Kolumbus kam als Letzter
abgebrochenem
Marmor detailliert ausgearbeitete Hintergründe mit Oberflächen-patina (Topper, 2001, S. 41 ff.).
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Römische Phantome
Die Hauptstraße Pompejis (Via dell'Abbondanza) verläuft genau in
Ost-West-Richtung und bildet die Mittelachse eines rechtwinkligen
Straßensystems der Neustadt nach dem Muster des griechischen
Stadtplaners Hippodamos von Milet. Auch andere etruskische
Städte (Beispiel: Marzabotto um -500, vielleicht das alte Misa) wur-
den nach dem Bratrost-Muster angelegt.
Pompeji wurde 63 durch Erdbeben erschüttert und 79 von einem
Ausbruch des Vesuv verschüttet. Diesem Umstand verdanken wir
eine erhalten gebliebene Inschrift und damit die Kenntnis, dass die
oskische Sprache sogar noch beim Untergang Pompejis geschrieben
wurde. Die Osker waren ein indoeuropäischer Stamm der oskisch-umbrischen Sprachgruppe, verwandt mit den Samniten. Diese wie-
derum wurden nicht nur von der griechischen Kultur beeinflusst,
sondern die samnitische fällt mit der hellenistischen Kultur sogar zusammen und die Sprache der Osker war in fast ganz Süditalien verbreitet (Irmscher, 1984, S. 400).
Der italische Sprachstamm zeigt sich »zugleich sprachlich wie geo-
graphisch als nächsten Stammverwandten der Griechen; der Grie-
che und der Italiker sind Brüder, der Kelte, der Deutsche und der
Slave ihnen Vettern« (Mommsen 1902,1/ 2, S. 16).
Süditalien und Sizilien waren bis zur Übernahme durch den germa-
nischen Stamm der Lombarden in griechischer Hand. Die vielen
griechischen Tempel bezeugen es. »Im emporium von Spina leben neben einer äußerst aktiven Mittelklasse gemischter Herkunft, die
sich aus Etruskern und Griechen, aber auch aus Venetern und Um-
brern zusammensetzt und kulturell stark von Griechenland geprägt
ist …«(Torelli, 1998, S. 208).
Obwohl die Römer als angebliche Weltmacht vom Schwarzen Meer
über die Levante bis zum Atlantik regiert haben sollen, »gehörte
das größtenteils keltische Norditalien nördlich des Apennins und
des Rubikons staatsrechtlich erst seit Caesar und Augustus endgül-
tig zu Italien« (Irmscher, 1984, S. 260). Kurz vor der Zeitenwende
war Norditalien noch in keltischer Hand und die Barbaren sorgten
nach Lehrmeinung auch für das Ende Roms, das offiziell 410 durch
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die Westgoten unter Alanen, 455 durch die Wandalen unter Geise-
rich und 546 durch die Ostgoten unter Totila erobert wurde; »die
Stadt verfiel und hatte zeitweise weniger als 1000 Einwohner«
(»Bertelsmann Lexikon Geschichte«, S. 661).
Rätselhafte Baustile
Betrachten wir einmal typisch römische Baustile genauer. Das rö-
mische Komposit-Kapitell besteht aus einer Mischung verschiedener griechischer Säulenordnungen: ionisch und korinthisch. Die so genannte römisch-dorische Ordnung ist der schmucklosen toskanischen (ohne Kanneluren) ähnlich, also einem etruskischen Baustil.
Die römisch-dorischen Säulen stellen keinen römischen, sondern einen vielleicht in Großgriechenland (Süditalien und Sizilien) entwickelten leicht modifizierten griechisch-dorischen Baustil dar, der ähnlich auch von den Etruskern verwendet und durch die Handelsbeziehungen und verwandtschaftlichen Stammesbeziehungen auch
bei den Keltogermanen bekannt war.
Die römischen Baustile sind bis ins 1. Jh. hinein etruskisch und
griechisch. Insbesondere die tuskische (toskanische) Säulenanord-
nung wird weiterhin verwendet. Der Jupitertempel auf dem Kapi-
tol in Rom soll im 1. Jh. auf einem etruskischen Fundament erneu-
ert worden sein: »mit griechischen Spolien (Säulen), aber auch nach
etruskischem Muster mit Freitreppe und Podium« (Koch, 1998, I,
S. 33). Wilfried Koch führt in seinem Buch »Baustilkunde« weiter
aus: »Seine Gerichtetheit wird für alle römischen Sakralbauten be-
stimmend. Rundbauten der Kaiserzeit vom Augustus-Mausoleum,
begonnen 28 v.Chr., bis zur ›Engelsburg‹, der Grabstätte Hadrians,
vollendet 139 n.Chr., haben etruskische Tradition, und selbst die
›Römische Wölfin‹ ist eine etruskische Plastik … In augusteischer
Zeit (31 v.Chr. bis 14 n.Chr.) mündet die griechisch-hellenistische
Kunst schließlich und endgültig in die römische« (Koch, 1998, I,
S.30f.).
Griechische Kolonisten hinterließen an der levantinischen Küste
römisch aussehende Bauwerke, wie beispielsweise in Baalbek (Liba-93
non). Bei meinem Besuch dieser eindrucksvollen Anlage musste ich
feststellen, dass der nach dem römischen Gott des Weines
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