben? Wurde
aus einer kulturell griechisch beeinflussten etruskischen Gesell-
schaft nachträglich eine römische mit zweisprachigen Römern und einer griechisch-römischen Mischkultur im 2. Jh. (vgl. Irmscher, 1984, S. 484)? Die Zweisprachigkeit (griechisch und lateinisch)
war bei den Gebildeten angeblich die Regel (Irmscher, 1984, S.
483). Im »Lexikon der Antike« (S. 483) wird bestätigt: »Wie auf
anderen Gebieten wurden die Griechen
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